Tina und Tini 07 - Tina und Tini entlarven die Tigerbande
sie vor dem Eisenwarengeschäft.
„Bleib du hier und paß auf die Räder auf“, sagte Tini, „ich bin gleich wieder da.“
Tina beobachtete durch das Schaufenster, wie Tini alle möglichen Dinge begutachtete, die ihr der Verkäufer zeigte. Was es war, konnte sie nicht erkennen. Nach einer Weile kam die Freundin mit einer Tüte aus dem Laden.
„Na?“ Tina drängte neugierig näher.
Tini ließ sie einen Blick in die Tüte werfen.
„Was soll denn das?“ fragte Tina verständnislos.
„Eine Kuhkette. Und das größte Vorhängeschloß, das es gab. Damit können sie ihre Räder zu zweit oder zu dritt zusammenketten. Die schleppt ihnen bestimmt niemand mehr weg!“
Tina kicherte. „Tolle Idee! Die werden Augen machen!“
Im Fahrradkeller des Hallenbads angekommen, probierten sie die neue Methode sofort aus. Der Keller war überfüllt, nur die hintersten Plätze — dort, wo gestern Franks Rad verschwunden war — waren noch nicht belegt.
Tini zog die schwere Kette durch die Rahmen der beiden Fahrräder und hängte das Schloß daran.
„Na, das soll erst mal jemand versuchen! Es müßte schon ein Zauberkünstler sein, der die Kette sprengt!“ meinte sie lachend. „Wenn Oliver, Tobbi und Frank kommen, werden wir ihre Räder mit an die Kette legen. Die werden staunen!“
„He, schau dir das an!“
Tina zeigte auf die weißgetünchte Wand. Genau vor ihnen war das merkwürdige Auge in die Wand geritzt, das sie schon vorhin vor dem Laden des Gemüsehändlers gesehen hatten. „Muß irgendein Spiel sein, das wir nicht kennen.“
„Schon möglich. Nun komm.“
Das Schwimmbecken schien heute Treffpunkt sämtlicher Kinder der Stadt zu sein, man konnte sich kaum vorwärts bewegen, ohne von oben, unten, rechts oder links getreten oder geschlagen zu werden.
Nachdem Tina und Tini ein paarmal durchs Becken geschwommen waren, nahmen sie ihre Handtücher und suchten sich auf einer der breiten Marmorstufen, die rings um den Raum anstiegen, einen ruhigen Liegeplatz.
Es dauerte nicht lange, da bekamen sie Gesellschaft. Vier halbwüchsige Jungen, der älteste mochte achtzehn sein, legten sich neben sie. Tina schaute Tini an und zog angewidert die Nase kraus. Das waren genau die Typen, die einem auf den Wecker gehen konnten, laut und von sich eingenommen. Tina schloß die Augen und tat, als wenn sie schlief. Tini beobachtete scheinbar interessiert die Turmspringer.
Die Jungen blödelten herum, schlugen mit den Handtüchern aufeinander ein und grölten laut. Ein Schwarzhaariger mit einer wilden Lockenmähne und einem hübschen Puppengesicht schien der Anführer zu sein. Jetzt stand er auf, sprang in ein paar Sätzen zum Turm hinüber, kletterte auf das Dreimeterbrett und versuchte einen Salto. Wie ein Felsbrocken knallte er ins Wasser, alles um ihn herum flüchtete. Seine Kumpane applaudierten und brüllten laut. Mit lässigem Hüftschwung kletterte der Jüngling aus dem Becken.
„Noch mal, Rudi!“ rief einer seiner Freunde.
Aber Rudi winkte gelangweilt ab. Federnd sprang er die Stufen hoch und legte sich neben Tina auf den Bauch. Tina blinzelte. Sollte sie die Flucht ergreifen oder so tun, als merke sie es nicht?
Noch ehe sie zu einem Entschluß kam, wurde ihre Neugier durch etwas anderes geweckt. Der Junge, den sie Rudi nannten, trug eine silberne Kette mit einem Anhänger um den Hals. Und dieser Anhänger zeigte genau das Zeichen, das ihr nun schon dreimal aufgefallen war — wenn sie sich auch nicht mehr erinnern konnte, wo sie es zum erstenmal gesehen hatte. Ein silbernes Auge mit einem grünen Stein als Pupille. Und auf der unteren Kante ein T.
Tina setzte sich mit einem Ruck auf. Der Sache wollte sie auf den Grund gehen. Geziert schüttelte sie ihre kurzen schwarzen Locken und blinzelte zu dem Jungen hinunter. Der grinste breit zurück. Seine Freunde pfiffen durch die Zähne und steckten kichernd die Köpfe zusammen. Tini schaute verwundert auf die Freundin. Was hatte sie vor?
„Tag“, sagte Rudi, „bist du neu hier? Ich hab dich noch nie gesehen.“
„Ich bin nur zu Besuch hier. Bei meinem Onkel, für die Osterferien. Mit meiner Freundin.“ Tina schaute zu Tini hinüber und blinzelte ihr zu. Hatte sie immer noch nicht kapiert?
„Na und? Gefällt’s dir bei uns?“ Rudi lachte wohlgefällig. „So ‘n schönes Schwimmbad habt ihr nicht zu Hause, wetten?“
„Da hast du recht. Wir wohnen auf dem Land.“
„Wie heißt ‘n du?“
„Tina. Und du?“
„Rudolf.“
Rudis Freunde schoben sich
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