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Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Timpetill - Die Stadt ohne Eltern: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Winterfeld
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und strengt euer bisschen Gehirnschmalz an!«
    Wir waren sehr neugierig und scharten uns um ihn.
    »Die Kinder liegen bestimmt noch alle in den Federn«, fing er an. »Die Piratenhäuptlinge schnarchen wie die Möpse. Bevor sie aufwachen, müssen wir die Kinder auf unsere Seite kriegen. Dann kann Oskar nicht mehr viel ausrichten und wird vor Wut platzen!«
    Wir waren sofort Feuer und Flamme. Wir schlugen einander auf den Rücken, hüpften begeistert umher und schrien: »Hurra!«
    »Aber wie machen wir das?«, fragte Ernst Werner als erster.
    »Wir hauen sie alle windelweich, wenn sie nicht gehorchen wollen«, meinte Fritz Schlüter.
    »Die sind doch viel, viel mehr als wir!«, rief Karl Benz.
    »Ich hab’s!«, trompetete Max Pfauser. »Wir gehen in ihre Wohnungen und zwingen sie, uns Treue zu schwören!«
    Ich widersprach: »Dann gibt’s erst nächste Woche Frühstück!«
    Thomas nickte. »Stimmt. Das dauert viel zu lange.«
    Jetzt hatte Ludwig Keller eine Idee: »Wir ziehen durch die Straßen und rufen im Chor: ›Weg von den Piraten! Her zu uns!‹ Oder so was Ähnliches!«
    »Ja genau!«, riefen mehrere.
    Thomas unterbrach sie. »Ludwig ist ein schlauer Kopf. Aber sein Plan nimmt auch zu viel Zeit in Anspruch. Ich bin dafür, dass wir Plakate anfertigen. Wir kleben sie in allen Gassen an. Jeder bekommt zehn, zwölf Stück und rennt damit los. Das Ankleben geht rasch.«
    »Plakate?« Wir waren mächtig erstaunt.
    »Was soll denn da draufstehen?«, fragte Robert Punkt.
    »Das denken wir uns noch genau aus«, erwiderte Thomas. »Wir schreiben vielleicht Folgendes: ›Kommt alle zu uns! Wir bringen die Karre schon in Schwung! Wir müssen nur alle zusammenhalten! Lasst den Quatsch mit Oskar! Gebt ihm einen Tritt! Er ist ein Lump!‹ Und so weiter.«
    »Ja«, setzte ich hinzu. »Und dann schreiben wir noch drauf, dass alle Kinder bei uns Milch kriegen. Und Semmeln. Das zieht auch!«

    »Sollen wir die Plakate mit der Hand schreiben?«, fragte der dicke Paul ängstlich.
    »Unsinn«, sagte ich. »Die drucken wir selbstverständlich!«
    Die Kinder starrten mich verständnislos an. »Drucken?!«, riefen sie verblüfft. »Na klar!«, fuhr ich fort. »Wir gehen in die Kauersche Druckerei. Die paar Sätze werden wir schon zusammenkriegen. Ich verstehe ein bisschen von dem Zeug.«
    Thomas fand meine Idee sehr gut. »Geheimrat kann allerhand solche Sachen. Gedruckte Plakate werden einen großartigen Eindruck machen.«
    Jetzt kamen Marianne, Erna und Trudi wieder herunter. Wir teilten ihnen mit, was wir vorhatten, dann setzte sich unsere Kolonne in Trab. Wir liefen in die Rathausgasse, wo Kauers Druckerei ist. Sie war zugesperrt und wir konnten nicht hinein. Wir eilten hinten herum auf den Hof und entdeckten hier, dass ein kleines Lüftungsfenster zu Kauers Wohnung offen stand. Thomas lehnte sich gegen die Mauer, Walter Pfauser setzte sich auf seine Schultern, und dann musste der kleine Heinz mit unserer Hilfe an den beiden hinaufklettern. Er kroch rückwärts durch die Lüftungsklappe. Eine Weile baumelte er drinnen. Wir sahen nur seine Fingerspitzen. Plötzlich ließ er los. Wir hörten einen Plumps und warteten gespannt. Gleich darauf wurde die Hoftür aufgeschlossen, und Heinz kam strahlend herausgehinkt. Es tat ihm nur der rechte Fuß weh.
    »Bravo! Gut gemacht!«, lobten wir ihn, und dann rannten wir über den Korridor in die Druckerei. Ich stöberte gleich in den Setzkästen herum. Dann wollte ich mich an die Arbeit machen, aber Thomas rief mir zu: »Wir wissen doch noch gar nicht, was wir drucken wollen!«
    Sofort redeten alle durcheinander und machten Vorschläge. Thomas hieb mit der Faust auf den Setztisch und schrie: »Ruhe! Wenn wir alle auf einmal reden, kriegen wir überhaupt nichts zustande!«
    »Wir müssten einen Vorsitzenden wählen«, schlug ich vor. »Das machen alle Versammlungen.«
    Freudige Zustimmung.
    Ich riss einen Zettel in siebzehn Teile. Jeder sollte denjenigen draufschreiben, den er zum Vorsitzenden haben wollte. Marianne sammelte die Zettel ein. Die meisten hatten sich selber gewählt. Nur Heinz Himmel, Röschen Traub, Marianne und ich hatten Thomas vorgeschlagen. Damit hatte er die Mehrheit und war Vorsitzender geworden.
    »Ich bestimme jetzt, wer zu reden hat!«, sagte Thomas.
    »Wir können dich doch nicht jedes Mal um Erlaubnis fragen, wenn wir was sagen wollen!«, murrte Fritz Schlüter.
    »Schafskopf!«, fuhr Thomas ihn an. »Doch nur, wenn wir eine wichtige Beratung abhalten. Ich erteile

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