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Timm Thalers Puppen

Timm Thalers Puppen

Titel: Timm Thalers Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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Essen, »dann hab ich kein Talent dazu.«
    »Der Mensch gewöhnt sich an alles«, sagte Margaret; aber dann faßte sie sich an die Stirn, hinter der Blitze zu zucken schienen, und sagte nichts mehr.
    In den folgenden drei Tagen zuckelten die beiden dann, ohne Diskotheken aufzusuchen und ohne einen Tropfen
    Alkohol zu trinken, langsam nach Holland hinauf und hier an der Küste entlang zu dem kleinen Hafenort Duurdijk, dessen backsteinrote Häuser auf und hinter einem hohen Deiche stehen.
    Duurdijk ist ein Touristen- und Andenkenort, in dem die alten Frauen noch in Trachten gehen, in langen Röcken und mit bunten Hauben. Auf dem Deich gibt es eine Häuserzeile, in der sich ein Andenkengeschäft ans andre reiht. Hier kann man Messingmörser, Bronzeglocken, Zinnbecher und
    Goldarmreife kaufen; hier gibt es die Kacheln aus Delft und den Käse aus Edam, Perlmuttaschenbecher, Lakritzen und Puppen in Trachten; und alles, was verkauft wird, selbst der Käse, trägt hier die Aufschrift: »Gruß aus Duurdijk.«
    Hier kommt vom Meer her der Geruch nach Salz und
    Seetang. Hier riecht’s nach Matjeshering und nach Räucheraal.
    Und gehst du an einer der vielen Kneipen vorbei, steigt dir der Dunst von Bier und Kaffee in die Nase.
    Barni rief hier: »Du lieber Gott, wer kauft bloß all den Trödelkram?«
    Doch niemand gab ihm Antwort auf die Frage. Margaret war längst in einem der Andenkenläden verschwunden, um hier vergnügt den Trödelkram zu kaufen.
    So setzte Barni sich auf eine grüngestrichene Bank zu einem Mann in blauem Fischerpullover. Der Mann war
    ansprechbar und sprach das Schifferenglisch. Von ihm erfuhr Barni, daß dieser kleine Hafen Duurdijk fünfhundert Jahre alt sei, daß die Touristen nur im Sommer kämen, daß Aale jung am besten schmeckten und daß landeinwärts auch Arznei hergestellt würde.
    Davon, erklärte Barni dem Mann auf englisch, habe er gehört. Er solle hier übrigens einer Familie Knijper Grüße ausrichten. Ob die nicht auch Arnzei herstelle.
    »Sie ist bei uns die einzige Familie, die Arznei macht«, sagte der Mann. »Fahren Sie zu ihr hin?«
    »Später, wenn meine Schwester unser Geld in Andenken verpulvert hat«, antwortete Barni.
    »Könnten Sie dann…« Der Mann zögerte, fragte dann aber doch: »Könnten Sie dann ein Paket Räucheraale mitnehmen?
    Sie sind bei mir bestellt. Ich habe aber kein Auto.«
    »Mit dem größten Vergnügen«, sagte Barni erfreut.
    »Bringen Sie mir die Aale.«
    Ein Stündchen später, als Margaret eingekauft und Barni diese Einkäufe bezahlt hatte, gingen die Geschwister zu ihrem Auto hinter dem Deich. Barni trug ein Paket mit Räucheraalen unter dem Arm; Margaret war beladen mit Paketen, in denen sich unter anderem Delfter Kacheln, eine Perlmutt-Nachttischlampe, ein Messingmörser und mindestens drei Pfund der unterschiedlichsten Süßigkeiten befanden.
    »War alles spottbillig«, sagte Margaret, wozu Barni
    bemerkte, daß man für das, was er bezahlt hätte, nach seiner Meinung den halben Laden hätte aufkaufen können. Er fügte hinzu: »Sieh zu, wo du das alles unterbringst.«
    Aber Margaret brachte die Andenken mühelos unter: Sie legte sie einfach auf die hinteren Sitze des Autos.
    Dann fuhren sie landeinwärts zu den Knijpers, die neben der Fabrik ihr Wohnhaus hatten.
    »Wir werden sicher zu einem kopje koffie eingeladen«, sagte Margaret. »Das ist in Holland so üblich, hab ich gehört.«
    Aber sie irrte sich. Als sie die Aale zu dem Wohnhaus brachten, einem geräumigen Backsteinbau mit Blumenrabatten davor, nahm ein Dienstmädchen ihnen die Fische dankend ab und schloß die Tür wieder vor ihnen.
    »Abgeblitzt«, sagte Barni. »Jetzt sehen wir uns die Fabrik mal an.«
    Doch die Fabrik war hochummauert und das Tor
    geschlossen. Es stand ein Lastwagen mit belgischer Nummer davor. Er trug die Aufschrift: AUCLAIRE, Billijkhuizen.
    Was Barnis geschulte Apothekernase wahrnahm, als sie an diesem Tor vorüberfuhren, war der Geruch nach einem
    sogenannten Bindemittel, mit dem man das, was in Arzneien heilt, verbackt.
    Aus der Lastwagenaufschrift und aus dem Geruch schloß Barni, daß hier für »Stomabals« das Bindemittel hergestellt werde, daß aber das, was in dem Magenmittel heilt, von der Firma Auclaire herkomme – aus Billijkhuizen, Belgien.
    Die Folge dieser Folgerung war, daß Margaret und Barnie mit dem Auto nach Belgien fuhren, wo sie vor Mitternacht im Orte Billijkhuizen waren. Hier lasen sie auf einer hohen Wand die Leuchtinschrift: AUCLAIRE
    Die

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