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Todesahnung: Thriller (German Edition)

Todesahnung: Thriller (German Edition)

Titel: Todesahnung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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die Hände auf, als ich den Sturz abfedern will. Hilflos blicke ich auf und erhasche einen letzten Blick auf meinen Vater, der um die Ecke verschwindet.

    Passanten stehen um mich herum und fragen sich, was mit mir nicht stimmt. Ich kenne diese Blicke. Auch ich habe solche Blicke schon anderen zugeworfen.

    Wenn ich sie für verrückt gehalten habe.

    »Sie verstehen das nicht!«, erkläre ich jedem, der mir zuhört oder mich auch nur geringschätzig von oben herab anblickt. »Sie verstehen das nicht!«

    Mein Vater ist seit zwölf Jahren tot.

Sechster Teil

32

    Nachdem ich meinen toten Vater gesehen habe, kann ich nicht schnell genug nach Hause kommen, auch wenn dies der Ort ist, von dem ich vor weniger als einer Stunde geflohen bin.

    Im Taxi nach Hause starre ich ununterbrochen auf meine Kamera und frage mich, was wohl auf dem Film sein wird. Ich habe drei, vielleicht vier Bilder von meinem Vater geschossen. Genau erinnere ich mich nicht.

    Aber ich brauche nur eins.

    Was mir allerdings noch mehr Angst bereitet - war es wirklich er, oder hat sich die Sache nur in meinem Kopf abgespielt?

    Ich breche fast meine eigene Wohnungstür auf und stürme schnurstracks in die Dunkelkammer, wo ich hoffentlich ein paar Antworten finden werde.

    »Beeil dich!«, flehe ich den Film im Entwicklerbehälter an.

    Ich bin so darauf fixiert, diese Bilder zu sehen, dass ich eine Zeitlang meine Umgebung nicht mehr wahrnehme.

    An den Korkwänden hängen die Bilder vom Falcon, eine grauenhafte Fotoausstellung, wenn man sie so nennen kann.

    Doch sobald mein Blick darauf fällt, kann ich ihn nicht mehr davon lösen.

    Schlechte Idee.

    An einer Korkwand hängen alte Fotos aus meinen Kindheitstagen in Concord in Massachusetts. Meine Mutter, mein Vater, meine beiden Schwestern. Und ein Foto von meinem Freund vom College, Matthew, mit kahl geschorenem Schädel - geschah ihm recht.

    »Beeil dich!«, schreie ich den sich entwickelnden Film noch einmal an.

    Und endlich gibt es etwas zu sehen.

    Ich hole eins der Fotos heraus und starre es an. Der graue Mantel. Die gebeugte Haltung. Der Mann, dessen Sarg, wie ich mit eigenen Augen gesehen habe, daheim in die Erde hinabgelassen wurde. Es ist mein Vater.

    Tränen treten mir in die Augen, als ich nach dem nächsten Bild greife und eifrig jedes Detail betrachte.

    Plötzlich habe ich das Gefühl, ihm wieder hinterherzujagen. Ich bin außer Atem, meine Lungen brennen. Die Dunkelkammer scheint in sich zusammenzustürzen, ich strecke die Hände aus, um Halt zufinden. So fühlt sich also eine Panikattacke an …

    Verzweifelt nach Luft schnappend, fliehe ich aus der Dunkelkammer, und weil das nicht reicht, renne ich von einem Fenster zum anderen und reiße es auf.

    Ich versuche, normal zu atmen, was mir aber nicht gelingt.

    Komm schon, Kristin, reiß dich zusammen. Die Sache muss doch einen Sinn ergeben. Du musst nur den Zusammenhang erkennen.

    Es war nicht mein Vater, sage ich mir, nur jemand, der ihm ähnelt. Vielleicht will jemand, dass ich durchdrehe. Ja, so was in der Art muss es sein.

    Gott, wie krankhaft paranoid muss ich noch werden? Jemand will, dass ich durchdrehe? Wer?

    Wie aus dem Nichts jagt mir ein Schmerz von den Füßen nach oben. Meine Waden und Oberschenkel pochen. Ich halte es nicht mehr aus. Nein, es geht nicht mehr.

    Die Hände zu Fäusten geballt, trommle ich gegen meine Beine. Ich schlage mich buchstäblich selbst zusammen.

    »Hör auf! Hör auf! Hör auf!«

    Mit geschlossenen Augen stoße ich einen Urschrei aus. Gleichzeitig kommt mir ein sehr vernünftiger Gedanke: Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um allein zu sein.

33

    Ich rufe Michael an.

    Oder piepse ihn vielmehr an. So funktioniert das bei uns am Wochenende. Unsere Vereinbarung.

    Ich bin angeblich der wichtige Kunde, der ihn rund um die Uhr stören darf, also zieht Penley nicht ihre gezupften Augenbrauen nach oben, wenn er in sein Büro verschwindet, um mich auf der Privatleitung zurückzurufen. Ich habe sogar einen Namen. Carter Whitmore. Klingt nach einem Typ, der in Finanzen macht.

    Zwei Minuten später klingelt mein Telefon. Ich mühe mich erst gar nicht mit einem Hallo ab, sondern komme gleich zur Sache. »Ich muss dich sehen.«

    Bevor Michael antworten kann, wird mir klar, wie das klingt, oder zumindest, wie er es deuten könnte. Sexuell.

    »Ich meine, ich muss mit dir reden«, korrigiere ich mich. Seltsamerweise geht es mir jetzt besser. Ich bin ruhiger.

    »Gut, dann lass uns

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