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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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nichts passiert.«
    »Und die Gründe wären?«, fragte Dr. Johnson nach. Er schien aufrichtig neugierig zu sein.
    »Erst einmal habe ich einen Freund«, begann ich, meine Gründe aufzuzählen. »Zum Zweiten ist Tom minderjährig. Und der dritte und wichtigste Grund ist, dass ich seinen Eltern gesagt habe, dass nichts passieren würde. Sie haben mir vertraut und mir kam nicht einen Moment in den Sinn, dieses Vertrauen in mich zu enttäuschen.«
    »Warum haben Sie sich in so eine gefährliche Situation begeben? Wenn jemand hört, dass ihr nackt wart, würden die meisten davon ausgehen, dass es nicht dabei geblieben ist.«
    »Ganz einfach: ich hatte das Gefühl, dass Tom es wollte und vielleicht sogar brauchte. Aber lassen Sie sich nicht täuschen. Ich habe es genauso genossen wie er. Auch ich habe Bedürfnisse und Tom hat letzte Nacht meine emotionalen Bedürfnisse befriedigt.«
    »Charlie, ich wusste schon vorher, dass Sie ein außergewöhnlicher Mensch sind.« Dann wandte er sich an Tom Eltern. »Sam, Beverly, die Kosten für das Sommercamp vor zwei Jahren war vermutlich die beste Investition, die ihr je getätigt habt.«
    Tom‘s Eltern sahen ein bisschen verblüfft aus. Offensichtlich störte es sie, dass wir zusammen nackt geschlafen hatten. Aber hier saß Dr. Johnson und lobte mich. Wir schwiegen uns alle eine Weile an. Beverly fand zuerst ihre Stimme wieder.
    »Du hast eine Beziehung zu Tom, die ich nicht verstehen kann und vermutlich auch nie verstehen werde. Aber Charlie, mein Anruf bei dir war das beste, was ich je gemacht habe. Wenn —«
    Tom unterbrach sie. »Ich möchte, dass er noch eine Nacht länger bleibt. Ich werde euch nicht vormachen, dass ich diese Nacht brauche, um mich von dem Unfall zu erholen. Aber ich brauche sie, um meine Akkus wieder aufzuladen. Ich glaube, ihr versteht wirklich nicht, wie viel mir diese Nacht bedeutet hat.« Niemand sagte etwas für eine Weile.
    »Charlie, wenn wir dir einen Flug für morgen früh organisieren, würdest du noch eine Nacht länger bleiben?«, fragte Sam schließlich. »Ich weiß nicht, ob es dir als schwulem Mann gegenüber fair ist, darum zu bitten, noch eine Nacht mit unserem Sohn zu schlafen.«
    Beverly dachte die ganze Zeit angestrengt nach. Dann entspannten sich ihre Gesichtszüge, als hätte sie gerade eine Entscheidung getroffen.
    »Um mich klar auszudrücken«, sagte Beverly. »Was auch immer heute Nacht passiert, bleibt zwischen euch. Wir werden nicht danach fragen. Ihr könnt eure eigenen Entscheidungen treffen. Alles andere wäre dir gegenüber unfair, Charlie. Und das sage ich vorsätzlich vor Dr. Johnson.«
    »Ich glaube, das ist nicht nötig«, warf dieser ein.
    »Mom, es wird nicht mehr passieren als letzte Nacht. Ich könnte Tim nie hintergehen.«
    »Wer ist Tim?«, fragte Beverly.
    »Tim ist derjenige, auf den ich warte. Er ist auch noch minderjährig. Tom kennt ihn aus dem Camp und hat sich hier ein bisschen verplappert. Unsere Beziehung ist — auch wenn sie nicht sexuell ist — privat«, erklärte ich.
    Damit löste sich die Unterhaltung in ein lockeres Gespräch über andere Themen auf. Den Tag verbrachten wir mit Gesprächen über das Camp und ich glaube, Tom‘s Eltern bekamen erstmals einen wirklichen Eindruck davon, wie nah sich diese Jungs standen. Nachdem wir ins Bett gegangen waren, unterhielten wir uns weiter. Tom und ich sprachen die halbe Nacht miteinander. Ich lernte Julie durch Tom‘s Erzählungen ein bisschen kennen, ich erzählte von Tim, Phil, meinem Buch und wir plauderten über viele andere Themen. Wir schliefen irgendwann zwischendurch ein, aber ich hatte das Gefühl, als hätten wir die Nacht durch geredet.
    Tom begleitete mich am nächsten Morgen mit seinen Eltern zum Flughafen und wir hatten einen tränenreichen Abschied. Im Flugzeug realisierte ich, wie sehr ich jeden einzelnen der Gang liebte. Es war noch ein bisschen früh für gute Vorsätze, aber ich nahm mir vor, alle Jungs im kommenden Jahr zu besuchen. Bei Tom war ich gerade und Tim war tabu. Also blieben noch 5 übrig: Jim, Andy, Hal, Franklin und Ronnie.

Kapitel 58: Tim
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    In meinem Dezember-Brief erzählte ich Charlie von unseren Plänen für das bevorstehende Weihnachten und von meinem Treffen mit dem Team der Universität in St. Paul. Mein Coach hatte mich dem Trainer vorgestellt und er war beeindruckt von mir. Er sprach sogar von einem Stipendium für mich. Dieser Teil der Unterhaltung war jedoch eher unangenehm für mich. Ich versuchte Charlie

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