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Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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fränkische Prinzessin tötest, Taurin.«
    Nur mit Mühe enthielt sich Taurin eines Zeichens der Verachtung - dem Zucken der Mundwinkel, dem Runzeln der Stirn. Mit ausdrucksloser Miene starrte er auf Popa, als sie ihren Befehl wiederholte, obwohl er sich insgeheim fragte, wie aus einem so schönen Gesicht solch hässliche Worte kommen konnten.
    Allerdings war sie ihm selbst nie sonderlich schön erschienen. Er hatte nie recht verstanden, wenn andere von ihrem Liebreiz säuselten und Rollo dafür beneideten, dass er sich solch köstliches Weib in sein Bett geholt hatte. Schön genug, dass er aus ihr mehr als seine Konkubine machte, nämlich sein rechtmäßiges Eheweib, war sie wohl auch ihm nicht. Und diese Schmach war es, die dazu führte, dass ihre Lippen an diesem Tag nicht voll und rosig glänzten, sondern schmal zusammengepresst waren, und dass der Gleichmut, den sie sonst so vollkommen wie Taurin wahrte, erschüttert war.
    »Ja, töte sie!«, kam es zum nunmehr dritten Mal, heiser und voll ohnmächtiger Wut.
    Taurin zögerte seine Antwort hinaus und meinte schließlich doch gedehnt: »Und warum soll ich das tun?«
    »Nun, aus Treue!«, rief sie ungeduldig. »Du dienst mir seit so langer Zeit! Wie könntest du mir eine Bitte abschlagen?«
    Als sie den Tod der fränkischen Prinzessin gefordert hatte, hatte ihre Stimme verbittert geklungen, nun klang jener lockende Tonfall durch, der ihr zu eigen war.
    Treue, dachte Taurin verächtlich, Treue ...
    Er war ihr nicht treu. Er war ihr Sklave. Und er verachtete sie dafür, wie er jeden verachten würde, der vermeinte, ihn besitzen zu können. Popa verachtete er sogar noch ein bisschen mehr, weil sie Fränkin war. Christin. Und dennoch mit Rollo hurte. Und dennoch ihn, der er ein Mann ihres Volkes war, ihren Sklaven sein ließ.
    »Ich frage nicht nach dem Grund, warum ich es tun soll. Sondern nach dem Grund, warum du, Popa, willst, dass ich es tue. Bis jetzt galt Rollo in der christlichen Welt als Pirat - nun ist er ein Lehnsmann des fränkischen Königs. Das sollte dir gerade recht kommen.«
    Popa neigte sich vor, sodass sich ihre Brüste durch die Kleidung abzeichneten. Rollos Konkubine hatte von allem ein wenig zu viel, befand er: zu volle Brüste, zu dicke Lippen, zu rote Wangen. Nur an einem sparte sie - an ihrer Kleidung. Der Stoff war äußerst knapp bemessen, was nicht hieß, dass er nicht überaus kostbar war. Er war mit goldenen Fäden durchwirkt, so wie ihn die wohlhabenden Fränkinnen trugen, und der Saum ihrer Palla mit Edelsteinen besetzt. Eigentlich sollten diese dem Zweck dienen, sie zu beschweren, sodass der Stoff faltenlos zum Boden hing, doch Popa hatte ihre Palla nicht um die Schultern gelegt, sondern in der Armbeuge gerafft und nutzte die kostbaren Steine nicht zur Glättung ihrer Kleidung, sondern als Beweis dafür, wer sie war - einstmals die Tochter eines mächtigen Mannes, der ihr Haargebände schenkte, Ohrringe, Broschen und Ringe und kleine Döschen mit Wohlgerüchen. Und nunmehr die Konkubine eines mächtigen Mannes, von dem sie ebensolche Gaben erhielt, wenngleich zu einem höheren Preis - nämlich dem, in Schande zu leben.
    Taurin wich kaum merklich von ihr zurück. Nicht nur, dass ihm ihre Schönheit zu derb war - zudem konnte er all das Gold und Silber an ihr nicht betrachten, ohne daran zu denken, woher dieser Schmuck stammte: Raubgüter aus Klöstern - Buchschnallen und Monstranzen - waren einst von den Nordmännern nicht einfach nur gestohlen, sondern eingeschmolzen und in neue Formen gegossen worden, damit das edle Metall nicht mehr der Verherrlichung Gottes dienen, sondern ihre Frauen schmücken konnte. Oder, wie in Popas Fall, fränkische Frauen, die sie zu ihren machten wie das Gold und Silber der Klöster und die sie dabei nicht minder grausam verformten.
    Ja, aus einer guten Christin hatte Rollo ein schändliches Weib gemacht, das sich nicht schämte, mit dem Mann zu huren, der die Stadt ihres Vaters belagert, besetzt und zerstört hatte, und das nun Gislas Tod befahl.
    »Karl kann sein Lehen nicht zurückziehen, auch wenn seinem Töchterlein vor der Eheschließung etwas ... zustoßen würde«, antwortete Popa eben. »Wenn sie ... krank werden oder einen Unfall erleiden würde, könnte er unmöglich Rollo die Schuld daran geben.«
    »Zumal sie im Palatium des Bischofs lebt«, warf Taurin ein.
    »Richtig«, bestätigte sie spöttisch lächelnd. »Der König weiß schließlich nicht, dass in Rouen kaum Häuser aus Stein stehen und

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