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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Als er die Treppen hinaufstieg, fiel ihm etwas auf.
     Seltsam, dass ein Roter wie Joachim Kern und der vornehme Oberstleutnant
     von Mühl ganz ähnlich über Wegner dachten.
    Ilse stellte eine Platte mit
     Braten auf den Tisch. Leo sah überrascht hoch. »Nanu, gibt es
     etwas zu feiern?«
    Sie rief die Kinder und
     setzte sich ihm gegenüber. Sie wirkte ein wenig verlegen, als sie ihm
     ein Glas Wasser eingoss und den Braten aufschnitt. »Bruno hat mich
     gefragt, ob ich am Samstag und Sonntag mit ihm in den Spreewald fahren möchte.«
    »Dieses Wochenende
     schon?« Leo verfluchte sich innerlich, weil sein erster Gedanke dem
     Fall Wegner galt. Die Sache nahm viel Zeit in Anspruch, er würde
     vermutlich auch am Wochenende Dienst tun müssen. Er überlegte
     rasch und lächelte dann zustimmend. »Ich wünsche euch viel
     Vergnügen.«
    Ilses Kopf schnellte hoch,
     als könnte sie nicht recht glauben, dass er so ruhig reagierte.
     »Ich habe vorsichtshalber Frau Meyer aus dem ersten Stock gefragt,
     sie kann nach den Kindern sehen, falls du ins Büro musst.«
    »Wann soll es denn
     losgehen?«
    »Am Samstagmorgen,
     Bruno hat vorher noch zu tun. Er kennt einen kleinen Gasthof in Groß
     Lübbenau, dort hat er Zimmer bestellt. Die Gegend soll sehr hübsch
     sein. Es ist zwar kalt, aber wir wollen trotzdem ein bisschen wandern. Das
     ist auch im Winter ganz schön.« So gesprächig war Ilse
     selten, und Leo spürte, dass sie eine gewisse Verlegenheit verbergen
     wollte.
    »Ich freu mich für
     dich«, sagte er aufrichtig. Dann stürmten Georg und Marie
     herein und machten sich begeistert über den Braten her.

 
    11
    Es stand in der BZ. Die waren
     wirklich schnell wie der Blitz gewesen, dachte Walther, als er ein
     Exemplar kaufte und weiter in Richtung Präsidium ging. Ein
     vorbeifahrendes Automobil spritzte ihn mit Regenwasser voll, und er wich
     fluchend einem Gemüsekarren aus, dessen Besitzer mit Blindheit
     geschlagen schien. Dennoch gelang es ihm, im Gehen den Artikel zu überfliegen.
     
    WEGNER: DAS LETZTE PORTRÄT
    Wie soeben bekannt wurde,
     porträtierte Arnold Wegner, der in seinem Atelier verbrannte
     Skandalmaler, als letztes die attraktive Nackttänzerin Thea Pabst.
     Bislang wurde das Bild jedoch nicht der Öffentlichkeit gezeigt, da
     die Ermittlungen in diesem Todesfall noch andauern.
    Gerüchteweise soll es
     sich nun doch nicht um einen Arbeitsunfall handeln. Beging der Künstler
     etwa Selbstmord? Wohl kaum, erklären Freunde, die ihn als
     lebensfrohen Menschen schildern. Oder geht es sogar um Mord? Seine Witwe
     wollte sich nicht zu diesen Vermutungen äußern.
    Thea Pabst tritt gemeinsam
     mit ihrem Partner Stephan Castorff auf. Er erklärte, sie sei bestürzt
     über den Tod des Künstlers, wolle sich aber nun ganz auf die
     Arbeit an einem neuen Tanzprogramm konzentrieren.
    Wir sind gespannt, wie die
     grazile Schönheit auf dem Porträt dargestellt wurde. Wegner war
     dafür bekannt, dass er seine Modelle schonungslos ehrlich, wenn nicht gar in beleidigender Weise
     malte. Doch es wird gemunkelt, dass mehr zwischen den beiden gewesen sein
     könnte. Und wer würde seine Geliebte schon mit Absicht hässlich
     darstellen?
     
    Walther trat kopfschüttelnd
     durch den Haupteingang und klappte seinen Regenschirm zu. Wie man sich
     doch in Menschen täuschen konnte. Thea Pabst hatte einen so
     sympathischen Eindruck gemacht, und jetzt nutzte sie die Sensationspresse,
     um für sich Werbung zu machen. Wie verletzt würde Nelly Wegner
     sein, wenn sie das las? Vielleicht war es aber auch eher dieser Castorff,
     der Wert auf solche Berichte legte, er hatte doch so etwas erwähnt.
    Egal, solange die Presse
     nichts verriet, was die Polizei noch unter Verschluss hielt, konnte man
     nichts dagegen unternehmen. Berlin war eine Zeitungsstadt, die Menschen
     gierten nach Neuigkeiten, und was heute in den Blättern stand, war
     oft morgen schon vergessen.
    *
    Leo Wechsler klingelte an der
     Tür der Villa in Dahlem. Wieder öffnete der Diener in Frack und
     schwarz-gelb gestreifter Weste und sah ihn fragend an.
    »Guten Tag.
     Kriminalkommissar Wechsler. Ich möchte zu Herrn von Mühl.«
    Der Diener trat einen Schritt
     zurück und nickte andeutungsweise. »Einen Moment, bitte, ich
     sehe nach, ob der Herr Oberstleutnant zu sprechen ist.« Er betonte
     den Dienstgrad. Nun ja, für manche Leute war so etwas wohl noch von
     Bedeutung, gab es doch diverse Gruppen, die sich mehr oder weniger
     heimlich

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