Tim (German Edition)

Sie waren sprachlos und konnten mit der Situation nicht umgehen. Immerhin versicherten sie Jim, dass sie ihn immer noch liebten und dass Andy auch weiterhin bei ihnen willkommen ist. Dennoch brauchten sie ein bisschen Zeit, um die Geschichte zu verdauen. Es hätte trotzdem schlimmer kommen können.
    Am Morgen, als wir zum Flughafen fuhren, war die Situation weniger angespannt als am Vorabend. Das machte mir Hoffnung, aber ich hielt mich bei Jim‘s Eltern mit meinen Ratschlägen zurück. Den Rat, nie eine Frage zu stellen, wenn sie mit der Antwort nicht umgehen können, konnte ich mir dennoch nicht verkneifen. Ich erzählte Tim alles über meine Reise im nächsten Brief.

Kapitel 60: Tim
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    Ich las gespannt Charlie‘s Brief, in dem er über seinen Besuch bei Jim und Andy berichtete. Auch von Tom‘s Überraschung erzählte er mir. Von allen dreien hatte ich auch E-Mails bekommen, die im Prinzip die gleiche Geschichte erzählten. Eine Information fehlte jedoch in Charlie‘s Brief: Jim‘s Eltern hatten sich zusammengerissen und ihre Beziehung hatte sich wenige Tage später deutlich verbessert. Sie sprachen miteinander, auch wenn die Oralsexfrage vermutlich nach wie vor tabu war. Ich war mir sicher, dass Jim in seiner nächsten E-Mail an Charlie davon berichten würde. Dennoch entschied ich mich, es in meinem nächsten Brief zu erwähnen. So wie ich Charlie kannte, würde es ihn ein bisschen beunruhigen. Ich ging davon aus, dass es ihn noch immer ein bisschen beschäftigte.
    Außerdem erzählte ich ihm, dass wir uns entschlossen hatten, die Woche vor und nach den Qualifikationen für die Olympischen Spiele in London zu verbringen. Zögernd stimmte die Schule auch zu, dass Carl in diesen zwei Wochen fehlen würde. Dad machte aber deutlich, dass ihm die Meinung der Schule prinzipiell egal war und Carl so oder so in London sein würde. Ich war mir sicher, dass ich jetzt schon wusste, was Charlie bei diesen Zeilen denken würde. Und ich gebe zu, das hätte wirklich auch von mir stammen können. Irgendwo muss ich es ja her haben, oder?
    Genau das war auch seine Antwort, die ich wenige Tage später erhielt. Sein Brief war ziemlich kurz, es gab nicht wirklich viel neues in seinem Leben. Aber wir hatten den Februar hinter uns gebracht.

    Im März hatte ich Charlie nicht viel neues zu berichten. Aber ich hatte einige Gedanken mit ihm zu teilen. Zum einen hatten wir einen weiteren Meilenstein hinter uns gebracht, Brief Nummer 30! Zum anderen dachte ich viel darüber nach, ob wir uns auch unter anderen Umständen so ineinander verliebt hätten. Zu diesem Thema schrieb ich:
Charlie, ich frage mich oft, was passiert wäre, wenn unser Altersunterschied nicht gewesen wäre. Was wäre gewesen, wenn ich zum Beispiel in deinem Alter und einer der Betreuer im Camp White Elk gewesen wäre? Vielleicht hätten wir dann diese Trennung, diese Sehnsucht und diesen Schmerz nicht. Vielleicht wären wir im Camp aber auch einfach an einander vorbei gegangen, ohne uns auch nur ein einziges Mal zu unterhalten. Vielleicht wären wir zusammen gekommen, hätten in diesen 2 Wochen gelegentlich Sex gehabt und wären dann getrennte Wege gegangen. Immer wenn ich daran denke, bin ich glücklich über das, was wir haben. Auch wenn es weh tut und die letzten 30 Monate die pure Hölle waren.
Jede Nacht bist du in meinen Träumen bei mir und umschlingst mich. Deine Hände erforschen zögernd und vorsichtig die Stellen zwischen meinem Bauchnabel und anderen Körperteilen. Ich frage mich jede Nacht, ob es deine echte oder deine eingebildete Hand sein wird, die zuerst ihr Ziel erreicht. Ja, Charlie! Sogar in meinen Träumen respektiere ich deine blöden Regeln!
    Ich schickte den Brief ab, bevor ich mir überlegen konnte, noch etwas daran zu ändern. Ich wollte ihn nicht unter Druck setzen, aber ich wollte ihm auch nicht meine Gedanken verschweigen. Also ließ ich alles wie es war und schickte den Brief ab.
    Charlie‘s Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Es war ein zuckersüßer Liebesbrief, der allerdings auch ein paar wichtige Teile enthielt. Zum einen waren Priscy und Jane zusammengezogen. Charlie hatte die Aufgabe zu helfen. Nachdem der Umzug erledigt war, bat Priscy ihn um einen großen Gefallen. Jane hatte noch nie mit einem Mann Sex und sie fragte, ob Charlie sich dazu bereit erklären würde. Ich konnte lesen, wie viel Spaß er dabei hatte, davon im kleinsten Detail zu erzählen. Und es war wirklich sehr detailliert. Ich musste zugeben, dass