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Tochter des Lichts: Ein Hildegard von Bingen-Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Tochter des Lichts: Ein Hildegard von Bingen-Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Tochter des Lichts: Ein Hildegard von Bingen-Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Lise Marstrand-Jørgensen
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Klopfen der Äxte, die von den Holzfällern gegen die glatten Stämme geschlagen werden. Hildebert springt vom Pferd, zieht es das letzte Stück bis zur Lichtung. Licht wallt vom Himmel, die Lichtung glitzert von der grünen Kraft der Erde, die sich auf seinen federnden Gang überträgt, auf Hildegard, als er sie um den Leib fasst und absetzt, auf seine starken Hände, die das Pferd hinaus in die Sonne führen, auf das Tier, das wiehert und den Kopf schüttelt, als er es freigibt.
 
    Er hat sie in das weiche Gras am Rand der Lichtung gesetzt und ist zu den Holzfällern hinübergegangen. Sie laufen zwischen den Stämmen hin und her, verschwinden und kommen wieder zum Vorschein, klopfen mit den Händen gegen die Bäume, zeigen auf die breiten Kronen, nicken die ganze Zeit.
 
    Hildegards Pobacken und ihr Schoß brennen, ihre Hände riechen nach Pferd, und der Geruch vermischt sich mit den Düften des Waldes: das Laub, das Gras, die Erde, verwelkte Blätter und der scharfe Geruch des Sauerklees. An einem gerodeten Hang spielt ein kleiner Junge. Es ist mitten am Tag, und alle außer dem Verwalter, der mit ihrem Vater spricht, liegen zwischen den Bäumen im Schatten und ruhen sich aus. Wenn sie die Augen zusammenkneift, kann sie sie genauer ausmachen, auf dem Rücken ausgestreckt oder wie ein Halbmond zusammengekrümmt, die Hüte über die sonnengebräunten Gesichter gezogen. Nur an einer Stelle beim Hang entdeckt Hildegard eine Frau, sicher die Mutter des Jungen, die mit Essen für die Männer gekommen ist. Die Frau liegt unruhig über ihrem Mann, sie wälzen sich langsam im Gras herum, als würden sie miteinander balgen.
 
    Der Junge läuft den Hang hinauf bis ganz nach oben, sein Mund steht offen, als würde er rufen, aber der Wind nimmt den Laut mit und weht ihm die Haare aus dem Gesicht. Die Sonne jagt über die Lichtung, versucht hitzig, das Gras von Schatten freizuhalten. Dann legt der Junge sich ausgestreckt hin und rollt in einer Wolke aus Staub und Gras das ganze Stück hinunter bis zum Fuß des Hangs. Mit langen, fegenden Bewegungen bürstet er sich ab, streckt die Arme vom Körper zur Seite weg, um die Balance zu halten, und läuft unbeholfen wieder hinauf. Rollt, läuft, rollt, läuft. Hildegard behält ihn und die Schatten im Auge. Das Licht fällt durch die Kronen der Bäume, befleckt das Gras, lässt Menschen und Stämme verschwinden und mit der grünen Dunkelheit verschmelzen. Jedes Mal, wenn der Junge den Hang hinaufgeht, zieht er einen keilförmigen Schatten hinter sich her, der ihn wieder hinunterzieht.
 
    Ein Spatz landet auf einem Stein wenige Meter von Hildegard entfernt. Er hüpft vor und zurück, bewegt den Kopf ruckartig von einer Seite zur anderen, sieht das Mädchen forschend an, so wie sie ihn erforscht. Seine Federn sind weich, so hellbraun und fein, genau die gleiche Farbe wie Benediktas Haar, und Hildegard ist erfreut. Sie holt das Steinpferd aus der Tasche und hält es dem Vogel hin. Der legt den Kopf schief, nickt ihr zu, hüpft von dem Stein herunter und wieder hinauf, gerade so wie der Junge, der rollt, gerade so wie Benediktas Haar. Alssie wieder die Hand nach ihm ausstreckt, hebt er ab. Sie folgt ihm mit den Augen, hoch oben über der Erde steht er einen Augenblick still in der Luft, bevor er in einem Bogen zwischen den Stämmen hindurchfliegt und verschwindet. Sie ist sich sicher, dass er ihr wieder zunickt, und sie lacht. Sie faltet ihre Hände, sie dankt Gott, weil er ihr Zeichen sendet.
 

 

29
      
Als Hildebert zu Hildegard zurückkehrt, zufrieden mit dem, was er von der Arbeit der Männer gesehen hat, liegt sie auf dem Bauch im Gras und schläft. Er hebt sie auf, sie wiegt beinahe nichts. Mit ihr auf den Armen kniet er da und zupft Gras und Moos aus ihren Haaren, streicht ihr über die verschlafenen Wangen. Sie lächelt, bevor sie die Augen aufschlägt, und er trägt sie zu dem Pferd. Schläfrig wiegt sie sich vor ihm im Rhythmus des Tieres, als sie nach Hause reiten. Das Schweigen ist gut.
    Als sie aus dem Wald kommen, hält Hildebert das Pferd an. Die Nachmittagssonne ist gegen Ende September noch warm, obwohl es zwischen den Bäumen schon kühl wird. Hildebert beschattet die Augen mit der Hand. Er sieht durch die Büschel grasender Schafe auf der Wiese, durch die Mauer und das Tor, durch die Wände des Hauses und die Säle und auf der anderen Seite weiter in Richtung Sponheim. Für einen kurzen Moment macht er halt bei Mechthilds ausdruckslosem Gesicht, ein Fetzen

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