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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Mutter hat ihn gehört. Die Anstrengung war jedoch zu viel für Anne-Marie. Als Jannik am Morgen kam, lag sie tot in ihrem Blut und der Erbe von Morvan reglos in ihrem Arm. Es war zu spät, um beiden zu helfen. Seit damals habe ich ihn nie wieder lachen sehen!«
    Tiphanie konnte sich unschwer vorstellen, was Jannik de Morvan bei diesem Anblick empfunden haben musste. Sie hatte ihn als einen Man von hohem Pflichtbewusstsein und unerschütterlicher Ehre kennen gelernt. Mit Sicherheit gab er sich die Schuld an den Ereignissen.
    »Wie schrecklich«, flüsterte sie. »Kein Wunder, dass er Angst davor hat, je wieder Gefühle zu empfinden oder zu zeigen!«
    »Angst?« Dame Marthe schüttelte den Kopf. »Das siehst du falsch. Jannik de Morvan hat vor nichts und niemandem Angst. Aber er ist zutiefst davon überzeugt, dass er wenigstens seinen Sohn gerettet hätte, wenn er rechtzeitig genug nach Hause gekommen wäre. Niemand hat damals den Mut gehabt, ihm zu sagen, dass ein Frühgeborenes immer in Gefahr ist ...«
    Tiphanie schwieg nachdenklich. Die unglücklichen Ereignisse erklärten einiges, das sie bisher nicht verstanden hatte. Das Herz war ihr schwer, aber gleichzeitig machte sich auch ein winziger Schimmer Hoffnung tief in ihr breit. Nun, wo sie wusste, was geschehen war, konnte sie sich daran machen, die Wunden des Seigneurs zu heilen.

9. Kapitel
    Tiphanie schloss geblendet die Lider. Das Lichtermeer aus unzähligen Kerzen, Fackeln und Lampen tauchte die große Halle der Burg in so gleißende Helle, dass sie ungeschützt kaum zu ertragen war. Unbewusst nahm sie jedoch gleichzeitig die Schultern noch mehr zurück und hob stolz den Kopf. Eine fließende Bewegung, die auf geheimnisvolle Weise bewirkte, dass sich ihre zarten Brüste höher aus dem spitzenumrahmten, höfischen Dekolleté hoben und Jannik de Morvan das prächtige Samtkostüm, das er trug, mit einem Male viel zu warm vorkam.
    Neben ihr aufragend spürte er, wie sich ihre Finger für einen Moment aufgeregt um seinen Arm schlossen, ehe sie neben ihm weiter schritt, als wäre nichts geschehen. Er sah auf sie herab und musste seiner Tante für die geschmackvolle Zurückhaltung gratulieren, mit der sie Tiphanie für diesen Abend gekleidet hatte. Sie hatte auf jede Art von auffälligem Glitzertand verzichtet. Keine goldenen Broschen, keine Juwelen, keine Ketten und keine Ringe. Nur eine Fülle von intensiv aquamarinblauer Seide, die in einer eleganten Schleppe auslief und den einstmals so unscheinbaren Hänfling in eine anmutige Prinzessin verwandelte.
    Ein schmales Silberband lief um Tiphanies Stirn und zwischen ihren flaumigen Löckchen hindurch. Seine lose gebundenen Enden fielen genau zwischen die Schulterblätter.
    Sie wirkte erlesen, ungekünstelt und rein. Ein glasklarer Diamant, der unter allen Damen wie aus einer Sammlung minderwertiger Steine herausstach. Im Gegensatz zu Tiphanie bemerkte Jannik de Morvan die Blicke, die ihnen folgten. Der Tratsch um seine Begleiterin hatte offensichtlich die Runde gemacht, und alle Welt war neugierig auf diese unbekannte Verwandte von Dame Marthe, welche die Aufmerksamkeit des Herzogs auf so außergewöhnliche Weise erregt hatte.
    Tiphanie selbst schwankte zwischen Aufregung und Entrüstung. Die Art, wie der Seigneur sie gemustert hatte, ehe er sie zum Bankett führte, hatte sie nur zu deutlich an seine kränkelnden Worte im Arbeitskabinett des Herzogs erinnert. Hatte er Angst, sie würde sich vor all diesen Menschen wie Dame Loyse aus dem »Goldenen Anker« aufführen?
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, hatte er auch noch geraten: »Am besten du sprichst so wenig wie möglich, Kind! Überlass mir das Reden, und wenn du es doch tun musst, dann sage möglichst wenig. Du bist Tristane de Branzel, und man wird es für völlig normal halten, dass du schüchtern bist und wenig mitteilsam.«
    Anne-Marie hätte er solche Ratschläge vermutlich nicht gegeben. Die hätte sich zu benehmen gewusst und sich nicht davor gefürchtet, über ihre eigenen Rocksäume zu fallen. Seltsamerweise war Janniks verstorbene Frau plötzlich zu einem festen Bestandteil ihrer Gedanken geworden. Zu einem glänzenden Phantom, an dem sie sich selbst und ihre Handlungen maß. Sicher war sie schöner gewesen, mit prächtigen Haaren, die ihr bis auf die Hüften fielen, und jener arroganten Selbstsicherheit die alle diese Damen ausstrahlten, die um die große Tafel des Herzogs saßen, als gehörten sie von Geburt an dorthin.
    Sie gehörte nicht unter

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