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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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...«
    Die Gräfin wurde von ihrem Gemahl unterbrochen, der eine Frau ins Zimmer stieß, die winselnd auf die Knie fiel. Tiphanie erkannte sie auf den ersten Blick.
    »Amandine! Um Gottes willen. Was habt Ihr hier zu suchen?«
    Von der achtbaren, leinensteifen Kammerfrau Dame Marthes war nicht einmal ein Schatten geblieben. Die ehemalige Magdtrug die Kleider einer Bettlerin, und die grauen Haare hingen in einem strähnigen Zopf auf ihren Rücken. Nur die schmalen bösartigen Augen waren dieselben. Tiphanie entdeckte die bekannte Mischung aus Scheinheiligkeit mit Missgunst, die sie schon in der Burg des Herzogs erschreckt hatte.
    »Ihr kennt dieses Weib?«, erkundigte sich Hervé de Sainte Croix und spielte höchst viel sagend mit einem Dolch, an dessen Heft die Juwelen glitzerten. »Sie ist mir aufgefallen, weil sie seit Tagen vor unserem Haus herumlungert. Ich dachte mir gleich, dass sie etwas mit Eurer Anwesenheit zu tun haben könnte, als sie sich bei meinem Anblick aus dem Staub zu machen versuchte!«
    »Sie diente Dame Marthe de Branzel«, entgegnete Tiphanie fassungslos. »Sie ... sie wurde davongeschickt, weil es dem Seigneur missfiel, dass sie mich beleidigt hat. Das heißt, im Grunde hat sie nur die Wahrheit gesagt, als sie mich liederlich und verderbt nannte.«
    »Die Entscheidung darüber solltest du nicht einer solchen Kreatur überlassen«, entgegnete Oliviane und maß die ehemalige Kammerfrau mit einem eisigen Blick. »Für wen spionierst du, schmutzige Gevatterin?«
    »Ihr könnt ihm nicht entkommen! Er weiß, dass sie hier ist! Er will sie haben ...« Purer Hass klang aus Amandines Worten, und ihr knochiger Finger stieß auf Tiphanie zu, dass sie einen entsetzten Schrei ausstieß. Die Gräfin legte beschützend die Arme um ihre Freundin.
    »Wer?«
    Hervé de Sainte Croix sagte nur dieses eine Wort, aber im Verein mit der Dolchspitze und dem mörderischen Blick seiner Augen ließ es Amandine wimmernd erstarren.
    »Der Herzog«, krächzte sie. »Paskal Cocherel, der Herzog von St. Cado!«
    »Du hast also die Fronten gewechselt«, empörte sich Oliviane, die ihre eigenen Erfahrungen mit dem Söldnerführer gemacht hatte.
    »Was hätte ich sonst tun sollen?«, kreischte Amandine gehässig. »Ich war eine ehrbare Frau, bis diese Dirne kam und dem Seigneur den Kopf verdrehte. Sie ist seine Hure, sein Bettschätz ...«
    Oliviane fuhr in einem Wirbel von Röcken und Schleierstoff auf sie zu und schlug ihr mit der flachen Hand so empört ins Gesicht, dass sie taumelte.
    »Gemach, Feuerkopf!«, mahnte ihr Gatte mit einem leichten Schmunzeln und hielt ihren Arm fest, ehe sie erneut zum Angriff übergehen konnte. »Ihr müsst Eure Schlachten nicht mehr alleine schlagen!«
    »Mir war aber danach!«, rief Oliviane ärgerlich. »Bringt sie fort. Werft sie meinetwegen in die Senkgrube oder übergebt sie der Meute des Herzogs zum Frühstück. Ich will das Weib nicht mehr sehen! Welch eine bodenlose Unverschämtheit ...«
    Sie drehte sich zu Tiphanie und erwartete sie blass und zitternd vorzufinden, aber das war nicht der Fall. Mit geradezu sachlichem Interesse sah sie dabei zu, wie der Herr des Hauses Amandine an der Schulter packte und davonführte. Sie war nicht in das Selbstmitleid versunken, das Oliviane befürchtet hatte. Im Gegenteil, sie beschäftigte sich bereits mit den Folgen von Amandines Verrat.
    »Wenn er weiß, wo ich bin, muss ich fort«, sagte sie ruhig. »Ich kann nicht zulassen, dass du mit den Deinen in Gefahr gerätst. Dieser Mann ist verrückt, er kennt keine Skrupel ...«
    »Wem sagst du das«, erwiderte Oliviane ebenso gefasst. »Schließlich hatte mich ein launisches Schicksal einmal dazu bestimmt, seine Gemahlin zu werden. 5 Du kannst dich jedoch vor ihm schützen, indem du dem Herzog den Stern von Armor überlässt, den du erhalten hast.«
    »Ich besitze den Rubin nicht mehr. Dame Marthe hat den Rosenkranz, in dessen größter Kugel er versteckt ist«, löste Tiphanie das Rätsel, nach dem Oliviane bisher nicht zu fragen gewagt hatte.
    »Sie weiß ...«
    »Sicher nicht, die Kugeln sind alt und schwer, das zusätzliche Gewicht fällt kaum auf. Wäre es nicht besser, den Stein einfach zu vergessen?«
    »Nein!« Die Kriegerin in Oliviane de Rospordon verweigerte sich dem Kompromiss. »Wenn es je Frieden in diesem Land geben soll, dann darf Paskal Cocherel keinen einzigen dieser Steine in seinen Besitz bringen. Nur Jean de Montfort kann sie bewahren und den richtigen Gebrauch von ihnen

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