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Titan 16

Titan 16

Titel: Titan 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Wunder: irgendeine Fluggelegenheit, die ihn zum Raumhafen bringen würde, wo er mit Rolvers Hilfe vielleicht immer noch Haxo Angmark würde festhalten können. Oder, noch besser, eine zweite Nachricht, die die erste widerrief. Etwas, irgend etwas… aber auf Sirene gab es keine Luftwagen, und es kam auch keine zweite Nachricht.
    Auf der Esplanade erhob sich eine armselige Reihe fester Bauten aus Stein und Eisen, und somit den Angriffen der Nachtmenschen gewachsen. In einem der Gebäude war ein Stallknecht, und während Thissell noch sein Haus beobachtete, kam ein Mann in einer herrlichen Maske aus Perlmutt und Silber heraus; er ritt eines der echsenähnlichen Reittiere von Sirene.
    Thissell sprang vor. Noch war Zeit; wenn er Glück hatte, würde er Haxo Angmark immer noch aufhalten können. Er eilte über die Esplanade.
    Vor den Pferchen stand der Stallknecht und musterte seine Tiere, wobei er gelegentlich ein Insekt wegscheuchte. Insgesamt hatte er fünf Tiere, die sich alle in erstklassiger Form befanden; jedes war so groß wie ein Mensch, hatte massive Beine, einen dicken Körper und einen schweren, keilförmigen Kopf. Von ihren Vorderfängen, die man künstlich verlängert und halbkreisförmig gebogen hatte, hingen goldene Ringe; die Schuppen waren rautenförmig gefärbt: purpur und grün, orange und schwarz, rot und blau, braun und rosa, gelb und silber.
    Thissell kam vor dem Stallknecht atemlos zum Stillstand. Er griff nach seinem Kiv ( (Kiv: Fünf Reihen elastischer Metallstreifen, vierzehn pro Reihe, die man zum Erklingen bringt, indem man sie berührt, verdreht oder zupft.) und zögerte. War es richtig, dies als ein beiläufiges, persönliches Zusammentreffen zu betrachten? Der Zachinko vielleicht? Aber die Darstellung seiner Bedürfnisse schien keine formelle Annäherung zu erfordern. Besser doch den Kiv. Er schlug einen Akkord an und bemerkte zu spät, daß er versehentlich die Ganga benutzt hatte. Thissell grinste; um Nachsicht bittend, unter seiner Maske; seine Beziehung zu diesem Stallknecht war keineswegs intimer Natur. Er hoffte, daß der Stallknecht dem Wesen nach gutmütig war. Außerdem war die Situation so dringlich, daß keine Zeit war, ein genau passendes Instrument auszuwählen. Er schlug einen zweiten Akkord an und sang seine Frage, wobei er so gut spielte, wie seine Erregung, seine Atemlosigkeit und sein mangelhaftes Geschick im Umgang mit dem Instrument es erlaubten: »Ser Stallknecht, ich benötigte sofort ein schnelles Reittier. Erlaubt mir, eines aus Eurer Herde auszuwählen.«
    Der Stallknecht trug eine höchst komplizierte Maske, die Thissell nicht identifizieren konnte: eine Konstruktion aus gefärbtem braunem Tuch, gefälteltem grauem Leder und hoch auf der Stirn zwei große, scharlachrot und grün gefärbte Kugeln mit winziger Facettierung wie Insektenaugen. Er musterte Thissell lange, wählte dann ziemlich ostentativ sein Stimic (Stimic: Drei flötenähnliche Rohre mit Ventilen. Vermittels Daumen und Zeigefinger wird ein Luftsack gedrückt, um Luft über die Mundstücke zu treiben; die drei anderen Finger betätigen den Schieber. Das Stimic ist ein Instrument, das sich gut für Gefühle kühler Zurückhaltung, ja sogar Mißbilligung, eignet.) , entlockte ihm eine virtuose Folge von Trillern und Akkorden, deren Bedeutung Thissell nicht begriff, und sang: »Ser Mondmotte, ich fürchte, meine Tiere sind für eine Person von Eurer Bedeutung ungeeignet.«
    Thissell zupfte dringlich an seiner Ganga. »Keineswegs, sie scheinen mir alle passend. Ich bin in großer Eile und gerne bereit, jedes Tier aus der Gruppe anzunehmen.«
    Der Stallknecht spielte ein schrill ansteigendes Crescendo. »Ser Mondmotte«, sang er, »unsere Tiere sind krank und schmutzig. Ich fühle mich geschmeichelt, daß Ihr sie für Eure Zwecke gebrauchen wollt. Ich kann Euer Angebot nicht annehmen. Und« – hier vertauschte er die Instrumente und schlug auf seinem Krodatch 3 (Krodatch: Ein kleines, rechteckiges Kästchen, das mit Darmsaiten bespannt ist. Der Musikant kratzt die Saiten mit dem Fingernagel oder streicht sie mit den Fingerspitzen, um eine Vielzahl leiser, formeller Töne zu erzeugen. Der Krodatch wird auch als Instrument der Beleidigung benutzt.) einen schrillen Ton an – »irgendwie vermag ich den Freund und Berufskollegen nicht zu erkennen, der mich so vertraulich mit seiner Ganga anspricht.«
    Es war klar, was er damit andeuten wollte. Thissell würde kein Reittier erhalten. Er wandte sich um und fing

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