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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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kann.«
    »Und welche Methode
     schlägt er vor? Vielleicht kann ich ja noch etwas von ihm lernen.«
    »Nun, es war recht
     kompliziert«, plauderte Schneider unbekümmert drauflos, »und
     ziemlich wissenschaftlich. Aber es hatte mit einer neuartigen Operation zu
     tun, bei der man im Gehirn des Verbrechers die Stelle, die ihn zum
     Verbrechen treibt, praktisch ausschaltet.«
    »Gut und schön,
     aber wie soll man verhindern, dass jemand überhaupt erst ein
     Verbrechen begeht? Das sieht man den Leuten vorher doch nicht an«,
     wandte Leo ein.
    »Oh doch. Man kann an
     der Kopfform und den Gesichtszügen erkennen, ob jemand irgendwann gefährlich
     wird.«
    »Diese Theorien sind
     Schnee von gestern«, erklärte Leo unwirsch, worauf Ilse ihm
     unter dem Tisch einen Tritt versetzte. »Verzeihung, aber es sind
     wirklich Methoden aus dem letzten Jahrhundert. Und jemanden gegen seinen
     Willen zu operieren dürfte mehr als schwierig sein. Außerdem
     ist es verboten.«
    »Schade«, sagte
     Bruno Schneider und trank einen Schluck Kaffee. »Aber so ist das mit
     den Büchern, man weiß nie, ob man alles glauben kann, was darin
     steht. Ich für meinen Teil habe schon immer gern Kriminalgeschichten
     gelesen. Aber ein Fachmann wie Sie lacht sicher nur darüber, oder?«
    Leo schob seinen Teller
     beiseite. »Nicht unbedingt. Zur Entspannung lese ich dann und wann
     auch Kriminalromane. Sherlock Holmes bereitet mir Vergnügen, auch
     wenn er sich ständig über die brave Polizei mokiert. Aber seine
     Methoden sind faszinierend.«
    »Ja, das finde ich auch«,
     pflichtete Schneider ihm bei und blickte von Bruder zu Schwester. »Ich
     möchte mich noch einmal für diese Einladung bedanken. Und nicht
     nur wegen des hervorragenden Kuchens«, sagte er.
    »Es wird sicher nicht
     das letzte Mal sein, wenn ich meine Schwester so ansehe«, meinte
     Leo. Ilse errötete und begann schnell, den Tisch abzuräumen.
    Am nächsten Morgen war
     Leo früh im Büro und sah gemeinsam mit Robert Walther die
     Korrespondenz Carl Bremers durch. Auffallend war, dass er von seinen
     eigenen Briefen Durchschriften aufbewahrt hatte, was von einer gewissen
     Pedanterie zeugte. Es fanden sich ein paar kurze, belanglose Schreiben an
     seine Eltern, die in einem kleinen Ort bei Cottbus lebten, sowie deren
     besorgte und wohlmeinende Antworten. Anscheinend war ihr Sohn in die große
     Stadt gezogen, um sein Glück zu machen, die klassische Geschichte. Er
     hatte dort zwar kein Vermögen verdient, aber immerhin eine Anstellung
     in dem Konfektionsgeschäft gefunden, wo er wohlhabenden Kunden
     Kleidung verkaufte, die er sich selbst nicht leisten konnte. Nicht gerade
     befriedigend, doch er konnte froh sein, in dieser Zeit überhaupt eine
     Arbeit gefunden zu haben. Er hatte sich offenbar an diversen
     Preisausschreiben beteiligt und vor einigen Wochen schriftlich um eine
     Gehaltserhöhung ersucht, was abschlägig beschieden und mit der
     schlechten Wirtschaftslage erklärt worden war. Davon hatte der werte
     Herr Hancke allerdings nichts erwähnt. 
    »Hier, Leo, sieh mal.«
     Robert förderte eine abgerissene Eintrittskarte zutage. »Filmtheater
     Marmorhaus, Kurfürstendamm 236. Sagte Hancke nicht, die Freundin sei
     Platzanweiserin? Warum sonst sollte Bremer die Karte aufbewahren?«
    Noch aufschlussreicher waren
     die Briefe, die Bremer an die Autoren seiner bevorzugten Lektüre
     gerichtet hatte - Leute wie ebenjener Franz Kesselmann, der forderte, die
     germanische Mythologie müsse das tägliche Leben durchdringen und
     formen.
    Leo deutete auf ein
     Antwortschreiben. »Dem sollten wir vielleicht nachgehen.« Es
     stammte von einem gewissen Eduard von Bauditz, laut Briefkopf Gründer
     und Vorsitzender einer wissenschaftlichen Vereinigung mit Namen »Asgard-Gesellschaft«,
     und kam aus Leipzig.
     
    Sehr geehrter Herr Bremer!
    Verbindlichen Dank für
     das von Ihnen geäußerte Interesse an unserer wissenschaftlichen
     Gesellschaft. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass unser Mitgliederkreis
     eingeschränkt ist und nur Personen offensteht, die eine einschlägige
     wissenschaftliche oder journalistische Tätigkeit nachweisen können.
     Auch gebe ich zu bedenken, dass wir unsere Arbeit ausschließlich aus
     den Spenden unserer Mitglieder und Förderer finanzieren und daher
     strenge Richtlinien bei der Aufnahme zugrunde legen müssen.
    Doch verweise ich Sie gern
     an Herrn Ulrich von Mühl, der mich während meiner Vortragstätigkeit
     hier in

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