Tod in Garmisch
Damenunterbekleidung.
Als sie an der Tür klingelten, öffnete ihnen eine völlig aufgelöste junge Frau.
»Wir sind mit Frau Schedlbauer verabredet«, sagte
Schwemmer freundlich, woraufhin die Frau in Tränen ausbrach.
»Frau Schedlbauer ist im Krankenhaus«, stammelte sie.
»Ein Unfall.«
»Was ist passiert?«
»Mit dem Auto. In Mittenwald. Am Lift …«
»Liegt sie im Kreiskrankenhaus?«, fragte Schafmann.
»Ja. In Partenkirchen. Wie soll das denn hier
weitergehen …?«
»Für den Moment werden Sie wohl den Laden
schmeißen müssen«, sagte Schwemmer.
»Aber ich bin doch nur Praktikantin …«
Sie verabschiedeten sich und ließen die junge Frau mit
ihren Sorgen allein. Noch im Treppenhaus wählte Schafmann die Nummer der
Inspektion in Mittenwald.
Mirl Schedlbauers Wagen war auf dem Weg von ihrem Lift
am Luttensee hinunter aus der Kurve getragen worden und gegen einen Baum
geprallt. Sie war nicht angeschnallt gewesen, hatte mehrere komplizierte
Knochenbrüche davongetragen, war aber vernehmungsfähig. Schafmann notierte die
Zimmernummer im Klinikum. Mirl hatte den Beamten vor Ort gesagt, die Lenkung
habe versagt. Und dass der Meixner-Bauer sie umbringen wolle.
» Das hat sie gesagt?«, fragte Schwemmer
ungläubig.
»So hat der Kollege es weitergegeben. Der Bericht ist
noch nicht fertig. Der Wagen ist sichergestellt worden. Mal abwarten, was die
Schrauber dran entdecken.«
»Was für ein Wagen war das?«
»Audi Q7.«
»Und da fällt die Lenkung aus?«, fragte Schwemmer, als
sie ihren Passat erreichten. »Bei einem fast neuen Audi?«
»Warten wir’s halt ab. Meistens ist so was doch nur
eine Schutzbehauptung, wenn die Leute zu schnell gefahren sind.«
Es ging auf halb zwölf zu, als sie im Klinikum ankamen
und sich zu Mirl Schedlbauers Zimmer durchgefragt hatten. Sie klopften und
wurden von einer bellenden Stimme hineingebeten.
Mirl Schedlbauer starrte sie wutentbrannt von ihrem Bett
aus an.
»Wann kimmt denn Eana Kollege mit de
Schmerztablettn?«, blaffte sie.
Dass weder Schwemmer noch Schafmann wie medizinisches
Personal gekleidet waren, nahm sie nicht zur Kenntnis.
Mirl Schedlbauers rechter Unterschenkel steckte in
einer Gitterrohrkonstruktion und wurde dort von einem halben Dutzend Schrauben
komplett fixiert.
Diese Totalfesselung ließ bei Schwemmer Mitleid für
Mirl Schedlbauer aufkommen, obwohl sie eher den Eindruck machte, als ob sie
sich Sentimentalitäten dieser Art energisch verbäte.
Ihr linker Arm war von der Schulter bis zu den
Fingerspitzen eingegipst. Zudem trug sie einen stirnbandartigen Verband, und
ihre Brust war dick bandagiert.
Schwemmer war sich nicht sicher, ob ihr Zustand sehr
viel Pech oder sehr viel Glück bedeutete. Da sie bei dem Unfall nicht
angeschnallt gewesen war, tendierte er mehr zu Glück.
Er grüßte höflich und stellte sich und Schafmann mit
Rang und Namen vor. Als er ihr seine Karte reichte, schmiss sie sie auf den
Nachttisch, ohne einen Blick darauf zu werfen.
»Und? Wos is mit da Lenkung?«, fragte sie und funkelte
sie wütend an.
»Die Ergebnisse stehen noch aus«, sagte Schwemmer.
»Des gibt’s ja gar ned! Arbeits bei eich a mal oana? I
hab no im Wagn glegen, da hob i dem Wachtmeister scho gsagt, dass die Lenkung
nimmer gangen is. Und dass mi wer hat umbringen wolln!«
»Konkret haben Sie Herrn Melchior Meixner
beschuldigt«, sagte Schafmann. »Das ist ein schwerer Vorwurf.«
»I saug’s mir ja ned aus de Finger!« Sie reckte sich
nach ihrer Handtasche, die auf dem Nachttisch stand, aber sie reichte nicht
ganz ran.
»Darf ich?«, fragte Schwemmer und gab sie ihr. Sie
nahm sie ohne Dank entgegen und wühlte darin herum. Endlich zog sie einen
Briefumschlag hervor und reichte ihn Schwemmer.
Schwemmer sah ihn gründlich an. Er war grob
aufgerissen und angeknittert, als habe er schon ein paar Tage in der Handtasche
verbracht. Er war an Mirl Schedlbauers Privatadresse in Farchant gerichtet. Die
Anschrift war mit Tinte geschrieben, in der wackeligen Handschrift eines
ungeübten Schreibers. Ein Absender stand nicht auf dem Umschlag.
Schwemmer nahm den Brief heraus und reichte den
Umschlag an Schafmann weiter.
»›Halt dich fern von anständige Leut, alte Hex.
Nochmals lass ich mich nicht zum Narren halten von dir. Nächstes Mal wird
geschossen …‹ Keine Unterschrift«, las Schwemmer vor. »Wann haben Sie den
bekommen?«
»Vor drei Tag. Am Tag, nachdem er an Berni mitm Gwahr
bedroht hat.«
»Der Meixner hat Ihren Sohn bedroht?«
»Mitm
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