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Tod auf der Donau

Titel: Tod auf der Donau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michal Hvorecky
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Nacht würde endlich enden, egal wie, nur enden sollte sie. Sein Gesicht war rot von der Hitze. Über die Schläfen rann ihm der Schweiß in Strömen. Die Kollegen schriendurcheinander, sie taten, was sie konnten. Die verwirrten Passagiere steigerten das Chaos. Nie hat es Martin mehr bereut, Pensionisten mit eingeschränktem Aktionsradius zu betreuen. Die meisten von ihnen taumelten nach wie vor ohne Rettungswesten herum, dafür bekreuzigten sie sich ohne Ende und spekulierten ängstlich. Er redete auf sie ein, gestikulierte, und wenn es nicht anders ging, zog er sie am Hemd und schrie aus Leibeskräften: »Weste! Weste! WESTE! Jeder! Anziehen! Jetzt gleich!«
    Der lächelnde Jeff fotografierte das Geschehen. Martin stoppte ihn und forderte die Kellner auf, die Passagiere aus den Kajüten zu bringen. Emil und Sorin zogen das Löschgerät heraus: Feuerlöscher, Leitern, Feuerhaken und Eimer. Zwei Köche zielten mit langen silbernen Schläuchen auf die rauchenden Flächen. Dank dem Pumpendruck gelang es, die Wasserströme mit großer Kraft gegen die Decken zu spritzen. Die ersten Erfolge beflügelten die Besatzung. Suang setzte sich die Gasmaske auf und kletterte mit einer Axt in der Hand die Leiter hoch. Ein Mann im Sicherheitsanzug kam ihm nach. Mit Wasser waren diese Männer vertraut und konnten dagegen ankämpfen, mit Feuer ging das nicht so gut.
    Ein starker Sturm brach aus. Es schüttete in Strömen und blitzte. Der Wind drehte plötzlich, trieb Martin juckenden Rauch in die Augen und ließ die Funken in den Spalten aufglühen. Das Feuer brach nun mit seiner ganzen Wut aus. Verkohlte Schnipsel flogen durch die Luft. Die Flammen bemächtigten sich der Plastiktaschen mit den Kreuzfahrtbroschüren.
    Die Seeleute bildeten eine Kette, sie stellten sich im Vestibül, in den Gängen und auf den Treppen auf, reichten sich die Kübel. Viele schöpften erneut Hoffnung. Doch die Amerikaner rannten kopflos herum, manche drängten mit leeren Händen nach oben und stießen mit jenen zusammen, die vor lauter Neugier bereits hinaufgeklettert waren. Die Vernünftigeren suchten längst Töpfe und Schüsseln.
    Unter Martins Füßen bebte es, als wäre dort etwas Lebendiges. Das beunruhigende Dröhnen erinnerte an einen Zug auf einer Eisenbahnbrücke.Das Geräusch wurde stetig stärker und kam aus allen Richtungen. Aus dem Maschinenraum hörte man eine ohrenbetäubende Explosion. Das Schiff wurde durchgeschüttelt, als käme dieser Schlag aus den Tiefen der Donau selbst. Die Wassertropfen landeten zusammen mit Glassplittern auf der Oberfläche. Martin wurde gegen eine Wand geschleudert. Kurz herrschte Totenstille. Dann ertönte aus allen Kehlen ein Panikgeschrei. Das Schiff wurde geflutet. Die unteren Kajüten befanden sich plötzlich auf gleicher Höhe mit dem Wasserspiegel.
    Die
America
wurde zu einem einzigen Riesentumult voller Befehle, Schimpfwörter und Flüche. Matrosen rannten zu dem Leck, die Passagiere rasten kopflos in die entgegengesetzte Richtung. Tische und Bänke rutschten und rollten über das Deck und fingen sich in der Reling oder fielen ins Wasser. Der Kapitän übergab das Kommando und rannte nach unten.
    Die letzten Wagemutigen aus der Besatzung, die nach unten hatten vordringen wollen, kehrten hustend und mit rot unterlaufenen Augen zurück und berichteten, man könne nichts mehr machen. Es blieb nur noch eine Hoffnung: ankern und das Schiff evakuieren.
    Jetzt nur nicht hinfallen, dachte sich Martin. Er krachte irgendwo dagegen, die Menschen stießen ihn zur Seite, drängten sich in den Salon. Tamás öffnete die Verbandskästen und verteilte Pflaster und Verbände.
    Am Gang herrschte ein Riesengedränge. Die Amerikaner verfluchten das Schiff und seine Besatzung. Die Südeuropäer riefen in ihren Muttersprachen den lieben Gott an, sodass ein babylonisches Gewirr entstand. Nach zehn Minuten begannen die verschmierten Männer zu murren.
    »Alle bleiben auf ihren Plätzen!«, brüllte der Kapitän. »Ohne meinen Befehl verlässt niemand seine Position!«
    Die strenge Kapitänsstimme brachte die Mannschaft wieder zur Vernunft; sie hörten auf, selbständig zu denken, gehorchten nur noch. Martin auch. Wer jahrelang im Drill gelebt hat, erliegt der Befehlspsychosewie einem unentrinnbaren Schicksal. Der Befehl des Kapitäns übte auf Martin eine außerordentliche Macht aus, er folgte instinktiv, war wie geblendet.
    »Wir machen ein Rettungsmanöver und beginnen mit der Evakuierung«, beschloss Atanasiu und verschwand

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