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Todesengel: Roman (German Edition)

Todesengel: Roman (German Edition)

Titel: Todesengel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Anwälte kennen würde!« Sie schüttelte den Kopf. »Und er hat gesagt, es sei besser, er sagt so wenig wie möglich.«
    »Halten Sie es für denkbar, dass er die beiden Jungen tatsächlich erschossen hat? In Notwehr?«
    »Nee.« Sie überlegte, spähte aus dem Fenster. Der fünfte Stock überragte das Haus gegenüber, dadurch kam viel Licht in die Wohnung. »Dann müsste er ja eine Pistole bei sich gehabt haben, oder? Oh, Mann – da würde er was zu hören bekommen von mir. Uns besuchen kommen und eine Pistole mitbringen? Nee!« Sie drehte das Gas unter dem Wassertopf herunter. »Ich meine: Man merkt schon, dass er Soldat gewesen ist. Aber er ist sechsundsiebzig, hat Probleme mit dem Herzen, mit der Hüfte, mit allem Möglichen … Außerdem isst er zu wenig und zu ungesund. Wenn er nicht so an seinem Enkel hängen würde, wäre er wahrscheinlich längst nicht mehr am Leben.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat nicht geschossen. Ganz bestimmt nicht.«
    »Ich würde ihn gerne interviewen«, sagte Ingo. »Sobald wie möglich.«
    »Und was hindert Sie?«
    »Die Polizei schirmt ihn ab. Einerseits, weil er verdächtig ist, andererseits, weil er gefährdet sein könnte. Derzeit hat außer Familienangehörigen und seinem Anwalt niemand Zutritt.«
    »Er ist sozusagen verhaftet?«
    »Sozusagen.«
    Sie hob die Augenbrauen. »Und was kann ich da machen?«
    »Ihn besuchen und mich mitnehmen. So tun, als gehörte ich zur Familie.«
    Sie musterte ihn nachdenklich und ziemlich lange, ehe sie antwortete. »Ich weiß nicht, ob ich das tun soll. Ich glaube, da muss ich ihn erst fragen.« Sie überlegte. »Ich gehe heute Nachmittag in seine Wohnung, ein paar Sachen für ihn holen – Schlafanzug, Waschbeutel und so. Wenn ich ihm die bringe, frage ich ihn.«
    Ingo versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Sie hatte offensichtlich keine Vorstellung davon, wie hektisch es im Nachrichtengeschäft zuging. »Können Sie ihn nicht einfach anrufen?«
    »Wenn ich ihn anrufe, sagt er nein.« Sie lächelte flüchtig. »Und dann ändert er seine Meinung auch nicht mehr. Das können Sie mir glauben.«
    »Mein Problem ist«, erklärte Ingo behutsam, »dass ich das Interview bis spätestens zwölf Uhr in der Redaktion abgeben muss, wenn es morgen Abend in der Zeitung sein soll. Und es muss morgen Abend in der Zeitung sein, sonst ist es zu spät.« Er lächelte zurück. »Und das können Sie mir glauben.«
    Sie zuckte herrlich unbekümmert mit den Schultern. »Die Besuchszeit im Krankenhaus beginnt um acht Uhr morgens.«
    Ingo verzog das Gesicht. »Das wird stressig.«
    »Ich dachte immer, Journalisten lieben das? Rasender Reporter und so.« Sie merkte auf, als die Wohnungstür aufgeschlossen wurde, lächelte unwillkürlich. »Ich ruf Sie an, sobald ich mit meinem Schwiegervater gesprochen habe. Ihre Nummer hab ich jetzt ja.«
    Eine Schultasche, die schwer auf den Boden schlug, Schritte im Flur, dann stand er in der Tür: ein schlaksiger Junge, den Kopf leicht zwischen die Schultern gezogen, der sichtlich zusammenzuckte, als er Ingo sah.
    »Hi«, sagte Ingo. »Ich bin Journalist.«
    Kevins Blick verfinsterte sich. »Geht’s um meinen Opa?«
    »Ja.«
    »Hmm.« Was das wohl hieß?
    Seine Mutter warf die Spaghetti ins kochende Wasser. »Geh dich waschen, Schatz. Wir essen in sieben Minuten.«
    »Okay.« Kevin schlappte davon, jeder Zoll ein Teenager, der gerade in die Pubertät kam.
    Ingo räusperte sich wieder. »Ich geh dann mal besser«, sagte er und fügte hinzu: »Vielen Dank soweit schon mal.«
    »Na, so viel war das ja noch nicht«, meinte sie. »Ich melde mich. Finden Sie alleine raus? Ich muss aufpassen, dass die Spaghetti nicht überkochen.«
    »Kein Problem.«
    Auf dem Weg zur Tür kam er am Badezimmer vorbei. Die Tür stand offen. Kevin wusch sich die Hände, sah zu ihm herüber. »Was werden Sie über meinen Opa schreiben?«, wollte er wissen.
    »Nur das, was er sagt«, erwiderte Ingo. Er mochte den Jungen, hatte sich ihm vom ersten Augenblick an verbunden gefühlt, und jetzt begriff er, warum: Weil er diesen misstrauischen Blick auf die Welt kannte , diese Körperhaltung, sich schon prophylaktisch zu ducken vor dem nächsten Schlag, der unausweichlich kommen würde. Er war in dem Alter genauso gewesen. Er wusste, wie es war, der zu sein, auf dem alle herumhackten. Jeden Tag in eine Schule gehen zu müssen, die man hasste. Leuten ausgeliefert zu sein, die stärker waren und das hemmungslos ausnutzten. »Ich hab

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