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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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gegen einen zufälligen
     Brand sprechen. Die begrenzte Ausbreitung des Feuers beispielsweise. Und
     vor allem, dass Ihr Mann im Umgang mit brennbaren Substanzen erfahren war.«
    »Ja, aber - worauf
     wollen Sie hinaus?« Sie tastete nach dem nächsten Sessel und
     ließ sich kraftlos hineinfallen.
    Leo räusperte sich, während
     Walther aufstand und sich in eines der Gemälde an der Wand vertiefte.
     Es war abstrakt, ganz untypisch für Wegner, und zeigte einen Wirbel
     aus bunten Kreisen, die den Betrachter in einen Strudel hineinzuziehen
     schienen.
    »Frau Wegner, die
     Feuerwehr hat die Vermutung geäußert, es könne sich um
     eine Selbsttötung handeln.«
    »Nein!« Der
     Schrei brach so unvermittelt aus ihr heraus, dass Walther herumfuhr.
    Nelly hielt mit einer Hand
     ihre Kehle umklammert, als wollte sie den Schrei zurückholen. »Das
     kann nicht sein! Nicht Arnold, niemals!«
    »Ich hole Ihnen ein
     Glas Wasser«, erbot sich Walther. Als sie etwas erwidern wollte,
     winkte er ab. »Danke, ich finde die Küche schon.«
    »Warum halten Sie diese
     Idee für so abwegig?«, fragte Leo vorsichtig.
    Frau Wegner rang nach Luft.
     Ihre Wangen brannten rot im blassen Gesicht. »Weil er so etwas nie
     getan hätte. Arnold liebte das Leben.«
    »Obwohl er meist das
     Abstoßende darin gesehen hat?«, fragte Leo. »Ich kenne
     einige seiner Bilder. Könnte es vielleicht sein, dass ihn das ganze
     Elend, das ihm auf den Straßen und in den Kaschemmen begegnete,
     schwermütig gestimmt hat?« Eine Theorie, die ihn, zugegeben,
     selbst nicht überzeugte.
    Die Frau schüttelte
     heftig den Kopf und nahm dankbar das Glas entgegen, das Walther ihr
     gebracht hatte. Sie trank einen tiefen Schluck und hielt es weiter in Händen,
     wobei sie es langsam hin und her drehte. »Nein, das war die Kunst,
     seine Arbeit. Er hielt sie auf Distanz, darum hat er auch nie zu Hause
     gemalt. Niemals hätte er sich von ihr die Lebensfreude rauben lassen.
     Arnold war ein Genussmensch.«
    Bei ihrem Tonfall merkte Leo
     auf. Es klang beinahe, als nähme sie sich selbst von diesem Leben
     aus. Behutsam tastete er sich weiter. »Meinen Sie damit, er ging
     gern aus? Auf Feste, Vernissagen? Trank er in Gesellschaft? Lud er Freunde
     nach Hause ein?«
    Sie schaute zu Boden. »Wir
     hatten selten Besuch. Meist ging er irgendwo hin.« Sie zögerte.
     »Die Leute, mit denen er verkehrte, gefielen mir nicht sehr. Sie
     waren - na ja, eben Künstler wie er. Wenn er mit ihnen zusammen war,
     veränderte er sich. Redete ganz anders und über Dinge, von denen
     ich nichts verstehe.«
    Walther zog hinter ihrem Rücken
     die Augenbrauen hoch. Das alles klang nicht gerade nach einer erfüllten
     Ehe, und doch schien ihre Trauer nicht gespielt. Vielleicht war es einfach
     eine Verbindung zwischen zwei sehr unterschiedlichen Charakteren gewesen.
    »Das heißt also,
     Sie lebten eher zurückgezogen, während Ihr Mann häufig in
     Gesellschaft war?«
    Sie nickte und stellte das
     leere Glas auf den Tisch.
    »War er Ihnen treu?«
    Walther zuckte unwillkürlich
     zusammen. Er kannte Leos unvermittelte Wendungen, doch diese Frage
     erschien ihm übertrieben brutal. Er sah
     Nelly Wegner an. Eine Träne lief ihr über die Wange, doch
     ansonsten blieb sie erstaunlich gelassen.
    »Nein. Aber das habe
     ich auch nicht verlangt. Das nicht.«
    »Was denn dann?«,
     fragte Leo rasch.
    »Ich hätte -«
     Sie schlug die Hände vor den Mund und brach in Schluchzen aus. Leo
     fing Walthers fragenden Blick auf und schüttelte leicht den Kopf.
     Dann beugte er sich vor und legte Nelly Wegner sanft die Hand auf den Arm.
    »Was hätten Sie
     denn verlangt?« Sein einfühlsamer Ton schien zu wirken. Sie
     wurde ruhiger und legte die Hände in den Schoß. »Ich hätte
     gern ein Kind gehabt. Aber Arnold wollte keins. Mit einem Kind hätte
     ich - hätte ich auch die anderen Frauen leichter ertragen.«
    Leo runzelte die Stirn. Hier
     mussten sie tiefer graben, so viel stand fest. »Frau Wegner, wenn
     wir den Tod Ihres Mann aufklären sollen, müssen wir so viel wie
     möglich über ihn erfahren«, sagte er in sachlichem Ton.
     »Wen er kannte, für wen er arbeitete, wer seine Freunde und
     Feinde waren.«
    »Feinde?« Sie
     wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Ich sprach bisher nur
     von Selbsttötung. Ein Mord ist unter den gegebenen Umständen
     allerdings auch nicht auszuschließen.«
    Ihre Fassungslosigkeit wirkte
     vollkommen echt. Sie stand auf, trat vor eines der

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