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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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bitte …«, sagte Magdalena schwach, aber das
Meixner Reserl war in Fahrt gekommen.
    »Seit dei Vater tot is, arbeit i mi da krumm auf dem
damischen Hof, der kaum gnua einbringt, dass ma übers Jahr kimmt. Und du machst
auf feine Dame drunten im Ort und lasst di von Herrschaftn im Sportwagn
hofieren. Und i? Schufte und schufte und schufte und niemals wird des
nirgendswo hinführn!«
    Noch nie hatte Magdalena ihre Mutter so reden hören.
Langsam ging sie zu der geschnitzten Bank, die neben der Haustür unter dem
Küchenfenster stand, und setzte sich.
    Reserl starrte zur Hofeinfahrt.
    Für eine lange Zeit schwiegen die beiden. Schließlich
drehte sich Reserl zu ihrer Tochter und setzte sich neben sie auf die Bank.
    »’s tut mir leid«, sagte sie leise.
    Magdalena nickte.
    »Habts was wegn am Gwahr unternomma?«
    »Der Hias hat’s in der Scheune versteckt.«
    »Hm.« Wieder schwiegen sie.
    »Weißt, was i mir gwünscht hätt«, sagte Reserl dann
endlich. »Dass mir hier an Gasthof draus gmacht hättn. Mit am Blick aufn
Wetterstein hier, der müsst doch laufn wia von selbst. Und du tatst ihn leitn.«
    Magdalena stieß ein müdes Lachen hervor und schüttelte
den Kopf. Das hatte nicht einmal ihr Vater bei Maiche durchsetzen können, und
Reserl wusste das. Fast alle Nachbarn im Tal hatten Ferienwohnungen oder
Fremdenzimmer auf ihren Höfen. Aber Melchior Meixner hielt nix davon. Lieber
schuftete er sich als Bauer den Buckel krumm, bevor er fremde Leut in sein Haus
ließ.
    Reserl stand auf. »Kimm«, sagte sie. »Lass uns a
Kerzerl anzündn. Damit da Sento gsund werd.«
    * * *
    Aus Richtung Klamm kam das Krachen von Unterholz. Es
war Dräger, der leichtfüßig den Hang heraufkam, im Gefolge, schon deutlich
zurückgefallen, sein Assistent.
    Schwemmer rief und winkte, und Dräger steuerte auf ihn
zu. Schwemmer bedeutete ihm, in einem Bogen zu ihm zu kommen, weil er
hangabwärts noch Spuren vermutete.
    Dräger zeigte sich angemessen beeindruckt von
Schwemmers Funden und begann nach einem kurzem Durchschnaufen mit dem
Fotografieren und Vermessen des Einschusses, während sein Assistent die
Schrothülsen mit einer Pinzette in einen kleinen Plastikbeutel steckte.
    Schwemmer umkreiste noch einmal das Gebüsch, dann
stieg er langsam weiter hinunter Richtung Steilhang, der etwa fünfzig Meter von
dem Baum entfernt begann. Eine kleine Gruppe schroffer Felsen markierte den
Übergang. Er suchte nach weiteren Einschüssen, fand aber keine. Als er zwischen
den Felsen hindurchkletterte und sich dabei mit der Hand abstützte, bemerkte er
einen verschmierten dunklen Fleck auf dem hellen Fels, direkt neben seiner
Hand. Auf dem Boden entdeckte er einen weiteren, größeren Fleck.
    Er rief Dräger herbei, und der bestätigte ihm, was er
schon wusste.
    Es war Blut.
    Schwemmer sah hinunter zur Kante der Klamm. Während
Dräger das Blut konservierte, kletterte er vorsichtig abwärts. Eine kleine
Quelle spuckte Schmelzwasser den Hang hinunter. Das Wasser sammelte sich in
einer flachen Stelle in einer Pfütze, aus der es dann, jetzt schlammfarben, in
Richtung Klamm abfloss. Am Rand der Pfütze fand Schwemmer mehrere Fußspuren,
alles Abdrücke desselben Paares stark profilierter Bergschuhe mittlerer Größe.
Gipsreste um sie herum zeigten an, dass sie auch von der Bundespolizei bemerkt
und dokumentiert worden waren.
    Was Schwemmer auffiel, war, dass einige der Abdrücke
erheblich tiefer waren als andere.
    Er fand einen Stein, auf den er sich setzen konnte.
Immer wieder ging sein Blick den Hang hinauf und wieder herunter.
    Ein Schuss bergan, mindestens, zwei bergab,
möglicherweise. Eine Person oben an den Büschen. Eine verletzte Person bei den
Felsen. Oder doch nur ein Tier? Eine Person hier unten, die möglicherweise
etwas ziemlich Schweres gehoben hatte.
    Jetzt reim dir das mal zusammen, dachte er.
    Aus der Klamm stieg der Dunst der fallenden Wasser auf
und reflektierte in Regenbögen die höher steigende Sonne. Auf den Almen
gegenüber, oberhalb Grasecks, lag noch Schnee.
    Sein Handy läutete. Eine Münchener Nummer. Münchener
Nummern auf dem Diensthandy waren immer lästig.
    »Von Pollscheidt«, meldete sich eine fröhliche Stimme
mit fränkischem Tonfall. Von Pollscheidt war einer der »Medizinmänner«.
Eigentlich ein sympathischer Mensch, aber seine penetrant gute Laune konnte
anstrengend werden.
    »Mein lieber Herr Schwemmer! Da haben Sie mir
ja mal was auf den Tisch gelegt! So macht die Arbeit Spaß! Soll ich
Ihnen sagen, was wir

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