Tod auf Bestellung
wo der Kerl als Nächstes zuschlägt, dann basteln wir ihm eben einen. Legen wir ihm einem Köder hin, dem er nicht widerstehen kann.«
5
Decker trat an Cottons Schreibtisch. Sie schwenkte eine Mappe. »Ihr kleiner Ausflug nach Portland trägt unerwartete Früchte«, verkündete sie. »Wir haben einen Treffer im DNA-Profil. Sie konnten Ihren Verdächtigen offenbar erfolgreich daran hindern, seine Spuren zu verwischen.«
»Was?« Cotton blickte auf. Er war immer noch mit der Vorbereitung für die Falle beschäftigt, die er dem Täter stellen wollte. Decker trug ein Lächeln zur Schau, als hätte sie Cotton soeben rechts überholt. »Wir haben den Täter?«
»Schwer zu sagen. Wir haben eine Übereinstimmung zu einem weiteren Mord. Der liegt allerdings sechzehn Jahre zurück und hat garantiert nichts mit Organspenden zu tun. Das deutet nun doch auf einen Serientäter hin, der schon sehr viel länger aktiv ist.«
»Aber?«, fragte Cotton, denn Decker klang so, als hätte sie die wichtigste Information bislang zurückgehalten.
»Damals wurde ein Täter gefasst und verurteilt. Garry Wilford. Er sitzt heute noch hinter Gittern, und er ist nicht derjenige, zu dem unsere DNA-Spur passt.«
»Sie meinen, man hat damals einen Unschuldigen festgenommen?«
»Der Verurteilte hat gestanden. Seiner Aussage zufolge war er allein am Tatort. Die DNA-Spur, um die es geht, wurde deshalb als nicht für die Tat relevant gekennzeichnet.«
»Es ist wohl kaum ein Zufall, wenn dieselbe Spur am Tatort eines zweiten Mordes auftaucht«, wandte Cotton ein.
»Vermutlich nicht«, sagte Decker. »Auch wenn sechzehn Jahre zwischen den beiden Verbrechen liegen. Ich weiß nicht, ob Garry Wilford zu Unrecht verurteilt wurde, aber möglicherweise hat er einen Komplizen gedeckt. Das ist zumindest Grund genug, um mal mit ihm zu reden.«
»Alles klar.« Cotton sprang auf. »Wo sitzt er ein?«
Decker lächelte. » Sie sitzen auf jeden Fall hier fest.« Mit einem Finger drückte sie ihn in Richtung seines Platzes zurück. »Das haben Sie sich selbst eingebrockt. Was wird aus Ihrem Plan, wenn Sie nicht da sind und alles vorbereiten? Wir können hier nicht den ganzen Krempel hinwerfen, nur weil wir vielleicht anderswo auch eine interessante Spur haben.«
*
Garry Wilford saß im Baldwin State Prison in Georgia ein, ungefähr hundert Meilen von Atlanta entfernt. Das Gefängnis war auf der grünen Wiese erbaut worden – ein weißes, kantiges Gebäude, umschlossen von einem Zaun und mit angeschlossenem Bootcamp.
Doch es war kein Hochsicherheitsgefängnis, und Wilford hatte sich in all den Jahren, die er hier nun schon einsaß, als unauffälliger Häftling erwiesen. Das passte schwerlich zu den grausamen Taten, die man ihm zur Last legte. Vor sechzehn Jahren war er in Atlanta in die Wohnung eines kleinen Dealers eingebrochen, hatte den Mann, dessen Freundin und einen zufällig anwesenden Bekannten überwältigt, gefesselt und alle drei anschließend mit einem dünnen Draht erwürgt.
Angeblich, so hieß es in seinem Geständnis, war es allein ums Geld gegangen. Wilford hatte gewusst, dass sein Opfer vor Kurzem einen größeren Betrag eingenommen hatte, und so war er nach den Morden mit gut tausend Dollar Beute abgezogen.
Die Verwaltung des Baldwin Prison hatte Decker für die Vernehmung ein Büro zur Verfügung gestellt. Nun saß Wilford ihr gegenüber, in einem weißen Overall, der seine Haut noch ein wenig dunkler erscheinen ließ und das Ekzem, das sein halbes Gesicht bedeckte, umso roter. Der Mann wirkte dick und weich; allenfalls seine Körpermasse passte noch zum Bild eines Mörders, der im Alleingang drei Menschen überwältigt hatte.
Agent Philippa Decker in ihrem dunkelblauen Business-Kostüm wirkte in dieser Umgebung genauso unpassend, wenn auch auf andere Weise.
»Mr Wilford«, sagte Decker. »Ich möchte mich gerne über Ihren Komplizen unterhalten – den Mann, der Ihnen vor sechzehn Jahren bei der Tat geholfen hat.«
Wilford blickte auf und blinzelte. »Ich war allein. Das hab ich doch damals schon alles gesagt.«
»Und damals hat man Ihnen geglaubt. Inzwischen aber wissen wir, dass der Mann, den Sie gedeckt haben, noch immer weitermordet. Also werden Sie mir jetzt alles erzählen, was Sie über diesen Mann wissen.«
»Ich weiß gar nichts«, sagte Wilford. »Nichts, was ich nicht schon gesagt hätte. Wenn Sie etwas anderes glauben, schnappen Sie doch meinen angeblichen Komplizen und fragen ihn selbst.«
»Sie hatten damals einen
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