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Tod im Tauerntunnel

Tod im Tauerntunnel

Titel: Tod im Tauerntunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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flüstert:
    »Sie haben mir versprochen...«
    »Bringen Sie mir ein Viertel roten Landwein«, unterbricht ihn Bienzle laut und sagt dann leise: »Da hat sich einiges verändert. Die wissen Bescheid. Eine blödsinnige Ungeschicklichkeit.« Er sagt nicht ›von mir‹.
    Breda bedient an ein paar anderen Tischen. Kriminalmeister Gollhofer schlürft drei Tische weiter einen Campari Soda und sieht wirklich nicht wie ein Polizist aus. Eher schon wie ein früh gealterter Hippi.
    Bienzle bestellt eine Pizza Diavolo und sagt zu Breda: »Heute abend, 23.30 Uhr, im ›Ochsen‹ treffen Sie einen Mann von mir, der erklärt Ihnen alles. Geht das?«
    Der Italiener nickt und sagt: »Noch ein Wein - sehr wohl, der Herr.«
    Jetzt hat Bienzle Zeit, sich umzusehen. Es ist eine Pizzeria wie tausend andere. Das Publikum: junge Leute, meistens Stammgäste offenbar, die wohl in den umliegenden Bürohäusern beschäftigt sind; wenige italienische Arbeiter. Kein Gast, der durch irgendwelche Besonderheiten auffallen würde.
    Gächter sagt: »Manchmal haben sie in einem Hinterzimmer noch Spieltische oder so was.«
    »Kann ich mir hier nicht vorstellen«, sagt Bienzle, »aber ich muß sowieso mal raus.« Er steht auf und geht durch einen Perlenschnurvorhang, über dem Toiletten steht.
    Der kleine Korridor ist dunkel und muffig. Es riecht nach Urin und schlechtem Fett. Am Ende des schmalen Steinfußbodens führt eine enge Holztreppe nach oben. Bienzle steigt bis zum ersten Treppenabsatz und sieht, als er um die Ecke kommt, daß eine Tür nach draußen geht zu einer Art Balkon, von dem eine schmale Stiege nach unten führt in den Hinterhof, den offensichtlich die Angestellten als Parkplatz benutzen. Elf Stufen weiter oben kommt er wieder in einen schmalen Korridor, der fast völlig dunkel ist. Die einzige Lichtquelle sind die Glasscheiben in der Holztür am Treppenabsatz. Er öffnet die erste Tür und blickt in ein Schlafzimmer, das bis zum Heiligenbild über dem Ehebett jedem schwäbischen Bauernschlafzimmer entspricht. Die nächste Tür ist verschlossen. Die dritte öffnet sich geräuschlos… Bienzle bleibt völlig konsterniert stehen.
    Er befindet sich in einem kleinen, aber ausgeklügelt eingerichteten Managerbüro. Weiße Regalwände mit säuberlich beschrifteten Ordnern, zwei IBM-Kugelkopfschreibmaschinen auf über Eck gestellten Tischen. An der Stirnseite ein ausladender Schreibtisch aus Chrom und weißem Lack, dahinter ein hochaufragender Ledersessel und in dem Sessel ein kleiner, pausbäckiger und schwarzhaariger Mann mit einer riesigen Hornbrille auf der Nase, über deren kreisrunde Ränder er den Eindringling neugierig anschaut.
    »Bei uns pflegt man anzuklopfen, ehe man eintritt«, sagt der Mann hinter dem Schreibtisch.
    »Verzeihung, ich habe zweimal geklopft«, sagt Bienzle, »aber Sie haben nicht geantwortet.«
    »Das ist nicht wahr, denn ich habe hervorragende Ohren«, sagt der Mann.
    »Na gut - was sollen wir auch Versteck spielen«, sagt Bienzle; »ich bin Kriminalkommissar Bienzle und warte da unten gerade auf meine Pizza. Und weil wir Hinweise haben, daß in manchen Pizzerias gelegentlich auch verstecktes Glücksspiel stattfindet, hab ich mich eben mal umgesehen.«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch steht auf, wodurch er eher noch kleiner wirkt, kommt um den Tisch herum, verbeugt sich leicht, ohne Bienzle die Hand zu geben, und sagt: »Mein Name ist Fontana; ich heiße wirklich so, und mein Lokal heißt nach mir.« Dann schaut er zu Bienzle auf, geht mit auf dem Rücken verschränkten Händen um ihn herum und schüttelt den Kopf. »Sie lügen viel, Herr Kommissar.«
    Bienzle zuckt die Achseln, unterdrückt das ›Au!‹ und schenkt es sich, zu protestieren.
    »Sie sind Leiter der Mordkommission«, sagt der Zwerg, »und kümmern sich bestimmt nicht um das verbotene Glücksspiel.«
    »Gut«, sagt Bienzle, »und Sie haben ein Büro, das man vielleicht für ein mittleres Ex- und Importunternehmen braucht, aber nicht für eine Pizzeria mit vierzig Plätzen.«
    »Ich habe aber zwölf Pizzerias in neun Städten«, sagt Fontana, »und die wollen gemanagt sein, glauben Sie mir!«
    »Kein Wort glaube ich, eine Ehre ist der anderen wert«, sagt Bienzle, und dann: »Sie entschuldigen, meine Pizza wird kalt.«
    »Sie haben mir noch nicht gesagt, warum Sie hier sind.«
    Bienzle antwortet nicht, denn er hat auf dem Schreibtisch auf einer Schreibunterlage drei Telefonnummern gelesen, die er sich mühevoll merkt und die er unbedingt behalten

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