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Tod vor der Morgenmesse

Tod vor der Morgenmesse

Titel: Tod vor der Morgenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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unbeteiligt.
    »So weit bin ich noch nicht gekommen. Ich arbeite über die Generationenfolge, aus der sich die Abstammung der Uí Fidgente von Eoghan Mór herleiten läßt. Damit will ich den rechtmäßigen Anspruch der Uí Fidgente unterstützen, daß sie zum Clan der Eoghanacht gehören und somit nicht aus dem Stammesrat in Cashel ausgeschlossen werden dürften.«
    Fidelma lächelte schmallippig. »Dann wirst du noch lange und angestrengt arbeiten müssen, Ehrwürdiger Mac Faosma«, erwiderte sie und ließ sich nicht ablenken. Plötzlich stockte sie auf einer Seite, verfolgte mit dem Finger die Liste der verzeichneten Namen.
    »Ah, hier habe ich es. Die Aufstellung reicht von Oengus Lappae, dem Sohn des Ailill Cendfota, und von dessen Sohn Áed und Áeds Sohn Crunmael bis zu seinem Sohn Eoganán, |413| der bei Cnoc Áine ums Leben kam. Da sind Eoganáns Söhne Torcán und Uaman aufgeführt und …«
    Sie hielt inne. Die Ränder der Lücke waren so glatt, daß sie es vorher nicht bemerkt hatte. Ein winziges Rechteck war aus der Seite herausgeschnitten worden. Größe und Stellung auf dem Blatt ließen erkennen, daß es sich um einen Namen handelte, den man herausgetrennt hatte – einen dritten Namen hinter Uaman.
    Sie richtete sich auf und bedachte den Gelehrten mit einem vorwurfsvollen Blick, doch der starrte ungläubig und völlig verwirrt auf die Seite. So eine Miene konnte man nicht heucheln.
    »Ich vermute, du hast von dieser Beschädigung des Manuskripts nichts gewußt?« fragte sie und ahnte im voraus, was er antworten würde.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Demnach hat Eoganán ein drittes Kind gehabt«, meinte sie ruhig. »Doch der Name ist erst vor kurzem aus dem Buch getilgt worden.«
    »Erst vor kurzem? Wie kommst du darauf?«
    »Schau her, der Schnitt ist mit einem scharfen, spitzen Werkzeug gemacht worden, vielleicht mit einer Messerspitze. Die Schnittkanten im Pergament sind weißer als das ganze Blatt. Wie alt ist das Buch?«
    »An die fünfzig Jahre steht es in der Bibliothek von Ard Fhearta. Die Schreiber, die es gestaltet haben, sind längst tot.«
    »Der Name von Eoganáns drittem Kind muß doch vielen bekannt sein. Selbst du müßtest ihn kennen.«
    Mac Faosma verneinte das.
    »Ich erinnere mich nur, daß Gerede aufkam wegen eines dritten Kinds, als Eoganáns zweite Frau aus seiner Festung mit ihrem Liebhaber floh und ein Kind zurückließ. Es hieß später, |414| das Kind sei zu einem der Stammesfürsten in Pflegschaft gegeben worden, aber die Einzelheiten sind mir entfallen.«
    »Gibt es jemanden, der wissen könnte, wie das Kind hieß?«
    »Wenn das Kind zur selben Generation gehörte wie seine Geschwister Torcán und Uaman, dürfte es wohl längst kein Kind mehr sein«, stellte der Alte klar.
    Fidelma überlegte kurz. »Das ist wohl wahr. Soviel ich weiß, hat Bruder Benen dir den Band heute früh gebracht.«
    »Ja, stimmt.« Mac Faosma wies auf sein Schreibpult, auf dem einige beschriebene Pergamentbögen lagen. »Ich sagte ja schon, ich arbeite an einem Buch, in dem die Generationen der Uí Fidgente aufgeführt werden, deshalb benötigte ich diesen Band als Quelle. Ich habe nur die Seiten durchgesehen, die mich unmittelbar angingen. Die Aufzeichnungen über Eoganán brauchte ich nicht.«
    »Dann können wir als gesichert annehmen, daß die betreffende Seite beschädigt wurde, bevor der Band in deine Hände kam.«
    »Ich bin ein Gelehrter«, brauste Mac Faosma auf. »Bücher sind mir heilig. Ich würde nie ein Buch beschädigen oder vernichten, und sei sein Inhalt noch so schlecht oder falsch.«
    »Das verstehe ich«, gestand Fidelma ihm zu. »Mein Hauptanliegen jetzt ist, herauszufinden, wer dieses dritte Kind war … oder ist.«
    »Warum bist du daran so interessiert? Ich bezweifle, daß jemand aus Eoganáns Nachkommenschaft Anspruch auf den Titel erheben würde, nun, da Donennach der neue Stammesfürst ist.«
    Fidelma überhörte seine Frage.
    »Du bist mir bei meinen Nachforschungen sehr behilflich gewesen, Ehrwürdiger Mac Faosma. Verwahre das Buch sorgfältig. Es könnte als Beweismittel dienen.«
     
    |415| Auf dem Hof stand Eadulf dem Choristen aus An Daingean verwundert gegenüber.
    »Zusammenkunft des Endlosen Kreises?« In dem Bestreben, sich seine Ratlosigkeit nicht anmerken zu lassen, tat er plötzlich begeistert. »O ja, natürlich. Die Zusammenkunft.«
    »Wir kommen gerade noch zur rechten Zeit.«
    »Zur rechten Zeit?«
    »Ja. Am Tor hat mir einer gesagt, daß die Zusammenkunft

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