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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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hätte irgendeinen Kontakt herbeigeführt, aber er hatte nicht die geringste Lust, sich allein in diesem Labyrinth zu verirren, und Niccolini war schon im nächsten Raum und polterte los: »Ich suchte Moretti. Wo ist die Treppe?«
    Dem Maresciallo blieb nichts weiter übrig, als ihm zu folgen.
    Einer der drei Dreher, die nebeneinander an ihren Scheiben arbeiteten, zog einen schlammig roten Arm aus einem rotierenden Zylinder und zeigte: »Da rechts durch.«
    Auch hier gab es keine Gelegenheit zum Verweilen, aber dennoch nahmen Guarnaccias große Augen mit einem Blick den gesamten Raum auf, und im Vorbeigehen murmelte er zu dem Mann, der gesprochen hatte: »Wer arbeitet da?« Auf einer vierten Töpferscheibe wartete ein Tonklumpen.
    »Moretti.« Der Dreher tauchte seinen Arm wieder in den Zylinder und beugte den Kopf darüber, während die Seiten des Gefäßes plötzlich heraustraten und unten breiter wurden.
    Er holte Niccolini auf der Holztreppe ein, ein bißchen außer Atem, weil er mit den energischen Schritten des anderen kaum mitzuhalten vermochte.
    »Der Ort hat’s in sich«, grummelte Niccolini wieder, »was für ein Chaos … Also, wo sind wir …?«
    Unsicher, wohin sie sich wenden sollten, blieben sie oben auf der Treppe stehen, als sie über sich Stimmen hörten, zwei Stimmen, von denen die eine die andere in ihrer Wut übertönte.
    »Und ich sage dir, wie ich es dir immer wieder gesagt habe, zweimal kommst du damit nicht durch. Das Mädchen ist tot, zum Donner noch mal!«
    Die andere Stimme erwiderte etwas Unverständliches.
    Der Maresciallo und Niccolini gingen dem Lärm nach und beschleunigten dabei ihre Schritte, als seien sie sich einer drohenden Gefahr bewußt.
    »Was es mit mir zu tun hat? Dasselbe wie mit jedem in dieser Stadt, der eine Tochter hat! Es ist schlimm genug, daß dieses verrückte Huhn von einer Nymphomanin –«
    Niccolini und der Maresciallo rannten fast, stolperten über unerwartete Stufen, streiften vorstehende Regale und Tische, die auf ihren schwarzen Uniformmänteln rote Staubspuren hinterließen, und dann hörten sie trotz des Gebummers ihrer eigenen schweren Schritte den erstickten Aufschrei und das kurze Gerangel, dem ein so heftiger Aufprall folgte, daß der Boden unter ihnen erzitterte. Endlich erreichten sie den langgestreckten kahlen Raum über dem Brennofen und sahen Moretti und einen seiner Leute stumm miteinander ringen. Moretti hatte den anderen am Hals gepackt, dabei war sein eigenes Gesicht so rot, als wäre er der Gewürgte.
    »Jetzt reicht’s aber«, bellte Niccolini.
    Moretti ließ langsam die Hände sinken, bis sie zu seinen Seiten herunterhingen.
    Weder er noch der andere Mann sah die beiden Eindringlinge an; sie starrten sich weiter gegenseitig ins Gesicht, und beide atmeten schwer.
    »Was soll das?« wollte Niccolini wissen und trat auf sie zu.
    »Na, Moretti? Sestini?«
    Der Maresciallo hielt sich im Hintergrund und beobachtete. Moretti sah mit seiner rotfleckigen Kleidung, seinem roten, zerrauften Haar und dem erhitzten, ärgerlichen Gesicht aus wie ein Teufel, der seinem eigenen Ofen entstiegen war. Der andere Mann, Sestini, war über und über mit weißem Staub bedeckt. Er hatte wohl mit den seltsamen Gipsformen zu tun, die den Maresciallo bei seinem ersten Besuch so ins Grübeln gebracht hatten. Eine dieser großen Formen lag in drei Teile zerbrochen auf dem Boden, und eines der Stücke schaukelte leise bummernd hin und her.
    Schließlich ergriff Sestini das Wort, den Blick immer noch auf Moretti gerichtet.
    »Nichts«, murmelte er, »nur eine Meinungsverschiedenheit …«
    »Meinungsverschiedenheit?!« donnerte Niccolini los.
    »Heiliger Bimbam! Hören Sie, Moretti, ich bin hergekommen, weil ich Ihnen raten wollte, Vernunft anzunehmen, wenn Sie es nicht mit uns verderben wollen, und dann finde ich Sie hier, wie Sie versuchen, einen Ihrer besten Arbeiter zu erwürgen –«
    »Wie gesagt«, unterbrach Sestini, »das ist etwas zwischen ihm und mir.« Damit wandte er sich ab, um die zerbrochene Gipsform zu begutachten. »Verdammt! Damit kann ich nichts mehr anfangen …«
    Moretti nahm langsam wieder seine normale Farbe an, aber sein Blick ruhte immer noch auf Sestini und verfolgte jede seiner Bewegungen. Soweit der Maresciallo dies von seinem Platz bei der Tür beurteilen konnte, war es ein dankbarer Blick. Sein Kollege dagegen sah aus, als wolle er gleich einen Wutanfall kriegen. Er war fast so rot wie vorher Moretti.
    »Hören Sie!« fing er wieder

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