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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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daran lag es. Vor vier Stunden erst war er bei Niccolini aufgebrochen und dann zu Signorina Stauffer gefahren, aber es kam ihm eher wie vier Tage vor. Und bei diesem Tempo konnten sie sich glücklich schätzen, wenn sie vor halb neun oder neun nach Hause zum Abendessen kamen … ›… die Fragen und Probleme, die im kulturellen, gesellschaftlichen und künstlerischen Erbe dieser Stadt angelegt sind, die – nicht ohne Grund – im letzten Jahrhundert als das Athen Italiens bekannt war. Um mit Carducci zu sprechen …‹ Gut, daß er es geschafft hatte, den Capitano noch anzurufen, bevor er hierher ging, auch wenn er ihm nicht viel mehr als die Heimatanschrift des Mädchens mitzuteilen hatte. Schließlich gab es nichts Konkretes zu erzählen, nichts Endgültiges, das man in einem Bericht schreiben oder auch nur am Telefon erklären konnte.
    »Mich interessieren in diesem Stadium nur Ihre Eindrücke …«
    Das war alles schön und gut. Aber dem Maresciallo lag das Erklären nicht besonders. Dafür brauchte man jemanden mit Köpfchen. Jemanden, der gut reden konnte, wie dieser Kerl, der sich da gerade produzierte … ›… man könnte sagen, daß Florenz am Ende des dreizehnten Jahrhunderts bereits in vielem den Geist des revolutionären Frankreich am Ende des achtzehnten Jahrhunderts vorweggenommen hat. Die Stände waren zu Republiken innerhalb der Republik geworden, und der Kunsthandwerker war, obwohl er keinen aktiven Anteil an der Regierung hatte …‹ »Wenn Sie irgendwelche Ideen haben, auch ganz allgemeiner Art …«
    Aber der Maresciallo hatte nie Ideen. Sein Gehirn war voller Bilder, die einander überschnitten, ohne sich zu etwas Definitivem zu entwickeln: der abweisende Blick eines rot verfleckten Mannes, dessen Füße in Tonstreifen begraben waren; das stille, übelriechende kleine Zimmer, wo Tinas Katze sich an einer Terrakottaschüssel mit Asche wärmte; die Trostlosigkeit einer hohen schwarzen Mauer im Regen … Was hatte es für einen Sinn, solche Dinge erklären zu wollen, selbst wenn er Worte gefunden hätte? Vielleicht wollte er ja nur seine Verlegenheit überspielen, als er, ziemlich vorschnell, wie er im nachhinein fand, sagte: »Vielleicht brauchen wir die Steuerfahndung …«
    »Ernsthaft? Sie meinen –«
    »Ich weiß nicht, es ist nichts Definitives – ich habe keine Beweise … wir warten’s besser ab.«
    Gott sei Dank war der Capitano nicht weiter darauf eingegangen, sondern hatte statt dessen gefragt, wie sich die Zusammenarbeit mit Niccolini anließ. Das war immerhin etwas, das er beantworten konnte.
    »Ganz gut, denke ich. Wir kommen miteinander aus. Ich jedenfalls komme gut mit ihm aus, und ich hoffe, es stört ihn nicht, mich dabeizuhaben … Zuerst war es etwas schwierig …«
    »Ich bin überzeugt, Sie werden gut zusammenarbeiten. So, wenn Sie mir jetzt die Adresse des Mädchens geben, dann setze ich mich mit ihren Eltern in Verbindung.«
    Er wäre wohl nicht mehr so überzeugt gewesen, dachte der Maresciallo, wenn er sie beide heute vormittag gesehen hätte. Aber recht hatte er doch gehabt. Der Capitano war ein kluger Mann.
    Und wenn er schon dabei war, klug war auch dieser junge Kerl … wie hieß er noch? Corsari. Ja. Ganz glatte Hände hatte er, und noch etwas … seine Ohren, das war’s. Komisch … er konnte sich nicht erinnern, daß sie ihm dort direkt aufgefallen waren, aber jetzt sah er sie ganz deutlich, als hätte er sie vor sich. Fein und fast weiß und so deutlich modelliert, als kämen sie eben aus der Gußform. Was hatte Niccolini gesagt? Sie gehören zu den Leuten, denen Dinge auffallen … Schöne Eigenschaft, wenn einem Dinge auffielen, die unwichtig waren. Diese großen Formen von Sestini, da oben in dem feuchten, kalten Raum, wo der Regen durch das zerbrochene Fenster schlug … er hatte nicht begriffen, was sie sein sollten, aber natürlich waren es nur Stücke gewesen. Hatten wohl dort über dem Brennraum zum Trocknen gestanden. Komisch, da sah man diese großen roten Kübel überall in der Toscana in den Gärten und machte sich nie Gedanken darüber, wie sie wohl hergestellt wurden … Danach hatte der halbleere Raum gerochen, nach feuchtem Putz, während in allen anderen Räumen der saubere, erdige Geruch nach nassem Ton hing. Alles so kalt, und dann die plötzliche Hitze des Ofens in dem Raum, wo gebrannt wurde … Das konnte nicht allzu oft sein. Die meiste Zeit war es sicher ein ziemlich unwirtlicher Arbeitsplatz, besonders im Winter, aber sie waren

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