Todesahnung: Thriller (German Edition)
diese Lage bugsiert? Wie komme ich wieder heraus?
Es muss einen Weg geben, doch ich kann mir nicht vorstellen, welchen. Ich bin doch eigentlich kreativ, oder? Warum also habe ich Probleme, dieses Rätsel zu lösen? Oder kann es vielleicht überhaupt niemand lösen?
Noch immer blinkt das rote Lämpchen an meinem Anrufbeantworter. Es könnte Michael sein, der vielleicht - aber auch nur vielleicht - wieder normal geworden ist.
Es könnte allerdings auch Delmonico sein, der mich von … ja, von wo genau aus anruft? Gibt es Telefone dort, wo sich die Toten heutzutage herumtreiben?
Als ich auf den höllischen Anrufbeantworter zugehe, beginne ich zu zittern wie Espenlaub. Wie krank ist das in Anbetracht dessen, was mir passiert? Wohl kaum der Rede wert.
Ich drücke die Abspieltaste.
Und bereite mich innerlich darauf vor, zu hören, wer auch immer mir was auch immer zu sagen hat.
Ich höre eine Stimme, die ich nicht kenne - die Stimme einer Frau. Wer ist sie?
»Kristin … hier ist Leigh Abbot. Ich bin Inhaberin der Abbott Show auf der Hudson Street, und ich rufe an, um Ihnen zu sagen, dass uns Ihre Sachen sehr gut gefallen. Wirklich sehr gut! Bitte rufen Sie mich unter der Nummer 212-555-6501 an. Ich würde gerne Ihre erstaunlich guten Bilder in der Abbott Show zeigen. Rufen Sie mich an, Kristin: 212-555-6501. Wir sind sehr beeindruckt von Ihrer Sichtweise von New York.«
Ich drücke die Abspieltaste erneut.
Lausche erneut Leigh Abbotts Stimme.
Das ist die beste Nachricht, die ich bekommen habe, seit ich in New York City wohne. Bei weitem die absolut beste. Mein Traum wird wahr.
Aber warum muss ich dann weinen?
93
Ich wache von meinem eigenen Schreien auf und reiße den Kopf mit der Geschwindigkeit eines Düsenjägers beim Start nach oben. Panisch zerre ich die Decke vom Bett, Schweiß tropft aus meinen Haaren.
Ich verbrenne - fast im wörtlichen Sinn.
Noch nie war mein Traum so real. Er wird immer schlimmer.
Mir ist übel, und ich schaffe es kaum bis ins Bad. Ich übergebe mich so heftig, dass sich meine Nackenmuskeln dabei verkrampfen. Der Würgereiz ist unerträglich, und ich breche zusammen, kann nicht einmal um Hilfe rufen. Das war’s dann, denke ich. Ich werde sterben, auf einer billigen Badematte aus dem Kaufhaus.
Und das Letzte, was ich hören werde, ist die Musik, die in meinem Kopf zu dröhnen beginnt.
Irgendwie schaffe ich es weiterzuatmen. Was mich rettet, ist mein gestriger Appetitmangel. Mein Magen ist leer, gibt nichts mehr her, was in meinem Hals stecken bleiben könnte. Meine Kehle brennt höllisch, aber wenigstens lebe ich noch.
An jedem anderen Morgen würde ich ins Bett zurückkrabbeln und mich krankmelden. Stattdessen stelle ich mich unter die Dusche und ziehe mich rasch an. Ich habe keine andere Wahl. Keinen freien Willen. Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich auf einem Nebenschauplatz aufzuhalten.
Ich versuche, Michael in seinem Büro anzurufen. Die Chancen stehen gut, dass er mittlerweile eingetroffen ist, doch er meldet sich nicht. Für seine Sekretärin Amanda ist es noch zu früh. Sie kommt normalerweise erst gegen halb neun.
Also mache ich mich auf den Weg zur Fifth Avenue, ohne mehr über Michaels Absichten zu wissen als gestern. Wird er jemandem etwas antun? Wird er seine Frau umbringen?
Zum ersten Mal bin ich tatsächlich scharf darauf, Penley zu sehen. Nein, ich möchte nicht, dass sie ermordet wird. Mein Gott, vielleicht ist es bereits passiert. Ist Michael deswegen nicht auf der Arbeit?
94
»Kristin, bist du das?«, höre ich von der anderen Seite des Flurs, als ich die Wohnung der Turnbulls betrete.
»Ja, ich bin’s.«
Und sie ist Penley. Puh! Gleich schon habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich schlecht über Michael gedacht habe - dass er seine Frau umbringt.
Penley biegt um die Ecke und blickt mich misstrauisch an. Sie trägt ihre Sportkleidung.
Einen Moment lang fühlt es sich komisch an, wie wir uns beäugen. Was genau weiß sie?
»Alles in Ordnung?«, erkundigt sie sich. »Du siehst ein bisschen blass aus, Kristin. Du hast dir doch nichts eingefangen, oder?«
»Es geht mir gut. Nur ein bisschen müde.«
Sie wirft mir ein »Mädchen-unter-sich«-Grinsen zu. »War’s spät gestern Abend?«
Ja, und heute Morgen bin ich nur schwer in Fahrt gekommen. Natürlich werde ich ihr gegenüber nichts erwähnen. »Nein, war ziemlich ruhig«, antworte ich.
»Apropos, Maria hat gesagt, du hättest angerufen. Wolltest du
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