Todesbraeute
leid.«
»Es kümmert mich nicht.« Aber das entsprach nicht der Wahrheit. »Was mich rasend macht, ist die Tatsache, dass er eben auf unsere Freundschaft gepocht hat, um mich dazu zu bringen, bei der Staatsanwaltschaft Einfluss zu nehmen. Freundschaft! So ein Schwachsinn!« »Es tut mir leid«, sagte sie wieder.
»Hör auf damit«, fauchte er. »Hör auf, danke und es tut mir leid zu sagen. Du hörst dich an wie Susannah.« Seine Schwester. »Hast du mit ihr gesprochen?« »Ja.« Er wandte den Blick ab. »Tolles Gespräch.« »Was hat sie denn gesagt?«
Er fuhr wieder zu ihr herum, und seine Augen funkelten wütend. »>Tut mir leid, Daniel. Bis dann, Daniel<.« Einen Moment lang stand ihm der Schmerz so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass es ihr selbst im Herzen weh tat. »>Du warst weg, Daniel<.«, fügte er beißend hinzu, dann senkte er den Blick und schien in sich zusammenzufallen. »Verzeih mir. Ausgerechnet dich sollte ich nicht anschnauzen.«
Sie setzte sich auf die Bettkante. Sie war so müde. »Und warum ausgerechnet mich nicht?«
»Wohin ich mich auch wende, stoße ich auf Lügen und Verrat. Nur bei dir nicht.« »Und wer hat dich verraten?«
»Umgekehrt. Ich habe meine Schwester verraten. Ich bin fortgegangen und habe sie allein gelassen. Allein mit Simon.« Nun begann sie zu verstehen, und die Erkenntnis schnürte ihr beinahe die Luft ab. Ihr fiel wieder ein, wie sich Daniel am Nachmittag bei Talias Worten versteift hatte. »Simons Opfer sind nicht alle auf öffentliche Schulen gegangen, nicht wahr?«
Wieder hob er ruckartig den Kopf. Öffnete den Mund. Schloss ihn wieder. »Nein«, sagte er schließlich. »Du warst es nicht, Daniel. Simon hat das getan. Es war genauso wenig deine Schuld, wie es meine war, dass meine Mutter damals beschloss, Craig mit dem zu konfrontieren, was ich ihr erzählt habe. Aber wir beide halten uns für schuldig, und es wird nicht leicht sein, damit zu leben.« Er runzelte die Stirn, und sie zuckte die Achseln. »Wie wild auf einen Pappkameraden zu schießen, kann den Verstand durchaus klären. Ich war erst sechzehn, aber meine Mutter war eine erwachsene Frau, die im Grunde genommen gar nicht mit Craig hätte zusammenleben dürfen. Dennoch war meine Information der Grund dafür, dass sie die Beherrschung verlor. Natürlich ist es nicht meine Schuld, aber ich habe sie mir dreizehn Jahre lang gegeben.« »Ich war nicht mehr sechzehn.«
»Daniel, wusstest du denn, dass Simon an den Vergewaltigungen beteiligt war?«
Wieder ließ er den Kopf hängen. »Nein, bis zu seinem Tod nicht.«
»Na siehst du. Du hast die Fotos doch erst seit zwei Wochen.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich meinte, bis zu seinem ersten, vermeintlichen Tod.«
Alex runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
»Meine Mutter fand die Bilder vor elf Jahren. Damals war Simon, wie wir dachten, bereits ein Jahr tot.«
Alex riss die Augen auf. Vor elf Jahren? »Aber Simon war nicht tot. Er war untergetaucht.«
»Ja. Aber ich habe die Bilder damals gesehen. Ich wollte sie der Polizei bringen, aber mein Vater verbrannte sie. Er konnte keine negative Publicity gebrauchen. Ganz schlecht für einen Richter.«
Jetzt begann Alex wirklich zu verstehen. »Und wie hast du sie dann in Philadelphia finden können? Wenn dein Vater sie doch verbrannt hat, meine ich?«
»Offensichtlich hatte er Kopien zurückbehalten. Mein Vater war ein vorsichtiger Mensch. Aber der Punkt ist, dass ich nichts unternommen habe. Und Simon durfte jahrelang ungestraft weitere Verbrechen begehen.« »Was hättest du denn sagen können?«, fragte sie sanft. »>Mein Vater hat die Fotos leider verbrannt, ich kann also nichts belegen«
»Ich hatte schon Jahre zuvor den Verdacht, dass er in unsaubere Geschäfte verwickelt war.«
»Aber wie du schon sagst - er war ein vorsichtiger Mensch.
Du hättest ihm nichts nachweisen können.«
»Und das kann ich immer noch nicht«, entfuhr es ihm plötzlich. »Weil Menschen wie Frank Loomis diesen Mist auch heute noch decken.«
»Was hast du denn eben zu ihm gesagt?«
»Ich habe ihn gefragt, wo er sich die ganze Woche über aufgehalten hat. Und warum er auf keinen einzigen Anruf von mir reagiert hat.«
»Und?«
»Er behauptet, er habe nach Bailey gesucht.« Alex blinzelte. »Ernsthaft? Wo hat er denn nach ihr gesucht?«
»Das wollte er mir nicht sagen. Aber sie wäre nicht zu finden gewesen. Ich sagte ihm, dass ich ihm das ohnehin nicht abnehmen würde. Dafür hätte er anfangs zu
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