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Tod auf der Themse

Tod auf der Themse

Titel: Tod auf der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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eines Nachts, stellte ich fest, daß es noch andere wie
     mich gab.«
    »Wenn die Sheriffs dir
     auf die Spur kommen«, warnte Cranston, »dann werden sie dich
     wegen Sodomie in Smithfield verbrennen! Ist es nicht so, Pater?«
    Athelstan war sprachlos. Er
     schaute Bernicia genauer an und sah den Ausdruck von Verlorenheit und
     Niedergeschlagenheit in ihrem Blick. Athelstan blinzelte. Er betrachtete
     sie immer noch als Frau, ganz gleich, was Sir John oder sie selbst sagen
     mochte. Eine Woge des Mitgefühls durchströmte ihn. In seiner
     Zeit als Novize und in den Feldlagern in Frankreich war er Männern
     begegnet, denen es gefiel, sich als Frauen benutzen zu lassen, aber nie
     hatte er einen getroffen, der sich verkleidete und die Rolle so überzeugend
     spielte. 
    »Dein Geheimnis ist bei
     uns sicher«, sagte er sanft. »Sir John und ich sind nicht
     gekomen, um dir Schmerzen zuzufügen, auch wenn du in eine
     schwerwiegende Sünde verwickelt bist.«
    »Tatsächlich,
     Pater? Mit einem Mann wie Roffel? Die Sorte kenne ich, soweit ich mich zurückerinnern
     kann. Es macht ihnen Spaß, mich wie eine Frau zu benutzen; warum
     wirft man mir vor, was andere aus mir gemacht haben? Oh ja, und Priester
     waren auch darunter. Solch sonderbare Bettvergnügen gefielen ihnen
     sehr.«
    Athelstan hob die Hand.
     »Ich bin weder dein Richter noch dein Beichtvater.«
    »Das hätte auch
     wenig Sinn«, sagte Bernicia. »Ich brauche sie beide nicht.
     Einen Gott gibt es nicht, und wenn doch, so hat er uns vergessen.«
     Bernicia verlagerte ihr Gewicht auf dem Stuhl. »Roffel brachte mir
     immer kostbare Geschenke - Finger mit Ringen daran, und einmal auch ein
     Ohr mit einem kleinen Goldreifen. Er saß dann da, wo Ihr jetzt
     sitzt, Pater, und prahlte mit seinen Taten. Wie er seine Mannschaft
     betrogen hatte, seinen Geschäftspartner Ospring, sogar seine
     langweilige Frau.«   
    »Warst du gestern abend
     noch einmal auf dem Schiff?« fragte Cranston unvermittelt.   
    Bernicia wandte den Blick ab.
    »Lüg jetzt nicht!
     Warst du noch einmal da?«
    »Ja. Na ja, zumindest
     am Kai. Ich wollte nachsehen, ob Roffel Wertsachen zurückgelassen
     hatte. Er hatte stets eine volle Geldbörse und einen kleinen Koffer
     mit Flitterkram. Ich dachte, der Erste Maat würde mich vielleicht
     noch einmal an Bord lassen.«
    »Und warum bist du nur
     bis zum Kai gekommen?« fragte Cranston.
    »Weil kein Boot da war,
     das mich zum Schiff übersetzen konnte. Ich habe allerdings hinübergerufen.«
    »Und?«
    »Einer von der Wache muß
     mich gehört haben, denn der Erste Maat kam.«
    »Um welche Zeit war
     das?« fragte Athelstan.
    »Oh, das war gegen
     Mitternacht. Ich dachte, da sei es ungefährlich. Der Kai ist um diese
     Zeit meistens menschenleer - alle Nachtschwärmer sind nach Hause
     gegangen oder zu betrunken, um sich noch um mich zu kümmern.«
    »Und was geschah?«
    »Der Maat kam an die
     Reling. Er war betrunken, schwenkte nur seinen Becher und schrie: ›Verpiß
     dich!‹«
    »Seltsam«, meinte
     Cranston nachdenklich. »Das nächste Schiff war das des
     Admirals, die Holy Trinity, und er hat uns nichts von irgendeiner Störung
     erzählt.«
    »Ich berichte nur, was
     ich gesehen habe.« Bernicia zog ein Gesicht. »Aber etwas war
     schon merkwürdig.«
    »Was denn?«
     fragte Athelstan.
    »Na ja, ich stand am
     Kai; es war einsam, kalt und windig. Mir wurde klar, wie töricht es
     gewesen war, dort auch nur hinzugehen. Als ich mich nun abwandte, sah ich
     - da gibt es keinen Zweifel - eine Gestalt im Torbogen eines der Lagerhäuser
     stehen. Sie hatte sich bewegt.«
    »Da bist du sicher?«
    »Oh ja. Man hörte
     die üblichen nächtlichen Geräusche am Kai - das Geraschel
     der Ratten, das Plätschern des Wassers …, aber ich hörte
     ein Scharren, als habe jemand ein Schwert gezogen oder trage sonst etwas
     Metallenes bei sich. Und ich bin sicher, wer immer sich da versteckte,
     wollte das Schiff beobachten. Ich rief, aber niemand antwortete, und so
     lief ich hastig weg.«
    »Und das ist alles, was
     du gesehen und gehört hast?«
    »Ja, ja, das ist alles.«
    »Hast du jemals
     jemanden von Roffels Mannschaft kennengelernt?
    »Oh, ich kannte sie nur
     aus der Distanz. Wenn sie den Kapitän an Land begleiteten, hielt
     Rolfel mich meist von ihnen fern.«
    »Und Sir Henry Ospring?«
    »Nein. Aber Roffel
     bekam Briefe von Ospring, in denen dieser ihn beschuldigte, einen Teil des
     Gewinns zu unterschlagen.«
    »Und

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