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Tod im Jungfernturm

Tod im Jungfernturm

Titel: Tod im Jungfernturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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hinein am Grab des Engels Opfer gebracht. Aber jetzt finde ich, sollten wir uns Karamelläpfel holen.«
    »Also ich glaube, ich nehme lieber einen Ofenstrudel. Ich bin hungrig«, sagte Hartman.
    »Was ist denn das?« fragte Maria.
    »Das ist grobes Roggenbrot, mit Fleisch und Zwiebeln gefüllt. Gibt es da hinten.«
    »Ich schaue mir die Gaukler an. Bring mir doch so einen Ofenstrudel mit«, sagte Maria.
    An den Ständen gab es viel zu sehen, und es war alles grundsolides Handwerk. Es war schön, einmal Leder, Wolle, Bronze und Silber, Honig und Leinen zu sehen, anstelle der sonst unvermeidlichen Souvenir- und Tingeltangelstände. Maria kaufte sich eine Kette in Bronze. Es macht Spaß, sich selbst einmal was zu gönnen, dachte sie, wenn man sonst für sein Geld nur Spülmittel, Katzenstreu und Binden kauft.
    Sie kehrte ungefähr gleichzeitig mit Hartman zur Tribüne zurück. Da hatte der zweite Teil der Wettkämpfe bereits begonnen, nämlich das Aufspießen von Gegenständen auf der Erde. Der Ritter vom Adler bekam Punktabzug, weil er zögerte. Die Regel lautete, daß er sich spätestens fünf Sekunden nach dem Signal in die Arena begeben mußte. Hier hatte der Herold nicht die Zustimmung des Publikums, und an mehreren Stellen flammten Diskussionen auf. In diesem Tumult klingelte plötzlich Marias Handy, und sie mußte beiseite gehen, damit sie überhaupt etwas hören konnte. Es war Krister, der aus dem Krankenhaus anrief. Emil war auf einen Baum geklettert, um sich ein Vogelnest anzuschauen, dann war ein Ast unter ihm gebrochen, und er war kopfüber hinuntergefallen. Jetzt war sein Arm eingegipst, und er lag im Aufwachraum.
    »Kannst du nicht nach Hause kommen?«
    »Das würde ich gern, aber momentan ist das schwierig.«
    »Du kannst doch wohl freibekommen, wenn das Kind krank ist, und dann herkommen.«
    »Nicht, wenn du Urlaub hast. Wenn Emil einen Gips hat, darf er sicher heute abend schon nach Hause. Ich rufe später noch mal an, um mit ihm zu reden, wenn er aufgewacht ist«, sagte Maria und spürte das schlechte Gewissen wie einen Kloß im Hals.
    »Warum willst du denn nicht nach Hause kommen? Hält dich irgend etwas Besonderes da? Irgend jemand Besonderes?«
    »Jetzt spinnst du aber. Ich sitze hier an einem Mordfall, und das weißt du auch. Ich kann nicht einfach abhauen, wie es mir gerade paßt. Aber du kannst herkommen, wann immer du willst. Ich warte auf euch. Wie geht es deiner Mutter?«
    »Nicht besonders. Sie hat Gallenbeschwerden.«
    »Es war also nichts mit dem Herzen?«
    »Scheinbar nicht. Sie können nicht ausschließen, daß sie Gefäßkrämpfe hat, und dagegen hat sie jetzt Medikamente bekommen. Kannst du nicht nach Hause kommen?«
    »Du, ich glaube, deine Mutter kommt eine Woche oder zwei ganz hervorragend ohne dich aus. Wenn du das anders siehst, dann mußt du zu Hause bleiben. Aber ich muß abschließen, was ich hier angefangen habe.«
    Wie immer gab es am Ende Streit. Drei Minuten später rief Krister wieder an und sagte, er küsse sie und dergleichen. Nach weiteren fünf Minuten rief Maria wieder an und sagte etwas Ähnliches, allerdings ohne von ihrer Einstellung abzuweichen. Sie merkte, wie er auf der anderen Seite stöhnte, und mit diesem Seufzer über die kühlen Wasser der Ostsee hinweg legte er auf.
    Auf dem Weg zurück an ihren Platz kam Maria an der Stelle vorbei, wo die Seherin ihren Stand gehabt hatte. Doch das Zelt war verschwunden. Einen Moment lang meinte Maria, sie habe sich getäuscht, aber der Stand mit den Karamelläpfeln war immer noch an der gleichen Stelle, ebenso der Töpfer und die Bauersfrau, die gebrannte Mandeln verkaufte.
    »Du hast die Schwertvorführung verpaßt«, sagte Hartman, als Maria wieder auf die vollbesetzte Tribüne geklettert war.
    »Es war schön zu sehen, wie der Ritter vom Adler in der Luft einen Apfel durchgehauen und dann einen Ring gefangen hat. Jetzt geht es Mann gegen Mann. Ich habe versucht, dir ein Glas Gotlandsdricka zu kaufen, denn ich dachte, es würde dir Spaß machen, einmal unser Nationalgetränk zu probieren. Aber dieses Jahr wird es nicht verkauft, neue Gesetze, neue Zeiten. Gotlandsdricka wurde lange als kulturell wertvoll eingestuft, deshalb bekamen die Hersteller eine Sondergenehmigung. Jetzt hat man gemerkt, daß der Alkoholgehalt von einem Brauer zum anderen sehr unterschiedlich ist. Aber was macht das schon? Als ich klein war, fuhren sogar die entschiedensten Abstinenzler noch Auto, nachdem sie Gotlandsdricka getrunken

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