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Tod in Breslau

Tod in Breslau

Titel: Tod in Breslau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marek Krajewski
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Name noch die Adresse herausgefun-
    den. Wir haben von Maass auch nur das halbe Honorar
    bekommen.«
    »Wie viel war das?«
    »Ein Hunderter.«
    Anwaldt steckte sich die türkische Zigarre an, die er
    vorhin in der Halle in der Gartenstraße erstanden hatte.
    Der beißende Rauch nahm ihm für einen Moment den
    Atem. Er bezwang den Hustenreiz und stieß eine dicke
    Rauchwolke zur Decke, lockerte seine Krawatte, öffnete
    den obersten Hemdknopf und kam sich recht einfältig
    vor. Noch vor einem Moment hatte er diesen Menschen
    mit der Waffe bedroht, und jetzt paffte er eine Zigarre
    wie bei einem alten Bekannten. (Es war überhaupt nicht notwendig, dass ich die Nerven verloren und diesen Huber so unter Druck gesetzt habe. Meine Pistole hat ihm zwar das Maul geöffnet, aber das war auch alles. Es gibt natürlich keine Garantie dafür, dass er die Wahrheit gesagt hat.
    Vielleicht hat er sich alles aus den Fingern gesogen.) Anwaldt besah sich die Diplome und Fotos an der Wand.
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    Eines davon zeigte Franz Huber, dem ein hochrangiger
    Offizier in Pickelhaube die Hand schüttelte. Unter der
    Fotografie war ein Zeitungsausschnitt befestigt: »General
    Freiherr von Campenhausen gratuliert dem Polizisten
    Franz Huber, der dem Kind das Leben rettete. Beuthen
    1913.« Anwaldt lächelte versöhnlich. Er sah die Situation
    jetzt anders.
    »Herr Huber, bitte verzeihen Sie mir, dass ich mit die-
    ser Knarre herumgefuchtelt habe. Sie sind doch ein ganz
    normaler Gendarm – ein Schkulle, wie man hier in Bres-
    lau wohl sagt –, und ich habe sie behandelt wie einen
    Verdächtigen. Kein Wunder, dass Sie mir gegenüber zu-
    nächst misstrauisch reagiert haben, noch dazu, da ich
    meinen Dienstausweis wieder einmal nicht bei mir habe.
    Ich habe jetzt eigentlich nichts anderes davon als die Un-
    gewissheit, ob Sie mich angelogen haben oder nicht.
    Trotzdem möchte ich Ihnen noch eine Frage stellen. Oh-
    ne Revolver. Wenn Sie mir antworten, wird es vielleicht
    die Wahrheit sein. Darf ich?«
    »Bitte sehr.«
    »Ist es Ihnen nicht merkwürdig vorgekommen, dass
    Maass so schnell von seinem Vorhaben abgekommen ist?
    Wir wissen, dass er den Sohn aus dieser illegitimen Ver-
    bindung des Barons sucht. Warum hat er dann auf hal-
    bem Wege aufgegeben und die Hälfte des Honorars be-
    zahlt – warum hat er die Dienste Ihres Büros nicht wei-
    terhin in Anspruch genommen, um den Sohn zu finden?«
    Franz Huber zog das Jackett aus und goss sich Soda-
    wasser nach. Er schwieg einen Moment und betrachtete
    die gerahmte Fotografie und die Diplome.
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    »Maass hat sich über mich und meine Methoden lustig
    gemacht. Er hat geglaubt, dass ich die Sache verpfusche.
    Dass ich die Alte unter Druck setze. Er hat sich vorge-
    nommen, alles selbst herauszufinden. Natürlich habe ich
    gemerkt, dass er ein Wichtigtuer ist, also habe ich ihn gefragt, wie er denn gedenke, den Mann zu finden. Er be-
    hauptete, dass ein Bekannter von ihm dem Gedächtnis
    der alten Hexe schon auf die Sprünge helfen und ihr ent-
    locken werde, wo ihr Herr Sohn stecke.« Huber holte tief
    Luft. »Und jetzt hör mir gut zu, Herr Sohn. Du kannst
    mich mit deiner albernen Knarre nicht beeindrucken.
    Dieser Saujude Maass und du, ihr könnt mich beide mal
    am Arsch lecken!« Er schnaubte verärgert. »Ich habe dich
    nicht angelogen, weil ich keine Lust dazu hatte. Und
    weißt du auch, warum? Das kannst du Mock fragen. Ich
    werde bei ihm übrigens auch ein paar Erkundigungen
    über dich einholen. Und sollte sich herausstellen, dass
    Mock dich nicht kennt, dann sieh zu, dass du dich auf
    dem schnellsten Wege aus dem Staub machst.«
    XIII
    Breslau, 16. Juli 1934.
    Acht Uhr abends

    Anwaldt verließ Breslau tatsächlich, nicht aber wegen
    Huberts Drohung. Er saß in einem Erste-Klasse-Wagen,
    rauchte eine Zigarette nach der anderen und betrachtete
    gleichgültig die monotone niederschlesische Landschaft
    im dunkel glühenden Licht des Sonnenuntergangs. (Ich
    muss diesen Spross des Barons unbedingt ausfindig ma-
    chen. Wenn auf seinen Nachkommen wirklich ein Fluch
    lastet, dann schwebt er in Lebensgefahr, denn Erkin wird hinter ihm her sein. Andererseits, warum suche ich ihn eigentlich? Mock und ich, wir haben den Mörder gefunden.
    Nein, wir haben ihn noch nicht gefunden, sondern lediglich identifiziert. Erkin ist im Auftrag von Maass ans Werk gegangen. Er ist vorsichtig, und er weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind. Also ist zweifellos Erkin »dieser Bekannte«, der die Informationen aus

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