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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Vorteil beim Klettern zu verschaffen oder gar den anderen zu behindern, war ganz sinnlos. Und er hatte sich vergewissert, daß es auf der anderen Seite keinen geheimen, von den Alten erbauten Tunnel gab. Die Bedingungen waren also fair.
    Der letzte Abschnitt war der schwierigste. Der Hang wurde so steil, daß er fast senkrecht in die Tiefe abfiel. Doch es handelte sich dabei um eine durch die Perspektive hervorgerufene Täuschung. Und während des Kletterns sah Var nicht hinter sich.
    Er stieß nun auf stufenartige Terrassen und auf Vorsprünge verschiedener Breite, von ganz schmalen Rissen in der Wand angefangen bis zu mehreren Fuß breiten Simsen. Hier bildeten Vars kurze verhornte Finger und harten Zehen wichtige Trümpfe, denn er fand Halt auf schmälster Tritt- und Griffläche. Immer höher kam er, bis er schließlich die offene Flanke des Berges kreuzte, voller Nervosität, weil er auf herunterkollerndes Geröll achten mußte. Falls der Gegner doch als erster oben angelangt war…
    Aber Var sollte triumphieren. Es kamen keine Blöcke, und als er über den Rand des Gipfelplateaus lugte, fand er es leer vor.
    Nun hing alles von seinem Kampfgeschick ab.
    Er lief zur entgegengesetzten Seite des kleinen, etwa zehn Schritt im Durchmesser messenden Plateaus.
    Der Krieger der Unterwelt war noch unterwegs. Var sah von oben den bloßen Rücken, den runden Kopf, die sich bewegenden Glieder, konnte aber keine weiteren Einzelheiten ausmachen. Der Mann hatte schätzungsweise noch fünf Minuten bis zum Gipfel vor sich. Das war eine große Erleichterung, denn dies bedeutete, daß Var zu Recht als Vertreter des Imperiums aufgestellt worden war. Die langsameren Teilnehmer hätten den Gipfel zu spät erreicht, und ganz besonders dieser Hul. Was hätten Hul sein Geschick und seine Kühnheit genützt, wenn man ihm noch während des Aufstiegs den Schädel zerschmettert hätte!
    Var sah sich nach handlichen Steinen um. Ja, da lagen kleine, zum Werfen sehr geeignete. Und manche waren zum Hinunterrollen groß genug – und wehe, wenn sich ihnen etwas in den zerschmetternden Weg stellte!
    Er wählte einen Stein zum Werfen aus und wog ihn in der Hand. Sein Griff war unbeholfen, aber zielen konnte er recht gut. Er spähte hinunter. Der Gegner hing am Rande eines schmalen Simses und tastete sich schrittweise weiter. Im Moment war er völlig hilflos. Wich er jetzt einem Stein aus, würde er abstürzen. Und er sah kein einziges Mal nach oben, so als käme ihm gar nicht der Gedanke an einen vorzeitigen, heimtückischen Angriff.
    Var legte den Stein wieder weg, empört über sich selbst, weil er der Versuchung nachgegeben hatte, und schritt zurück zur anderen Seite des Plateau. Der Herr hatte ungezählte Male betont, daß auch außerhalb des Ringes der Ehrenkodex galt. Im Ring aber gab es nur das Gesetz von Tod und Sieg. Außerhalb des Ringes gab es keinen Sieg ohne Ehre. Nun war dieses Plateau der Ring. Die Menschen der Unterwelt mochten vielleicht nicht den Ehrbegriff der Nomaden teilen, aber dieser eine ganz bestimmte Fall war eindeutig eine Ausnahme. Er mußte das Eintreffen des Kriegers abwarten, ehe er die Feindseligkeiten eröffnete.
    Var saß mit gekreuzten Beinen auf seiner Seite des Plateaus, als der andere Krieger endlich nach oben kam. Als erstes sah Var, daß er Stöcke trug, in einer um den Hals hängenden Schlinge. Er sollte also gegen seine eigene Waffe antreten!
    Als nächstes fiel ihm auf, daß der Gegner klein war – besser gesagt winzig, fast zwergenhaft. Er reichte Var kaum bis zur Brust, und Var war, obwohl großgewachsen, kein Riese.
    Das dritte Auffällige aber sah er nicht, denn es fehlte. Der nackte Krieger war entweder ein Kastrat oder – Oder weiblichen Geschlechts.
    »Ich bin bereit«, sagte der Krieger des Berges und faßte die zwei Stöcke.
    Ja, es war ein Mädchen. Ihre Stimme war hoch und wohltönend. Das dichte schwarze Haar reichte ihr bis an die Ohren, ihre Züge waren anmutig, der Körper geschmeidig und zart. An den Füßen trug sie festgeschnürte Sandalen. Sie konnte nicht älter sein als neun, also halb so alt wie Var, der nach der Berechnung des Herrn etwa achtzehn war.
    Nein, ein Irrtum war ausgeschlossen. Da stand sie, bewaffnet und zeigte weder Scheu noch Überraschung. Die Unterwelt hatte zur Vertretung ihrer Interessen ein Kind ausgeschickt.
    Aber warum? Man wollte doch nicht etwa seine Ritterlichkeit herausfordern? Erwarteten sie, daß er das kleine Mädchen siegen ließ? Doch nicht, wenn das

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