Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
Unter anderem dachte ich darüber nach, wie seltsam es war, an der Haustür klingeln zu müssen anstatt einfach einen Schlüssel aus der Tasche zu ziehen. Aber was sollte ich mit einem Schlüssel, wenn ich nur ein oder zwei Mal im Jahr hier war?
Tim schien meine Gedanken lesen zu können. Er nahm meine Hand und drückte sie kurz. Ich sah ihm in die Augen und er lächelte mich aufmunternd an. Ich liebte ihn dafür. Ich war mir aber sicher, dass er fast genauso nervös war wie ich. Wir holten beide noch einmal tief Luft, bevor ich die Klingel drückte.
Dad öffnete uns die Tür, Mom stand direkt hinter ihm. Beide freuten sich, mich zu sehen. Wir umarmten uns und ich drückte meiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Dann stellte ich ihnen Tim vor, der wie immer überaus charmant war.
»Charles, es ist schön, dass du hier bist«, sagte meine Mutter zu mir. »Und auch du bist uns herzlich willkommen, Tim«, ergänzte sie und bekam von Tim ein Lächeln als Antwort.
»Charles, zeigst du Tim bitte gleich, wo das Gästezimmer und das Bad sind?«, schlug Dad vor.
Ich nickte und ging mit Tim nach oben.
Im Gästezimmer standen zwei uralte Einzelbetten. Die Matratzen waren aber neu und ich fragte mich, wo meine Eltern die mal wieder aufgetrieben hatten. Die Betten hatte keine Standardgröße, an die man sich heutzutage gewöhnt hat. Für Tim würde dieses Bett sicher ausreichen, da er ziemlich klein und schmächtig war. Für uns beide würde es hingegen eng werden. Da wir uns entschieden hatten, erst einmal getrennt zu schlafen, würde das jedoch kein Problem sein.
Ich stellte mein Gepäck schnell in meinem alten Zimmer ab. Als das erledigt war, ging ich zu Tim ins Gästezimmer zurück. Ich umarmte ihn und wir küssten uns.
Dann gingen wir nach unten ins Wohnzimmer, wo wir uns zu meinen Eltern setzten. Die nächste halbe Stunde verbrachten wir mit klassischem Smalltalk.
Sie fragten nach meinen Plänen für die nähere Zukunft, nachdem mein Job beim Roten Kreuz beendet war. Außerdem wollten sie wissen, wie Tim es geschafft hat, Schulfrei zu bekommen. Es war offensichtlich, dass meine Eltern keinen blassen Schimmer hatten, warum Tim und ich wirklich da waren. Ich war ein bisschen erleichtert darüber, denn wir wollten nicht sofort mit der Tür ins Haus fallen. Wir hatten uns überlegt, dass wir die Bombe frühestens am nächsten Tag platzen lassen wollten. Ich hoffte, dass sie Tim mögen und bis dahin ein bisschen besser kennenlernen würden. Bisher waren wir auf einem guten Weg dahin.
Zum Abendessen gingen wir in ein Restaurant, das mein Dad ausgesucht hatte. Meine Halbbrüder, Wayne und Gill, begleiteten uns, zusammen mit ihren Frauen. Tim hatte keine Schwierigkeiten damit, alle mit seinen Erzählungen zu verzücken. Fast den ganzen Abend lang unterhielt er uns mit Geschichten über das Turmspringen und Turnen.
Ich beobachtete die Gesichter meine Familie und mir war klar, dass sie in den nächsten Tagen und Wochen eine Menge Namedropping betreiben würden. Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln. Tim‘s Geschichten waren eine gute Mischung aus seinen Erfolgen und Patzern. Ich bekam zum ersten Mal die ganze Geschichte über Tim‘s Bauchklatscher zu hören, die Carl vor fast 4 Jahren, bei meinem ersten Besuch in Minneapolis, kurz angesprochen hatte.
Es war bei einem Wettbewerb, der unter freiem Himmel stattfand. Tim wurde von einem Hund abgelenkt, der sich gerade dann losgerissen hatte, als Tim einen doppelten Salto zeigen wollte. Er merkte, dass er den zweiten Salto nicht mehr schaffte, konnte aber auch nicht auf einen einfachen Salto zurück gehen.
»Mein Bauch war eine Woche später noch rot. Mein Team hörte nicht auf, mich damit aufzuziehen, bis die Röte endlich verschwunden war«, erzählte er uns. »Ich bin sogar noch zu den Punktrichtern gegangen, um nachzufragen, wie sie den Sprung bewertet hatten.«
Es war ein wirklich angenehmer Abend. Tim und ich vergaßen sogar fast die Anspannung, die uns den ganzen Tag lang begleitet hatte.
Nachdem wir uns von meinen Brüdern verabschiedet hatten, fuhren wir zurück zu meinen Eltern und ich brachte Tim ins Gästezimmer. Wir umarmten uns fest und ich küsste ihn zärtlich. Anschließend ging ich in mein altes Zimmer. Tim‘s Nähe und sein erotisches Wackeln fehlten mir in dieser Nacht. Es dauerte lange, bis ich einschlafen konnte. Ich bin mir sicher, dass es Tim genauso ging.
Am Dienstag Morgen frühstückten wir zusammen mit meinen Eltern. Dad war
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