Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
Leute?«
    Wedgewood runzelte die Stirn. »In welcher Hinsicht?«
    »In jeder.«
    »Fragen Sie im Interesse eines möglichen Investors?«
    »Sozusagen.« Es lag einigermaßen nah an der Wahrheit. Katrina Harcus investierte ihr Leben und ihre Zukunft in Michael Dalgarno.
    »Finanziell gesund«, sagte Wedgewood, ohne zu zögern. »Das war nicht immer so. Hatten vor fünfzehn oder sechzehn Jahren eine Krise, haben sie aber überstanden. Weiß nicht genau, um was es dabei eigentlich ging, aber damals ging's vielen Leuten schlecht. War die große Zeit der Expansion. Leute sind Risiken eingegangen.«
    »Und ihr handwerkliches Können?«, fragte Monk.
    Wedgewood sah ein wenig überrascht aus. »Sie haben wie alle anderen auch Wanderarbeiter eingesetzt. Streckenarbeiter, Bergleute, Steinmetze, Maurer, Zimmerleute und Hufschmiede – und so weiter. Dann sind da noch Maschinisten und Schlosser, Vorarbeiter, Zeitnehmer, Vorsteher, Zeichner und Ingenieure.« Er zuckte leicht die Achseln und sah Monk verwirrt an.
    »Aber die sind alle kompetent, sonst würden sie sich nicht halten. Dafür sorgen die Männer selbst. Ihr Leben hängt davon ab, dass jeder das tut, was er tun soll, und zwar richtig. Die besten Arbeiter der Welt, und die Welt weiß das! Britische Streckenarbeiter haben überall in Europa, Amerika, Afrika und Russland Eisenbahnen gebaut und werden zweifellos auch nach Indien, China und Südamerika gehen. Warum auch nicht? Überall werden Eisenbahnen gebraucht. Jeder braucht sie.«
    Monk wappnete sich für die Frage, die er fürchtete. »Was ist mit Unfällen?«
    »Gott allein weiß, wie viele Männer beim Bau umkommen.« Wedgewood schürzte die Lippen, Ärger und Trauer in den Augen. »Aber ich habe nie von einem Unfall gehört, der auf schlechte Bauweise zurückzuführen war.«
    »Unzulängliche Materialien?«, fragte Monk.
    Wedgewood schüttelte den Kopf. »Sie kennen ihre Materialien, Mr. Monk. Kein Streckenarbeiter würde den falschen Stein oder das falsche Holz benutzen. Sie wissen, was sie tun. Müssen sie ja auch. Wenn Sie eine Mauer nicht ordentlich abstützen oder untaugliches Holz dafür benutzen, bricht das Ganze über Ihnen zusammen. Schließlich kenne ich mich in der Branche aus, und ich habe nie von Streckenarbeitern gehört, die sich geirrt haben.«
    »Aber es hat Unfälle gegeben!«, beharrte Monk. »Einstürze, Tote!«
    Wedgewood machte große Augen. »Natürlich hat es die gegeben, Gott steh uns bei. Schreckliche Unfälle. Aber sie hatten nichts mit der Trasse zu tun.«
    »Womit dann?« Monk merkte, dass er die Luft anhielt, nicht wegen Katrina Harcus, sondern um seiner selbst willen. Arrol Dundas und seine eigene Schuld an dem, was vor siebzehn Jahren geschehen war, kamen ihm in den Sinn.
    »Alles Mögliche.« Wedgewood sah ihn neugierig an. »Fehler des Fahrers, überladene Waggons, schlechte Bremsen, falsche Signale.« Er beugte sich ein wenig vor. »Hinter was sind Sie her, Mr. Monk? Wenn jemand in Baltimore und Söhne investieren will, muss er sich nur in der Finanzwelt erkundigen. Dafür braucht man keinen privaten Ermittler. Jeder Bankangestellte könnte Auskunft geben.«
    »Mein Mandant hat keine Nerven«, räumte Monk ein. »Wie ist es mit ungeeignetem Untergrund?«
    »Nichts dergleichen«, antwortete Wedgewood sofort. »Gute Streckenarbeiter können überall bauen. Im Sand. Sogar im Sumpf – es kostet einfach nur mehr. Sie müssen Pontons legen oder Pfähle einrammen, bis sie auf Grundgestein stoßen. Sicher, dass es nicht um etwas Persönliches geht?«
    Monk lächelte. »Ja, ganz sicher. Mein Mandant ist weder die Familie Baltimore, noch ist er mit ihr verwandt. Ich habe kein Interesse an Nolan Baltimores Tod, außer, er hätte etwas mit der Rechtschaffenheit oder der Sicherheit seiner Eisenbahnen zu tun.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Wedgewood bedauernd. »Nur ein sehr bedauerlicher Mangel an persönlichem Urteilsvermögen.«
    Monk dankte ihm und verließ ihn, um die andere Idee zu verfolgen, die immer drängender an ihm nagte. Vielleicht würde niemand einen Betrug riskieren, hinter den ein scharfäugiger Streckenarbeiter leicht kommen konnte. Der Profit, den er dabei machen konnte, war nur gering. Weit einfacher, weniger gefährlich und sicher auch weitaus profitabler war ein Betrug beim Ankauf von Land für die Eisenbahnstrecke.
    Hester erzählte er nichts. Es war ihm zu nahe, zu real, um einen anderen damit zu belasten, obwohl er sich nicht einmal klar und deutlich daran erinnern

Weitere Kostenlose Bücher