Tim (German Edition)
ich ein bisschen neidisch war. Nicht auf Charlie, sondern auf Priscy und Jane!
Außerdem erzählte mir Charlie, dass er sein Training beim Bogenschießen wieder aufnehmen wollte. Er hatte sich Gedanken gemacht und hielt es für eine gute Idee. Auch einen guten Verein hatte er schon gefunden. Endgültig entschieden hatte er sich aber noch nicht. Ich wusste, dass mehr hinter der Sache steckte, als sich einfach nur damit zu beschäftigen, auch wenn er das nicht schrieb.
Kapitel 61: Charlie
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Mein Herz klopfte, als ich meinen 30. Brief an Tim abschickte. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm wirklich von meinem Bogenschießen erzählen sollte. Wie seine Antwort aussehen würde, wusste ich jetzt schon. Wenn sein nächster Brief bei mir ankommt, sollte ich besser Mitglied des Clubs sein und einen Trainingsplan parat haben. Es war schön, Tim wie ein offenes Buch lesen zu können, selbst über die Entfernung.
Wenige Tage nachdem ich den Brief abgeschickt hatte, erhielt ich einen Anruf, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Der Anrufer war Carl und ich war mehr als nur überrascht.
»Hallo«, meldete ich mich.
»Hi, Charlie. Hier ist Carl.«
»Es ist schön, dich zu hören. Was kann ich für dich tun?«
»Tim weiß nicht, dass ich dich anrufe. Und ich möchte auch nicht, dass er es erfährt. Warum wirst du später verstehen.«
»Carl, worum geht es?«
»Ich würde dich gerne besuchen kommen. Nur zum Mittagessen. Wir müssen reden.«
»Gibt es Probleme? Irgendetwas, das ich wissen muss? Ist Tim etwas passiert?« Ich geriet sofort in Panik.
»Nein, keine Probleme«, versuchte er mich zu beruhigen. »Ich habe nur ein paar Fragen, die ich dir gerne stellen würde.«
»Über dich, mich oder Tim?« Ich verstand absolut nicht, worauf er hinaus wollte.
»Nicht über mich«, lachte er.
»Wann willst du kommen?«
»Samstag. Könnten wir uns irgendwo in der Mitte zwischen Minneapolis und Des Moines treffen? Dann brauche ich nicht so weit zu fahren.«
Ich stimmte zu und nach ein wenig hin und her vereinbarten einen Treffpunkt, ziemlich genau in der Mitte. Wir verabschiedeten uns und ich blieb mit einem dicken Fragezeichen im Gesicht zurück. Je mehr ich darüber nachdachte, umso weniger Sinn ergab dieses Telefonat.
Die Zeit bis zum Samstag verging glücklicherweise ziemlich schnell. Wir trafen uns wie vereinbart in einem kleinen Restaurant, begrüßten uns mit einer freundlichen Umarmung und bestellten unser Essen.
»Also Carl, was hast du auf dem Herzen?«, fragte ich.
»Ich habe ein paar Fragen, die ich gerne beantwortet hätte. Lass mich die Fragen stellen und dann hast du Gelegenheit, sie zu beantworten, okay?«
»Schieß los«, stimmte ich zu.
»Charlie, sei mir nicht böse, aber ich muss es wissen. Liebst du Tim wirklich? Warum? Wie kannst du dir so sicher sein, wenn ihr euch so wenig kennt? Das wäre meine erste Frage.« Er dachte kurz nach und holte Luft. »Zweitens: du hast Tim mit deiner Aussage, dass ihr nach seinem Geburtstag zusammen ziehen wollt, sehr glücklich gemacht. Aber das ist alles ziemlich unvollständig und macht mich nicht wirklich glücklich. Kannst du mir mehr dazu sagen? Das frage ich für mich, nicht für Tim. Außerdem würde ich gerne wissen, ob du es wirklich ernst meinst oder ob du Tim enttäuschen wirst.«
»Carl, du bist ein wundervoller großer Bruder. Ich wünschte, ich hätte einen großen Bruder gehabt, der so auf mich aufpasst. Dafür liebe ich dich.«
»Danke«, lächelte er verlegen. »Aber damit beantwortest du die Fragen nicht«, fügte er ungeduldig hinzu.
»Keine Sorge. Lass mich mit der letzten Frage anfangen. Ja, ich meine es wirklich ernst und mir würde im Traum nicht einfallen, Tim zu enttäuschen. Ich bin dabei, bis zum bitteren Ende.«
»Warum hast du das Tim nicht so gesagt?«
»Es wäre ihm gegenüber nicht fair. Er soll bis zu diesem großen Geburtstag jederzeit die Möglichkeit haben, sich anders zu entscheiden. Bis dahin werde ich ihn in keinster Weise an mich binden oder ihn unter Druck setzen.«
»Verdammt, Charlie. Er hat 30 Monate lang kein einziges Mal an euch gezweifelt. Und ja, wir zählen alle die Monate mit.«
»Es ist seine Entscheidung und bis zu diesem Tag kann er sich anders entscheiden. Erst dann werden wir uns zu etwas anderem verpflichten. Bis dahin ist die Tür nicht verschlossen. Wenn er sie nicht öffnet, ist das gut für mich. Aber ich muss ihm die Chance lassen, seine Meinung zu ändern.«
»Was wirst du im kommenden Januar
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