Tim (German Edition)
herzustellen.« Wir sahen uns eine Weile schweigend an.
»Wärst du beleidigt, wenn ich Dr. Johnson deswegen anrufe?«, fragte Beverly schließlich.
»Natürlich nicht«, antwortete ich. »Du kannst ihm alles sagen, was ich euch gerade erzählt habe. Nur solltet ihr wissen, dass ich nicht öffentlich geoutet bin. Tom weiß es auch nur, weil es die Jungs im zweiten Sommer herausgefunden haben. Ich habe zwar nie zugegeben, dass es stimmt, aber sie ließen sich auch nicht hinters Licht führen.«
Beverly verließ das Zimmer, kam aber wenige Minuten später wieder zurück. »Ich hasse es, ihn zuhause anzurufen, aber ich dachte, das war wichtig. Er sah es auch so. Er würde gerne morgen Vormittag mit euch beiden reden. Er denkt auch, dass du recht hast und Tom sich einfach nur ausweinen musste. Du warst der Katalysator dazu. Zu heute Nacht hatte er zwei Bemerkungen. Zum einen meinte er, dass Tom nach wie vor jede Hilfe gebrauchen kann und dass es vermutlich eine große Hilfe für ihn sein könnte. Zum anderen fragte er mich, ob wir irgendeinen Grund hätten, dir zu misstrauen. Ich sagte ihm, dass genau das Gegenteil der Fall ist. ›Dann lasst sie zusammen schlafen wo immer sie wollen‹ , war seine Antwort.«
»Lasst aber Tom das Thema ansprechen«, bat ich und beide stimmten mir zu.
Wir brauchten nicht lange zu warten. Wir waren keine 2 Schritte aus der Küche gekommen, als Tom von der Couch aufstand.
»Mom, Dad. Es tut mir leid, wie ich mich in den letzten beiden Wochen verhalten habe. Ich konnte einfach nicht anders. Ich glaube, es geht mir besser und ich brauche ein bisschen Schlaf. Darf Charlie heute Nacht bei mir schlafen?«
»Darüber haben wir gerade gesprochen«, sagte Beverly und küsste Tom auf die Stirn. »Wir sehen euch morgen früh.«
Tom und ich gingen nach oben und in sein Zimmer. Tom hatte gerade die Tür hinter sich geschlossen, als sich ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. »Das wird ein Spaß, Tim damit zu ärgern, dass ich vor ihm mit dir schlafen konnte.«
»Das stimmt aber nicht«, musste ich ihn enttäuschen. »Tim und ich haben im September 2001 in seinem Haus in Minneapolis zusammen geschlafen. Und wir hatten exakt die gleiche Menge Sex, die wir beide heute Nacht haben werden.«
»Keinen, richtig?«
»Richtig.«
Wir unterhielten uns noch eine Weile, bevor wir beide zufrieden einschliefen.
Tom war am Morgen in recht guter Stimmung, Beverly und Sam waren voller Fragen. Sie wollten wissen, was ich zu Tom gesagt hatte, wie es kommt, dass es ihm so schnell so viel besser ging, wie wir geschlafen hatten. Ich fragte mich, ob in der letzten Frage unterschwellig eine weitere versteckt war, aber vielleicht war ich auch nur paranoid.
Ich schlug vor, dass wir damit bis zu unserem Termin bei Dr. Johnson warten sollten. Dann bräuchte ich nicht alles zwei Mal zu erzählen. Sie willigten ein und wir machten uns direkt nach dem Frühstück auf den Weg.
Dr. Johnson war herzlich, aber business-like . Er bat mich, ihm alles zu erzählen, was passiert war. Von dem Moment, an dem Sam die Tür öffnete bis zu dem, in dem wir in sein Büro kamen. Nachdem Tom und ich abwechselnd erzählt hatte, stellte er mir ein paar Fragen über Camp White Elk und mich. Seine Schlussfolgerung? Die Freundschaft, die Tom und ich im Camp aufgebaut hatten, war der Schlüssel dafür, dass es Tom besser ging. Warum das so war, konnte er sich jedoch selbst nicht erklären. Dann kam er auf die vergangene Nacht zu sprechen.
»Ich gehe davon aus, dass nichts vorgefallen ist, wovon ihr hier nichts erzählen würdet?« Er sah erst mich, dann Tom an.
»So ist es«, antwortete ich.
»Das musste ich fragen«, sagte er. Es klang fast entschuldigend. »Wie sexuell ist die Beziehung zwischen euch?«, fragte er weiter. Beverly und Sam schauten etwas verwundert aus, Tom schien die Frage nicht zu stören.
»Wer soll diese Frage beantworten?«, fragte ich.
»Erst Tom, dann Sie?«
»Wir schliefen nackt«, verkündete Tom. Beverly schnappte nach Luft. »Er hat mich angesehen, ich habe ihn angesehen. Ich glaube, wir haben beide darüber nachgedacht, mehr zu tun, aber es ist nichts passiert. Wir haben uns ins Bett gelegt und ich habe mich an Charlie gekuschelt. Nachdem wir uns noch ein bisschen unterhalten haben, sind wir eingeschlafen.«
»Tom hat recht«, gab ich zu. »Sicherlich hätte ich eine sexuelle Beziehung mit ihm genießen können, aber es gibt zahlreiche Gründe, die dagegen sprechen. Deshalb ist auch
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