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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Silbergürtel
     gehalten wurde. Auf dem Tisch lag eine Mütze von gleicher Farbe, an
     deren Krempe eine Feder steckte. Crawley ergriff Cranstons Hand, grinste
     von einem Ohr zum ändern und stieß ihm freundschaftlich vor den
     Bauch.
    »An Euch ist mehr dran
     als früher, Sir John, was?«
    »Dann hat Lady Maude
     desto mehr zum Festhalten, wenn es einmal stürmisch wird.«
    Die beiden Männer brüllten
     vor Lachen. Crawley schüttelte Athelstan die Hand und klopfte ihm
     geistesabwesend auf die Schulter. Er deutete auf zwei freie Schemel am
     Tisch, und Cranston und Athelstan gesellten sich zu den Männern, die
     sich dort bereits zusammendrängten. Crawley machte sie bekannt:
     Philip Cabe, der Zweite Maat, Dido Coffrey, Zahlmeister, Vincent Minter,
     Schiffsarzt, und Tostig Peverill, Schiffsprofoß. Ein bunter Haufen,
     fand Athelstan, in ihren von der See verwaschenen Kleidern - hagere Männer
     mit harten, wettergegerbten Gesichtern, kurzgeschnittenen Haaren und mit
     Augen, die nicht lächelten. Voller Unbehagen saßen sie da, und
     Athelstan spürte ihren Unmut darüber, daß sie so lange
     aufgehalten wurden.
    »Wir warten hier schon
     seit Stunden«, fauchte Cabe, und sein ledriges Pferdegesicht war
     voller Mißbilligung.
    »Na, das tut mir aber
     leid, verflucht!« rief Cranston. »Aber ich war verdammt beschäftigt!«
    »Nun, nun.«
     Crawley klatschte in die Hände wie ein Kind. »Sir John, einen
     Schluck Rotwein«
    Sir John sagte natürlich
     bereitwilligst ja.
    »Pater?«
    Athelstan schüttelte lächelnd
     den Kopf. Er öflnete seine Schreibtasche und legte Tintenhorn, Feder
     und Pergament vor sich auf den Tisch. Dann sah er sich in der niedrigen,
     engen Kajüte um und erblickte die Koje in einer Ecke. Ihm war
     ziemlich schwindlig, zumal wenn das Schiff sich bewegte und knarrte, als
     wolle die ganze Welt sich drehen. 
    Als Cranston seinen Becher
     geleert und Crawley ihn ebenso schnell wieder gefüllt hatte, beugte
     des Königs Admiral der Östlichen Meere sich vor und rülpste.
    »Wie viele Jahre, Sir
     John?«
    »Sechzehn. Sechzehn
     Jahre ist es her, daß wir die Franzosen vom Meer vertrieben haben,
     und jetzt sind die Mistkerle wieder da.«
    Athelstan stieß Sir
     John an, um ihn daran zu erinnern, daß es hier ums Geschäft
     ging, nicht um ein Wetttrinken unter alten Freunden. Cranston hustete.
    »Master Cabe«,
     begann er, »Ihr seid jetzt der leitende Offizier an Bord dieses unglücklichen
     Schiffes. Wenn ich recht verstehe, wurde Kapitän Roffel krank und
     starb, bevor das Schiff auf der Themse vor Anker ging?«
    »Ja. Am 14. Oktober
     klagte der Kapitän über Bauchschmerzen. Er sagte, es brenne wie
     Feuer.«
    Cranston wandte sich an
     Minter. »Habt Ihr ihn untersucht?«
    »Ja. Ich hielt es für
     eine Form der Ruhr - heftige Krämpfe, übelriechender Kot, hohes
     Fieber, Schwitzen.«
    »Und was habt Ihr
     verschrieben?«
    »Ich habe einen
     bindenden Trank gebraut, aber nichts hat geholfen. Am 20. Oktober lag
     Roffel im Delirium. Er starb in der Nacht, bevor wir die Themse
     hinaufsegelten.«
    »Glaubt Ihr, er wurde
     vergiftet?« fragte Athelstan.
    Er musterte die Runde der
     Gesichter im flackernden Licht der einen Laterne. Minters essigsaure Miene
     erstrahlte in einem schiefen Lächeln.
    »Oh ja, Pater, er wurde
     vergiftet. Aber nicht so, wie Ihr denkt«, fügte er hastig
     hinzu. »Leibschmerzen, Galle im Magen, Ruhr, Entzündungen der
     Eingeweide und des Afters kommen auf Schiffen häufig vor. Ratten
     scheißen in unseren Proviant, das Wasser fault, und im Zwieback sind
     mehr Maden als Mehl.«
    »Wie viele Leute sind
     denn auf dieser Reise gestorben?«
    »Zwei. Der Kapitän
     und der Koch, Scabgut.«
    »Woran dieser?«
    »Er hatte die gleichen
     Krämpfe. Aber fast auf jeder Reise gibt es Tote - wenn es nicht das
     Essen ist, dann fällt einer über Bord.«
    »Also war nichts Verdächtiges
     an Roffels Tod?« fragte Cranston.
    »Keineswegs. Allerdings
     hatte er seinen eigenen Weinvorrat.«
    »Aber davon habe ich
     auch getrunken«, warf Coffrey, der Zahlmeister, ein.
    »Wenn das so ist«,
     schloß der Arzt, »hat Kapitän Roffel nichts gegessen und
     getrunken, was nicht auch wir zu uns genommen hätten.«
    »Wir haben gehört«,
     sagte Athelstan, »daß Kapitän Roffel ein harter Mann war.«
    »Stahlhart«,
     sagte Cabe. »Hart wie Eisen. Er hatte ein Herz aus Stein.« Er
     grinste spöttisch. »God’s Bright Light! ›Das helle
     Licht Gottes‹ - welch ein

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