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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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spielen.
    Eine Reporterin von einer lokalen Zeitung, ihr Name war Susan, half ihm besonders beim Umgang mit den Medien. Sie war zwar auch an ihren Geschichten interessiert, war aber auch um Tim und den Trubel besorgt, der um ihn herum geschah. Außerdem war sie die einzige, die es zu akzeptieren schien, dass Tim nicht an den nächsten Olympischen Spielen teilnehmen wollte. Sie fragte einfach nicht danach. Allein das machte sie sympathisch. Susan schlug vor, dass Tim mit seinen Eltern in der Woche vor und nach den Qualifikationswettkämpfen einfach in den Urlaub fahren sollte. Der Ort sollte geheim bleiben, damit ihn die Medien nicht belästigen konnten. Im Gegenzug dafür bekam Susan eine Exklusiv-Story darüber, wo Tim mit seiner Familie diese zwei Wochen verbracht hatte — natürlich erst nach ihrer Rückkehr.
    In meiner Antwort erzählte ich ihm die Geschichte von Priscy und Jane und wie gelangweilt ich wieder einmal war. Auch die Recherche für mein Buch langweilte mich mittlerweile und ich brauchte ein bisschen Aufmunterung. Ende Januar machte ich mich dann auf den Weg nach Michigan, um einen Teil der Gang zu besuchen.

    Jim und Andy holten mich gemeinsam vom Flughafen ab. Ich hatte für dieses Wochenende nur Handgepäck dabei und war sofort bereit zu gehen. Die beiden traten aber auf der Stelle und bewegten sich nicht vom Fleck.
    »Was ist los?«, fragte ich. »Wollt ihr nicht gehen?«
    »Nein. Wir warten noch auf jemanden«, sagte Andy.
    »Auf wen?«
    »Sagen wir nicht«, antworteten beide im Duett.
    »Einen kleinen Hinweis vielleicht?«, fragte ich weiter.
    »Keine Chance«, sagte Jim grinsend.
    »Wie lange warten wir?«
    »Eine halbe Stunde etwa. Du wartest am besten einfach hier und wir sind in 30 oder 40 Minuten zurück.« Damit waren sie verschwunden. Seltsam.
    Ich setzte mich, las eine Zeitschrift und schaute aus dem Fenster des Terminals. Plötzlich sprang mich etwas ziemlich schweres von hinten an und hielt mir die Augen zu.
    »Wer bin ich?«, fragte eine bekannte Stimme.
    »Tom?«, fragte ich ungläubig. Er ließ mich los, ich drehte mich um und umarmte ihn. Jim und Andy standen mit einem breiten Lächeln daneben und schauten uns zu. Was für eine Überraschung!
    Während wir zum Auto gingen, plauderten wir über die Pläne für die nächsten zwei Tage. Wir würden zuerst zu Andy nach Alma fahren, dort die Nacht verbringen und am Sonntag zurück nach Flint fahren. Dort würden wir auch übernachten. Am Montag Morgen würden wir alle gemeinsam zum Flughafen fahren. Ihre Eltern waren der Meinung, dass es wichtiger war, sich von mir zu verabschieden als rechtzeitig in der Schule zu sein. Tom würde durch seinen Flug nach Hause den kompletten Tag fehlen. Ich musste zugeben, dass ich die Prioritäten ihrer Eltern angemessen fand.
    Noch im Auto erfuhr ich, dass sowohl Andy als auch Jim nach ihren Abenteuern im Camp beschlossen hatten, dass sie eher auf Mädchen stehen und sich eine Freundin suchen wollten. Beide hatten dabei bisher aber noch kein Glück. Sie gestanden uns auch, dass sie mit ihren Eltern nicht so offen über diese Angelegenheiten reden konnten wie mit Tom und mir. Beide wussten auch nicht, wie ihre Eltern darauf reagieren würden, dass sie von Zeit zu Zeit auch eine sexuelle Beziehung miteinander hatten. Wir beschlossen, dass ich beim Abendessen Versuchskaninchen für die beiden spielen würde. Ich wusste, dass beide nicht glücklich darüber waren, Geheimnisse vor ihren Eltern zu haben. So hatte Andy die Möglichkeit sehen, wie seine Eltern auf dieses Thema reagieren würden. Danach war es einfacher für ihn zu entscheiden, was er ihnen erzählen wollte und was nicht.
    Das Gespräch auf das Thema zu lenken war nicht schwer. Ich sprach über meinen Besuch bei Tom und wie ich seinen Eltern gestand, dass ich schwul bin. Andy‘s Eltern reagierten gar nicht. Seine Mutter, Melanie, war aber sofort an der Geschichte interessiert, wie Tom und ich zusammen geschlafen hatten und wie der Psychiater darauf reagiert hatte. Ihr Interesse war eher beruflicher Natur. Sie war Sozialarbeiterin und ihre Reaktion auf meine Erzählung war durchaus unerwartet.
    »Ich wünschte, wir könnten so etwas als Therapie empfehlen. Würde ich nur vorschlagen, dass ein Junge mit einem Erwachsenen in einem Bett schlafen sollte — auch wenn sie nicht nackt wären — würde ich auf der Stelle gefeuert, verklagt und vermutlich auch gleich verhaftet werden. Ich muss aber auch zugeben, dass die Anzahl der Männer, denen ich

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