Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
im Wasser schwimmen, ist
ihre Haut derartig entstellt, dass man ohne eine Leichenöffnung wirklich nur
orakeln kann.«
»Und wann werden wir Genaueres erfahren?«, hakte García Vidal nach.
»Ich mache mich gleich, wenn wir wieder in Palma sind, an die
Arbeit. Sowie ich etwas habe, werde ich mich bei Ihnen melden.«
»Okay.«
García Vidal ging zum Kommandanten des Schnellbootes. »Señor, Sie
kennen die Strömungsverhältnisse hier zu dieser Jahreszeit genau. Was ist Ihre
Einschätzung, woher kamen die Leichen?«
Der Mann kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Ich denke, von der
Südseite Cabreras. Die Strömung geht im Augenblick ziemlich massiv in östlicher
Richtung. Dabei wirkt die Meerenge zwischen Mallorca und Cabrera wie ein
riesiger Trichter, der alles ansaugt. Was südlich von Cabrera im Wasser
schwimmt, wird so lange westwärts gewirbelt, bis es in diesen Sog kommt. Bis
hierher dauert das bei der Strömung nicht länger als einen halben Tag. Gestern müssen
die Leichen also noch an ihren Fußfesseln gehangen haben.«
Der Comisario bedankte sich für die Auskunft und stieg, gefolgt von
Berger, wieder auf die gecharterte Llaut über. »Ich nehme mal an, dass der
Residente und sein hoher Gast so freundlich sein werden, mich nach Cabrera zu
bringen«, rief er dem Bootskommandanten zu. »Sie bringen bitte den Doc und
seine Patienten nach Palma. Es wäre schön, wenn Sie mich gegen neunzehn Uhr
wieder aus Es Puerto abholen könnten. Bis dahin dürfte ich mit meinen
Ermittlungen auf Cabrera für heute durch sein.« An Berger gewandt fügte er
hinzu: »Wir sollten versuchen, die Fischer auf unsere Seite zu bekommen.
Vielleicht können die uns Stellen zeigen, an denen man doch unbeobachtet
tauchen kann. Von den Rangern kann man in diesem Punkt keinen Tipp erwarten.«
»Dann werde ich mal besser versuchen, der Gräfin abzusagen.« Berger
tippte auf seinem Handy herum. »Mit meinem kleinen Pott hat sie leider keine
Sonderrechte, um ebenfalls hier anzulegen.«
»Ich möchte Sie aber bitten, mir noch ein paar Minuten zu geben,
bevor wir aufbrechen«, hielt ihn der Bischof auf, der sich inzwischen mit
seiner Soutane bekleidet hatte. In der einen Hand hielt er ein weißes Handtuch
und in der anderen eine Flasche Olivenöl. »Ich gebe zu, es ist etwas
improvisiert, aber Sie werden doch sicher nichts dagegen haben, dass ich diesen
armen Seelen die Sterbesakramente erteile?«
»Mit Olivenöl?«
Crasaghi zuckte nur mit den Schultern. »Was soll ich denn machen?
Das ist immer noch besser als Joghurtdressing.« Ohne auf eine Antwort zu
warten, begann er mit seiner seelsorgerischen Pflicht.
García Vidal zog Berger ins Ruderhaus. »Na, ist mit dem Pfaffen ein
Auskommen?«
»Überraschenderweise ja. Der Mann scheint mir sogar auch im täglichen
Leben ganz brauchbar. Fast zu brauchbar, würde ich meinen.«
García Vidal runzelte die Stirn. »Was soll denn das schon wieder
heißen?«
»Keine Ahnung. Irgendetwas ist komisch an ihm, ich weiß nur noch
nicht, was.«
»Sie haben doch aber sonst ein Faible für unkonventionelle Typen.«
»Unkonventionell ja, aber nicht für Lackaffen. Er ist irgendwie
beides, ich weiß nur noch nicht genau, was überwiegt.«
»Und wie lange haben Sie den jetzt an der Backe?«
»Er hat mich für eine Woche bis maximal zehn Tage gemietet.«
»Und was ist, wenn ich Sie benötige?«
»Dann können Sie ihn bei mir zurückmieten«, antwortete der Bischof,
der nach verrichteter Arbeit das Ruderhaus betrat. »Er ist aber verdammt
teuer.«
»Weiß ich. Das ging aber schnell, Exzellenz. Sind Sie schon fertig?«
» Sí , Comisario, die drei haben sich mit
der Beichte extrem bedeckt gehalten, das hat Zeit gespart. Sollten wir die
Gelegenheit dazu bekommen, werde ich mir bei Ihnen erheblich mehr Zeit nehmen,
versprochen.«
García Vidal lachte. »Ich schätze, dass sich hier ein wunderbares
Team gefunden hat. Schade, dass ich nicht noch eine Weile Mäuschen spielen
darf. Ich wäre sicherlich voll auf meine Kosten gekommen. Es fragt sich nur,
wer am Ende die Nase vorn haben wird.«
Berger wunderte sich. »Was wollen Sie denn damit sagen?«
»Na, ob Sie am Ende dieser Woche katholisch sein werden oder er
Heide.«
»Señor Comisario«, sagte Crasaghi mit allem gebotenen Ernst, »wir
beide werden bleiben, was wir sind: Gottes Kinder.«
3
Fatma hatte alles für ihren Exkurs auf der Insel zusammengepackt.
»Wollen wir den Geigerzähler jetzt schon mitnehmen?«
»Ja, natürlich.«
»Was wollen
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