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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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die jetzt allerdings rotgerändert und überschattet
     waren. Ihr Mantel öffnete sich, und er sah ihre schwarze
     Witwenkleidung. Sie lächelte Athelstan an.
    »Ich entschuldige mich
     für meinen Auftritt, aber ich konnte diese Neuigkeit nicht glauben.«
     Sie deutete auf die andere Frau, die still wie eine Maus hinter ihr stand.
     »Das ist Tabitha Velour, meine Zofe und Freundin.«
    Aveline saß immer noch
     mit schreckensbleichem Gesicht auf dem Schemel. Emma Roffel ging zu ihr
     und berührte sanft ihre Schulter.
    »Das tut mir leid«,
     murmelte sie. »Wirklich leid.« Sie hob den Kopf und sah
     Cranston an. »Wie ist es passiert?«
    »Erstochen von seinem
     Knappen«, sagte Cranston. »Nicholas Ashby.«
    Emma Roffel machte ein überraschtes
     Gesicht.
    »Es fällt Euch
     schwer, das zu glauben, Madam?« fragte Athelstan.
    Die Frau schürzte die
     Lippen und starrte ihn an. »Ja«, sagte sie langsam. »Ja,
     allerdings. Ashby war ein stiller Mann, eher ein Gelehrter als ein Soldat.«
    »Aber er fuhr mit Eurem
     Gemahl zur See?«
    Emma Roffel lächelte
     zynisch. »Gott verzeihe mir und schenke ihm die ewige Ruhe, aber Sir
     Henry war ein argwöhnischer Mann. Ja, der Knappe Ashby wurde von
     seinem Herrn oft beauftragt, darauf zu achten, daß seine
     Investitionen auch den angestrebten Gewinn brachten.«
    »Und Ihr seid
     hergekommen, um Sir Henry vom Tode Eures Gemahls in Kenntnis zu setzen?«
    »Jawohl, so ist es.
     Aber das hat ja wenig Sinn«, fügte sie mit einem halben Lächeln
     hinzu. »Ich nehme an, sie können jetzt selbst miteinander
     sprechen.«
    »Madam«, bellte
     Cranston, »ich muß mit Euch über den Tod Eures Gemahls
     reden.«
    »Das könnt Ihr
     gern tun, Sir. Ich wohne in der Old Fish Street, beim Trinity Square, an
     der Ecke der Wheelspoke Alley. Aber jetzt muß ich gehen. Mein Gemahl
     liegt aufgebahrt vor dem Altar in St. Mary Magdalene. Sir John, Pater…«
     Und Emma Roffel machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Kammer
     ebenso dramatisch, wie sie aufgetaucht war.
    »Was geschieht jetzt?«
     knirschte Marston.
    Sir John ging langsam zu ihm.
     »Ashby darf vierzig Tage Asyl genießen. Danach hat er die
     Wahl: Entweder stellt er sich der Justiz des Königs oder er begibt
     sich in den nächsten Hafen und besteigt dort ein Schiff ins Ausland.
     Sollte irgendein Versuch unternommen werden…« Cranston
     starrte Marston wütend an.
    »…irgendein
     Versuch, ihn gewaltsam aus St. Erconwald herauszuholen, so werde ich dafür
     sorgen, daß die Täter in Smithfield am Strick baumeln. Und
     jetzt schlage ich vor, ihr kümmert euch um den Leichnam eures Herrn
     und stellt seine Habe sicher. Ich möchte, daß der Dolch
     herausgezogen und in meine Kanzlei im Rathaus geschickt wird.«
     Cranston drehte sich zu Aveline um. »Madam, bitte nehmt mein Beileid
     entgegen. Ich muß jedoch trotzdem darauf bestehen, daß Ihr
     hierbleibt, bis meine Untersuchung beendet ist.« Er winkte Athelstan
     und ging hinaus.
    »Was ist das für
     eine Sache mit dem Schiff God’s Bright Light?« fragte
     Athelstan, nachdem sie den Hof der Herberge verlassen hatten.
    »Wie ich schon sagte«,
     erklärte Cranston zwischen zwei Schlucken aus dem Weinschlauch,
     »das Schiff liegt auf der Themse vor Anker. Letzte Nacht sind der
     Erste Maat und zwei Besatzungsmitglieder während ihrer Wache
     verschwunden. Dazu die merkwürdige Sache mit Kapitän Roffels
     Tod. Der Mord an Sir Henry Ospring und Nicholas Ashbys Flucht haben das
     Wasser noch trüber gemacht.« Er drückte den Stopfen in den
     Schlauch und verstaute ihn unter seinem Mantel. »Ich habe Hunger, Mönch.«
    »Ich bin Ordensbruder,
     und Ihr habt immer Hunger, Sir John«, erwiderte Athelstan. »Ihr
     seid also gekommen, um mich abzuholen - wohin?«
    »Stromabwärts, zum
     Schiff God’s Bright Light. Der Admiral der östlichen Meere, Sir
     Jacob Crawley, erwartet uns zu einer Audienz, aber« - Cranston
     schnupperte wie ein Jagdhund - »ich wittere Pasteten.«
    »Um die Ecke«,
     sagte Athelstan müde, »ist Mistress Merrylegs Pastetenladen.
     Sie ist die beste Köchin in Southwark.«
    Cranston benötigte keine
     zweite Aufforderung; er lief los wie ein Windhund. Kurze Zeit später,
     während er und Athelstan sich ihren Weg durch die verkehrsreichen,
     engen Straßen von Southwark bahnten, kaute Cranston genüßlich
     an einer von Mistress Merrylegs schweren, saftigen Rindfleischpasteten.
    »Herrlich!«
     seufzte er zwischen zwei Bissen. »Die Frau

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