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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Kissen. Dann ging er noch einmal und besorgte ein Tuch, eine Schüssel
     und einen Wasserkrug, damit Ashby sich waschen konnte. Als nächstes
     begann Cranston mit der Vernehmung.
    »Du bist Sir Henry
     Osprings Knappe?«
    »Jawohl, Sir John«,
     antwortete Ashby zwischen zwei Löffeln Hafergrütze.
    »Du bist aber auch mit
     Kapitän Roffel auf der God’s Bright Light gefahren?«
    »Aye. Sir Henry hat den
     größten Teil der Heuer für die Besatzung und die
     Bewaffnung des Schiffes bezahlt. Dafür erhielt er fünfzig
     Prozent aller Gewinne.«
    »Und du hattest den
     Auftrag, alles im Auge zu behalten?«
    Ashby lächelte säuerlich.
     »Das könnte man sagen. Ich bin mit der God’s Bright Light
     losgesegelt… « Er verdrehte die Augen. »Welchen Tag
     haben wir heute?«
    »Das Fest der Hl.
     Apostel Simon und Judas«, antwortete Athelstan. »Den 28.
     Oktober.«
    »Nun, wir ließen
     die Themse zwei Tage vor St. Michaelis hinter uns; das müßte
     dann der 27. September gewesen sein. Das Wetter war gut, der Wind günstig.
     Wir gingen zwischen Dover und Calais in Stellung und fingen an, einzelne
     Kauffahrer zu attackieren. Wir machten gute Beute, und bald war unser
     Laderaum voll mit Lebensmitteln, Wein und Stoffen, von einzelnen
     Kostbarkeiten gar nicht zu reden.«
    »Wie war Roffel?«
     fragte Athelstan.
    »Ein harter Mann,
     Pater. Ein guter Seemann, aber brutal. Immer hat er angegriffen, und nie
     hat er dem Feind erlaubt, sich zu ergeben. Fischerboote, Galeeren,
     Weinschiffe aus der Gironde. Es ging stets auf die gleiche Weise zu. Wir
     verfolgten sie, gingen längsseits, und dann schossen die Bogenschützen
     ihre Pfeile ab. Danach ging eine Entermannschaft hinüber und…«     
    »Und?« 
    Ashby schaute zu Boden.
    »Und?«
     wiederholte Cranston.
    Ashby murmelte etwas.
    »Lauter, Mann!«
    »Es gab nie Gefangene.
     Leichen wurden über Bord geworfen. Eroberte Schiffe, die in
     schlechtem Zustand waren, wurden versenkt, die anderen in den nächsten
     englischen Hafen geschleppt.«
    »Ist irgend etwas Auffälliges
     geschehen? Irgend etwas?« 
    »Ja, um den 11. Oktober
     herum kaperten wir ein kleines Fischerboot, das versucht hatte, aus einem
     französischen Hafen in einen anderen zu gelangen. Ich glaube, es
     wollte nach Dieppe, aber der Wind trieb es aufs Meer hinaus. Wir griffen
     es an, und das Boot wurde versenkt. Nichts Außergewöhnliches -
     nur…« Ashby stellte die Schale hin und wischte sich mit dem
     Handrücken den Mund ab. »Kapitän Roffel schien erfreut zu
     sein, sehr erfreut. Wißt Ihr, wie eine Katze, die den Rahm
     ausgeschleckt hat. Für gewöhnlich war Roffel ein schweigsamer
     Mann, aber da sah ich ihn auf dem Achterdeck umherlaufen und in die Hände
     klatschen. Und es war das einzige Mal, daß ich ihn je singen hörte.«
    »Und dann?«
    »Ein paar Tage später
     zog er sich in seine Kajüte zurück und klagte über
     Magenschmerzen. Der Laderaum war voll mit Beute; also fuhren wir nach
     Dover. Ich nahm Sir Henrys Anteil und ging an Land. Die God’s Bright
     Light stach wieder in See, jetzt unter dem Kommando von Hubert
     Bracklebury, dem Ersten Maat.«
    »Hat Roffel Briefe an
     Sir Henry geschrieben, als er an Land war?«
    »Nein, keinen. Sie
     waren eher Geschäftspartner als Freunde. Sir Henry hat für das
     Geld gesorgt, und Roffel hat die Kaperfahrten gemacht.« Ashby stieß
     mit dem Fuß gegen die Schale. »Mörder waren sie. Ospring
     war ein Teufel aus der Hölle; seinen Pächtern hat er jeden Penny
     abgepreßt. Auf Gott und die Menschen hat er keinen Pfifferling
     gegeben.«
    »Habt Ihr ihn deshalb
     ermordet?«
    »Nein«, sagte
     Ashby. »Ich habe ihn nicht ermordet.«
    Athelstan stand auf und sah
     Cranston an. »Sir John, hier haben wir genug erfahren.«
    Cranston seufzte und kam
     schwerfällig auf die Beine. Athelstan deutete auf eine geräumige
     Nische im Altarraum.
    »Ruht Euch dort aus«,
     sagte er. »Ihr habt Ale, eine Decke und ein Kissen. Wenn ich zurückkomme,
     mache ich es Euch behaglicher.«
    »Pater, kann ich denn
     irgend etwas tun?«
    Athelstan grinste und wies
     auf zwei schwere, gußeiserne Kerzenhalter auf dem Altar.
    »Ja, die könnt Ihr
     saubermachen, und dann könnt Ihr die die Dochte der Kerzen putzen.«
     Er schaute auf Ashby hinunter. »Habt Ihr einen Dolch?«
    Ashby lächelte und
     klopfte mit der flachen Hand auf die Waffe.
    »Nun, ich würde es
     als eine große Gefälligkeit betrachten, wenn Ihr außerdem
     das

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