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Tod auf der Donau

Titel: Tod auf der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michal Hvorecky
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Mona lassen. Was würde nur aus ihr werden? Würde sie auf dem Schiff bleiben? Oder mit ihm für ein paar Tage nach Bratislava kommen? Sie hatte ein neues weißes Kleid an. Der Stoff zeichnete ihre Körperkurven exakt nach. Sie saß allein da und wirkte einsam; Martin war drauf und dran, ihr wieder zu vertrauen. Die Pensionisten verfolgten sie mit ihren Augen, zu lange hinzuschauen, das traute sich allerdings keiner.
    »Danke für coming this ship!«, legte Atanasiu mit seiner unglaublichen Abschiedsansprache los. »Das ist Plesir für all und thank you, thank you, thank you. You come home, I am happy, you say okay? I am okay auch. Bye bye! Wiedersehen! Zbogom, zdravo!«
    Der tosende Applaus spornte Atanasiu offensichtlich an. Die Passagiere starrten ihn an – so stellten sie sich wohl einen sprachlich bewanderten Europäer vor. Martin spielte unter dem Tisch mit seinem Handy und mailte sich Fotos von dieser Fahrt. Dann stellte er sich neben den Kapitän und umarmte ihn wie seinen allerbesten Freund; der Alkoholgeruch ließ ihn erschaudern. Er sprach seine paar Abschiedsworte.
    »Im Namen der ADC bedanke ich mich bei Ihnen für die exzellente Fahrt. Ohne so außergewöhnliche und interessante Gäste, wie Sie es waren, wäre diese Fahrt niemals zu solch einem exzellenten Erfolg geworden. Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Abend, und auf ein baldiges Wiedersehen bei Ihrem nächsten exzellenten Urlaub mit der ADC!«
    Er nahm eine Keule und begann gierig zu essen. Gábor klimperte auf dem Klavier, und eine Stunde später wurde getanzt. Mona hatte ein unbeteiligtes Gesicht aufgesetzt. Ein Pensionist forderte sie zum Tanzen auf. Mit einer Entschuldigung verließ sie die diskutierende Gruppe und ging, bei William Webster eingehängt, zum Parkett. Alssie Martin in die Augen sah, verzog sich ihr Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde, dann nickte sie ihm höflich zu und ging weiter. Er ließ das tanzende Paar keine Sekunde aus den Augen. Mona tanzte Walzer und strahlte absolute Gelassenheit aus. Websters Körper drängte sich an sie.
    Martin hatte eine noch größere Lust, sich zu betrinken. Er war schon im Begriff, aufzustehen und zu Mona zu gehen, doch als sie ihn erblickte, verkündete sie ihrem Tanzpartner unvermittelt:
    »Ich bin sehr müde, mein Herr, entschuldigen Sie mich bitte. Ich möchte früh ins Bett kommen … Gute Nacht!«
    Martin überlegte, wie er ebenfalls am schnellsten verschwinden könnte. Noch vor einer Stunde hatte er gehofft, eine Nacht mit Mona zu verbringen, doch jetzt hielt ihn nichts mehr auf diesem Schiff. Sie würde nicht mit ihm kommen. Nach Bratislava würde er allein zurückfahren, in vier Tagen schon wieder am Flughafen in München stehen, und der Kreislauf würde erneut beginnen. Wenn er jetzt noch länger sitzen bliebe, würde er verrückt werden. Er stand auf, ging wortlos in seine Kajüte, zog sich um und ging hinaus.
    Über der Stadt zeigten sich ein paar Sterne. Das Delta leuchtete und spiegelte die Lichter wieder, der Fluss verschmolz förmlich mit dem Himmel. Er lungerte eine ganze Stunde herum und schloss sich dann sechs seiner Kollegen an, die in die Stadt aufbrachen. Tulcea schien die fischreichste Stadt an der Donau zu sein. In Kesseln und Töpfen aller Restaurants wurden Fischsuppen und andere Fischgerichte zubereitet. Fisch aß man hier offensichtlich zum Frühstück, zu Mittag und auch am Abend.
    Der lange Pier zog sich in einem Halbkreis hin. Die Hotels sahen verlassen aus, obwohl die Touristensaison in vollem Gange war. Die schlecht gepflasterten Straßen waren von verschmutzten Plattenbauten gesäumt. Auf den Seiten wurden die Docks von starken Scheinwerfern angestrahlt und von Schäferhunden bewacht.
    Wohin er auch kam, trank er auch. Die Kneipen rochen nach ungewaschenen Körpern, verschüttetem Alkohol, billigem Parfüm undschmutzigen Toiletten. Sogar der Wodka schmeckte hier irgendwie nach Fisch. Von Izmail am anderen Ufer dröhnte die Musik bis hierher, vor allem ukrainischer Dancefloor. Martin hatte mit der Besatzung schon einiges erlebt, doch ein solches Saufgelage hatte es noch nie gegeben. Sie landeten in einem Klub zwischen zwei riesigen sozialistischen Hotels, wo Balkanpop mit englischen Texten gespielt wurde. Die Besatzung setzte sich, trank eine Runde nach der anderen und rauchte gefälschte Camel. Am schlimmsten richtete sich Dragan zu. Martin hielt sich noch einigermaßen aufrecht. Wenn ihn jemand ansprach, verstand er in all dem Lärm kein

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