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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Leipzig vertritt und Ihnen für weiterführende Fragen
     gewiss zur Verfügung steht. Untenstehend finden Sie seine Anschrift
     und Rufnummer.
    Hochachtungsvoll
    E. v. Bauditz 
    »Was für eine
     Gesellschaft mag das sein?«, fragte Walther. »Der Name sagt
     mir gar nichts.«
    »Ich vermute, sie beschäftigt
     sich ebenfalls mit germanischer Mythologie«, sagte Leo und warf
     einen Blick auf von Mühls Privatadresse. »Falkenried in Dahlem,
     das erklärt auch, warum die keinen Ladenburschen in ihrem Verein
     wollten.«
    Der grüne, im Süden
     Berlins gelegene Vorort, der sich nach Westen bis zum Grunewald
     erstreckte, war für seine ruhigen, von eleganten Villen gesäumten
     Straßen bekannt.
    »Wir sollten dem Herrn
     einen Besuch abstatten«, schlug Walther vor. »Auf nach
     Walhalla!«
    »Ja, aber vorher gehe
     ich noch ins Kino«, erklärte Leo und griff nach seinem Hut.
    Leo legte den Weg vom
     Alexanderplatz zum Kurfürstendamm mit einem Dienstwagen zurück,
     den er jetzt in einer Seitenstraße abstellte. Manchmal musste man
     nur ein Stück mit dem Auto fahren und gelangte so in eine andere
     Welt, ohne dass man sich aus Berlin hinausbewegt hätte. Er
     betrachtete das hektische Treiben auf dem Boulevard. Die Berliner schienen
     von einem Fieber angetrieben, das sie ruhelos vorwärtsdrängte,
     vom Taxi ins Geschäft, vom Büro ins Café, von der Praxis
     ins Restaurant. Das Filmtheater mit seiner eleganten Marmorfassade lag
     schräg gegenüber der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.
     Bewundernd blieb Leo vor einem Plakat stehen, das den Film Der brennende
     Acker von Murnau ankündigte. Kein greller Aufmacher, sondern geradezu
     ein Kunstwerk, dunkler Hintergrund, als helle Flecken waren nur das
     Gesicht eines Mannes, eine Laterne und das blassweiße Gesicht und
     die Schulter einer jungen Frau im schwarzen Kleid zu erkennen.
    Er betrat das großzügige
     Foyer, in dem sich um diese Tageszeit nur wenige Besucher aufhielten, und
     erkundigte sich an der Kasse nach Fräulein Hagen. Die Kassiererin
     blickte ihn streng an. »So etwas wird hier während der
     Dienstzeit nicht geduldet, mein Herr. Da ist der Direktor sehr streng.«
    Leo grinste und nahm den Hut
     ab. »Es handelt sich nicht um einen privaten Besuch.« Er
     zeigte Marke und Ausweis vor. »Und keine Sorge, Fräulein Hagen
     hat sich nichts zuschulden kommen lassen.«
    Die Kassiererin zog skeptisch
     die Augenbrauen hoch und deutete auf eine Verkaufstheke, hinter der eine
     junge Frau Süßigkeiten in einem Gestell anordnete. Leo bedankte
     sich und ging hinüber.        
    »Wer sind Sie?«
     Sie klang ein wenig verunsichert, als er sie mit Namen ansprach. »Ich
     … ich räume das hier auf, weil ich im Saal jetzt nicht
     gebraucht werde.«
    »Ich komme nicht vom
     Direktor«, sagte er und stellte sich vor. »Es geht um Herrn
     Carl Bremer.«
    Sie löste den Blick von
     den Erdnusstütchen, die sie gerade einsortierte, und schaute ihn
     erschrocken an. »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, Herr
     Kommissar. Ich habe Herrn Bremer seit einigen Wochen nicht gesehen.«
     Ihre grauen Augen sind bemerkenswert schön, dachte Leo beiläufig.
     Sollten die Herrn Hanckes Kennerblick tatsächlich entgangen sein?
    »Warum nicht, wenn ich
     fragen darf?«
    »Weil… muss ich
     wirklich darüber sprechen? Eigentlich geht es doch nur uns beide
     etwas an.«
    Manchmal war der kürzeste
     Weg der beste. »Dann wissen Sie vermutlich noch nicht, dass man
     Herrn Bremer tot aus dem Landwehrkanal geborgen hat.«
    Ihre Hand tastete nach dem
     Regal, das hinter ihr stand, griff aber ins Leere. Leo beugte sich über
     die Theke und stützte sie am Arm, zog einen Hocker heran und half
     ihr, sich zu setzen. »Es tut mir leid, Fräulein Hagen, aber es
     wäre besser, Sie erzählten mir alles.«
    Sie griff sich an den Hals,
     als hätte sie Mühe zu schlucken. »Aber wie … War es
     ein Unfall?«
    Es war wohl ein weit
     verbreiteter Irrglaube, dass ständig Menschen versehentlich in den
     Kanal fielen. Dabei waren Liebknecht und Luxemburg nicht die einzigen
     Mordopfer, die man dort herausgefischt hatte. »Wir gehen von einem
     Mord oder Selbstmord aus.«
    »Das hat Carl nicht
     selbst getan.« Sie klang ähnlich überzeugt wie der alte
     Hancke. »Das passt nicht zu ihm.«
    »Vielleicht hatte er
     Liebeskummer.«
    Sie schüttelte den Kopf
     und wischte sich flüchtig über die Augen. »Ach was. Wir
     haben uns nicht im Streit getrennt. Wir hatten uns …

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