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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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Lachen
    zurückzufordern, zweitens mir die Hälfte des Erbes, einschließlich der Stimm-Aktien, abzutreten.“
    „Ein bemerkenswerter Vorschlag“, sagte Timm langsam, um Zeit
    zu gewinnen. Natürlich dachte er nicht im Traume daran, amtlich
    und mit Stempel und Siegel auf sein Lachen für alle Zeit zu
    verzichten; aber das durfte Lefuet nicht wissen.
    Dem Baron mußte gerade heute Sand in die Augen gestreut
    werden, damit Timm möglichst unbelästigt von Lefuets Detektiven
    seine Freunde besuchen konnte. Ein Zettelchen und eine Lupe sollten ihm den Weg zu ihnen verraten.
    Dem Jungen kam jetzt ein guter Gedanke: Wenn er mit dem
    Baron feilschen würde, müßte Lefuet noch fester davon überzeugt
    sein, daß Timm endgültig auf sein Lachen verzichtet und eingesehen habe, daß Macht und Reichtum wichtiger seien als so ein kleines
    Kullern aus dem Bauch herauf.
    Also fing Timm zu feilschen an. Er wisse, so sagte er, daß der
    Baron bis zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag mancherlei
    unternehmen könne, um zu verhindern, daß er das Erbe antrete.
    Senhor van der Tholen habe ihn bereits darauf aufmerksam gemacht.
    Er sei deshalb durchaus bereit, diesen Zusatzvertrag zu
    unterzeichnen; aber er müsse drei Viertel des Erbes verlangen,
    einschließlich drei Viertel der Stimm-Aktien.
    Dem Jungen entging das flinke Lächeln nicht, das bei diesen
    Worten über Lefuets Gesicht huschte. Offenbar schien der Baron
    jetzt ganz sicher zu sein, daß Timm auf sein Lachen verzichten
    werde. Und das hatte der Junge ja beabsichtigt.
    Sie feilschten eine halbe Stunde lang. Zum Schluß lauteten
    Timms Forderungen: Drei Viertel des Erbes und die Hälfte der
    Stimm-Aktien.
    „Erfüllen Sie mir diese Forderungen, Baron, dann können wir
    morgen in Kairo den Zusatzvertrag unterzeichnen.“
    „Das muß ich erst überschlafen, Herr Thaler! Morgen, wenn wir
    in Kairo sind, gebe ich Ihnen darüber endgültigen Bescheid.“
    „Und nun…“ (der Baron lächelte) „… komme ich zu meinem
    letzten Punkt.“ Er erhob sich, gab Timm die Hand und sagte:
    „Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem sechzehnten Geburtstag! Wenn
    Sie einen Wunsch haben, Herr Thaler…“
    Einen Wunsch? Timm überlegte. Wenn dieser Tag ihm das
    schönste Geschenk, sein Lachen, bescheren würde, besäße er
    wahrscheinlich keine Reichtümer mehr; denn die Reederei wollte er seinen Freunden geben. Was also sollte er sich schenken lassen?
    Schließlich kam ihm ein hübscher Einfall: „Kaufen Sie mir ein
    Marionettentheater, Baron!“
    „Ein Marionettentheater?“
    „Ja, Baron! So ein Puppentheater, in dem man die Kinder zum
    Lachen bringen kann.“
    Jetzt hatte Timm sich doch verraten. Aber der Baron verstand ihn
    falsch.
    „Ah“, rief Lefuet. „Ich verstehe! Sie wollen sich ein kleines
    Lachen kaufen und brauchen das Theater, um es sich aussuchen zu
    können. Kein schlechter Gedanke. Darauf bin ich noch gar nicht
    gekommen.“
    Timm war es, als habe jemand ihn auf den Kopf geschlagen. Der
    Baron glaubte also allen Ernstes, er, Timm Thaler, würde nach all seinen schrecklichen Erfahrungen einem kleinen Kind das Lachen
    stehlen!
    „Dieser Mensch“, dachte der Junge, „muß ein Teufel sein!“
    Diesmal hätte der Baron dem Jungen die Bestürzung ansehen
    müssen. Aber Lefuet hatte sich abgekehrt. Er telefonierte bereits wegen eines Marionettentheaters; und schon nach einer halben
    Stunde hatte er Glück: Ein kleines Theater in der Nähe des
    Hauptbahnhofs, das seit Jahren nur noch dahinkränkelte, war für den ansehnlichen Preis, den der Baron bot, zu haben.
    „Fahren wir gleich hin, Herr Thaler“, sagte Lefuet. „Ich werde
    einen Notar und einen Barscheck mitnehmen. Geburtstagsgeschenke
    muß man bar bezahlen.“
    In einem kleinen, schmutzigen Zimmer, das dem Theater wohl als
    Büro diente, wurde wieder einmal ein Vertrag unterzeichnet. Timm
    Thaler war Besitzer eines Marionettentheaters geworden. Es war
    alles noch unwirklicher als im Marionettentheater selbst.
    Ausnahmsweise wanderten der Baron und der junge Mann zu Fuß
    ins Hotel zurück. Dabei fragte Timm zum erstenmal: „Warum liegt
    Ihnen gerade an meinem Lachen so viel, daß Sie dafür ein halbes
    Königreich verschenken, Baron?“
    „Mich wundert“, sagte Lefuet, „daß Sie diese Frage vorher
    niemals gestellt haben, Herr Thaler. Die Antwort ist nicht ganz
    einfach. In wenigen Worten könnte ich etwa Folgendes sagen: Als
    Sie ein kleiner Gassenjunge waren, Herr Thaler, haben Sie Ihr
    Lachen durch so

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