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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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uns keine Handhabe gegen sie gibt, werde ich morgen mit Dr. Boothe, dem Psychologen, reden, den ich erwähnt habe. Er interessiert sich besonders für religiöse Neurosen und Psychosen. Er hat ein paar Verfahren entwickelt, um Leute, die bei diesen Spinnersekten einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, wieder zu resozialisieren. Er versteht etwas davon, wie diese Kultführer denken, also kann er uns vielleicht dabei behilflich sein, Grace Spiveys schwache Stelle zu finden. Außerdem werde ich versuchen, persönlich von Angesicht zu Angesicht mit der Frau zu sprechen.«
    »Wie werden Sie das anstellen?«
    »Ich werde die Kirche des Zwielichts anrufen und sie um einen Termin bitten.«
    »Sie meinen, sie wird Sie tatsächlich empfangen?«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht reizt sie meine Direktheit.«
    »Könnten wir jetzt nicht zur Polizei gehen?«
    »Womit?«
    »Sie haben Beweise dafür, daß man Joey und mir gefolgt ist.«
    »Es ist nicht strafbar, jemandem zu folgen.«
    »Diese Grace Spivey hat Ihr Büro angerufen und Joey bedroht.«
    »Wir haben keine Beweise, daß es Grace Spivey war, und nur Joey hat die Drohung gehört.«
    »Vielleicht, wenn wir den Bullen erklären können, daß diese Verrückte glaubt, Joey sei der Antichrist...«
    »Das ist nur eine Theorie.«
    »Nun, vielleicht könnten wir jemanden ausfindig machen, der einmal dem Kult angehört hat, dann könnten sie diesen Unsinn mit dem Antichrist bestätigen.«
    »Niemand verläßt die Kirche des Zwielichts«, sagte Charlie.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Als man uns engagiert hatte, um diese zwei kleinen Kin der aus der Sekte herauszupauken, dachten wir zuerst, wir würden jemanden ausfindig machen, der ein Anhänger Grace Spiveys gewesen war und sie dann verlassen hatte, jemand, der uns sagen könnte, wo die Kinder vielleicht sein könnten und wie wir es am besten anstellen könnten, um sie zu schnappen. Aber es war niemand ausfindig zu ma chen, der die Kirche verlassen hatte. Sobald sie einmal ein getreten sind, scheinen sie Anhänger auf Lebenszeit zu sein.«
    »Es muß doch immer ein paar enttäuschte, desillusionierte...«
    »Nicht, wenn es um die Kirche des Zwielichts geht.«
    »Womit hat diese verrückte alte Frau die Leute in der Hand?«
    »Sie ist hart wie Eisen und dicht wie ein Schraubstock«, sagte Charlie.
    Ein Blitz, der so grell war, daß man ihn durch die Vorhänge hindurch sehen konnte, zuckte über den Himmel.
    Der Donner krachte, ließ die Fenster erzittern, und der Regen prasselte lauter denn je herunter.
    Um 20 Uhr 15 erteilte Charlie Lockburn und Reuther noch einige letzte Anweisungen und verließ dann das Haus. Er bestand darauf, daß Christine die Tür hinter ihm absperrte, ehe er auch nur die Veranda verließ.
    Sie zog den Vorhang am Fenster neben der Tür beiseite und sah ihm nach, wie er auf den grünen Chevy zueilte und dabei durch dunkle Pfützen platschte, vom Wind zerzaust wurde, in dichte nächtliche Schatten hineinrannte, die wie schwarze Vorhänge zu flattern schienen.
    Frank Reuther empfahl ihr, vom Fenster wegzugehen, und sie nahm seinen Rat an, wenn auch widerstrebend. Irgendwie fühlte sie sich, solange sie Charlie Harrison noch sehen konnte, sicher. Aber in dem Augenblick, in dem sie den Vorhang fallen ließ und sich vom Fenster abwandte, legte sich bedrückend das Bewußtsein um Joeys — oder ihre - Verletzbarkeit über sie. Sie wußte, daß Pete und Frank gut ausgebildet, kompetent und vertrauenswürdig waren, aber keiner von ihnen vermittelte ihr das Gefühl der Sicherheit, das Charlie ihr vermittelte.
    20 Uhr 20.
    Sie ging in Joeys Zimmer. Er und Pete saßen auf dem Boden und spielten >Alte Jungfer<.
    »He, Mama, ich bin am Gewinnen«, sagte Joey.
    »Er ist ein richtiger Kartenhai«, sagte Pete. »Wenn die Typen im Büro das je erfahren, kann ich mich nicht mehr sehen lassen.«
    Chewbacca lag in der Ecke und betrachtete sein Herrchen mit heraushängender Zunge.
    Christine konnte fast glauben, daß Chewbacca in Wirklichkeit Brandy war, daß man ihrem Hund nie den Kopf abgeschnitten hatte, daß Pete und Frank einfach zwei Freunde der Familie waren und daß dies bloß ein ganz gewöhnlicher stiller Abend zu Hause war. Fast. Aber nicht ganz.
    Sie ging in ihr Arbeitszimmer und setzte sich an den Schreibtisch, blickte auf die zwei von Vorhängen bedeckten Fenster und lauschte dem Regen. Es klang, als würden tausend Leute weit entfernt eine Litanei beten, so weit entfernt, daß man die einzelnen Worte nicht

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