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Todesdrang: Thriller (German Edition)

Todesdrang: Thriller (German Edition)

Titel: Todesdrang: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Es war dieses Gefühl der absoluten Ausgeglichenheit und Leere, nach dem er sich so sehnte. Er hatte in Brunners Haus versucht, dieses Gefühl wiederaufleben zu lassen, indem er ihn auf die gleiche Weise getötet hatte wie seinen Vater. Aber es war nicht dasselbe gewesen. Es fehlte die emotionale Bindung.
    Entspannt lehnte er sich in seinen Stuhl zurück und atmete tief durch, wobei er sich einbildete, noch immer diese unnachahmliche Mischung aus Angst, Schweiß und Tränen riechen zu können, als es plötzlich an der Tür klopfte.
    Hastig klappte er den Schreibblock zu und verstaute ihn in der Schublade. »Ja, bitte«, rief er, worauf sich die Tür öffnete und eine ältere Frau mit Brille und dunklen, leicht angegrauten Haaren sein Arbeitszimmer betrat.
    »Entschuldigung, dass ich Sie störe, aber ich bin jetzt fertig«, sagte sie.
    »Prima«, entgegnete er. »Montag wieder, wie üblich?«
    Sie nickte. »Es gibt da ein paar Dinge, über die ich mich kurz mit Ihnen unterhalten möchte. Wenn Sie einen Moment Zeit hätten?«
    »Natürlich, kommen Sie herein. Worum geht es?«
    Sie schloss die Tür hinter sich. »Mir sind an Ihrer Mutter ein paar Dinge aufgefallen, die …« Sie holte tief Luft, suchte nach den richtigen Worten. »… die auf eine gewisse Vernachlässigung hindeuten.«
    Seine Augen verengten sich, während er sie betrachtete. »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, sie ist ziemlich wund im Schritt, und ich hatte den Eindruck, dass ihre Windelhose seit meinem letzten Besuch nicht gewechselt wurde.« Die Pflegerin gab sich alle Mühe, ihm nicht in die Augen zu sehen. Sie waren ihr unheimlich. »Außerdem war es nicht zu übersehen, dass die Körperhygiene Ihrer Mutter … nun ja, es hat den Anschein, dass sie seit Tagen nicht gewaschen worden ist.«
    Er registrierte, wie sie seinem Blick auswich, ließ seine Augen aber weiterhin auf ihr ruhen. »Wollen Sie damit andeuten, ich kümmere mich nicht ausreichend um meine Mutter?«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte sie. »Normalerweise sage ich nichts, wenn das mal passiert, aber im Fall Ihrer Mutter ist es mir nun schon mehrfach aufgefallen.«
    »Ich hatte in letzter Zeit viel zu tun.«
    »Das verstehe ich natürlich«, sagte sie. »Und deshalb würde ich Ihnen gerne ein paar Vorschläge unterbreiten.« Sie reichte ihm einige Prospekte. »Ich habe mir erlaubt, einige Heime in der Umgebung für Ihre Mutter auszusuchen. Dort würde ihr in jedem Fall die Pflege zukommen, die sie benötigt. Und Sie könnten sich dann ungehindert Ihrer Arbeit widmen.« Ihr Atem war flach vor Anspannung. Sie war jedes Mal froh, wenn sie dieses Haus wieder verlassen konnte.
    Er warf einen kurzen Blick auf die Hefte. Dann waren seine Augen wieder mit voller Härte auf sie gerichtet. »Nach den Vorfällen der jüngeren Zeit bin ich solchen Heimen gegenüber nicht sehr aufgeschlossen.«
    »Oh. Sie meinen diese schrecklichen Missbrauchsfälle, die vor einem Jahr für Aufsehen gesorgt haben.« Sie winkte ab. »Was das angeht, kann ich Sie beruhigen. Pflegeheime müssen sich seitdem regelmäßigen Überprüfungen unterziehen. Ich kann Ihnen versichern, dass so etwas nicht wieder vorkommen wird.«
    Er betrachtete ihren weißen Schwesternkittel, der ihn an den von Jenny, der Kassiererin seines Vaters, erinnerte. Er hatte den Kittel aufgehoben, nachdem er ihren Leichnam entsorgt hatte, und ihn hin und wieder hervorgeholt, um sich an ihren Duft zu erinnern. Vielleicht war er das entscheidende Detail gewesen, das ihm bei Brunner gefehlt hatte. Er dachte für einen Moment darüber nach.
    »Ich werde Ihren Vorschlag in Betracht ziehen«, sagte er.
    »Gut«, erwiderte sie erleichtert. »Es würde mich freuen, Sie von den Vorzügen eines Pflegeheims überzeugen zu können. Sonst wäre ich irgendwann gezwungen, diese Zustände zu melden. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
    Er versuchte sich vorzustellen, wie es sich anfühlen würde, ihre Augäpfel mit seinen Daumen zu zerquetschen. »Natürlich«, meinte er und rang sich ein Lächeln ab. »Ist sonst noch etwas?«
    »Nein. Nochmals vielen Dank für Ihr Verständnis.«
    »Ich begleite Sie zur Tür«, sagte er und erhob sich.
    »Danke, aber das ist nicht nötig.« Sie lächelte gezwungen. »Dann bis Montag.«
    Während sie hektisch das Haus verließ, überlegte er kurz, ob er als Nächstes mit ihr spielen sollte. Doch er verwarf diesen Gedanken . Ihn beschlich das untrügliche Gefühl, dass dies ohnehin sein letztes Spiel sein würde. Der Drang war

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