Todesfahrt: Thriller (German Edition)
gewürdigt sah, »… aber gemeinsam sind wir dazu in der Lage.«
»Das hilft uns auch nicht viel, wenn wir keine Munition für diesen Kasten kriegen«, wandte Petra ein.
Hans nickte und arbeitete noch ein paar Minuten weiter. Dann legte er den Schraubenschlüssel beiseite und wischte sich seine Hand und die Handprothese ab. »Ich glaube, ich kann euch jetzt für ein paar Minuten allein lassen. Gebt mir noch ein paar Scheine!«
Während Henriette eine Fünfzigeuronote opferte, kämpfte Petra mit sich, ob sie einen Zwanziger aus ihrem Portemonnaie nehmen sollte, rang sich schließlich aber dazu durch.
»Versaufe nicht alles«, rief sie Hans hinterher, als dieser sich der Tür der Halle zuwandte.
»Ich glaube kaum, dass es in den umliegenden Garküchen alkoholische Getränke gibt. Außerdem bin ich auf etwas Schärferes aus.« Damit verschwand Hans und ließ die beiden Frauen allein zurück.
»Männer!, sage ich da bloß. Wenn es ernst wird, ziehen sie Leine.« Petra schimpfte noch eine Weile, besorgte aber unverdrossen weitere Informationen, mit denen Henriette die elektrischen Anlagen des Kampfflugzeugs wieder auf Vordermann bringen konnte.
Es dauerte fast eine Stunde, bis Hans zurückkehrte. Sowohl Henriette wie auch Petra lagen bereits einige bissige Worte auf der Zunge. Die unterblieben jedoch, als sie die sechs Somalis sahen, die mehrere Kisten mit Munition herbeischleppten. Sie stellten ihre Last in der Halle ab, grinsten Hans noch einmal an und gingen zufrieden davon.
»Na, was sagt ihr? Habe ich das nicht gut gemacht?«, fragte Hans.
Henriette sprang vom Flugzeug und öffnete die erste Munitionskiste. »Tatsächlich, das ist Kaliber 37! Damit kann ich den Piraten einheizen.«
Sie klang so kriegerisch, dass Petra sie erstaunt ansah. »Man könnte fast denken, du freust dich darauf, andere Menschen zu töten!«
Über Henriettes Gesicht huschte ein Schatten. »Darauf freue ich mich bestimmt nicht. Aber ich bin froh, dass ich unsere Freunde jetzt wirkungsvoll unterstützen kann.«
»Wenn du dieses Ding hier in die Luft bekommst, heißt das. Noch hast du das Triebwerk nicht getestet«, schränkte Hans ein. Doch ebenso wie Henriette und Petra wollte auch er nicht an ein Scheitern glauben.
ACHT
E
s ist doch seltsam, wie die Zeit dahinkriecht, wenn man auf einen Einsatz wartet.« Dietrich von Tarows Stimme klang düster.
Torsten nickte, obwohl er die Wartezeit besser ertrug. Er konnte Henriettes Bruder verstehen. Dietrich ging offensichtlich der gescheiterte Angriff nicht aus dem Kopf, und er hatte Angst, dieser würde ebenfalls misslingen.
»Es sind ja nur noch drei Stunden. Dann können wir endlich in die Boote steigen«, sagte Torsten, um ihn zu beruhigen.
»Dann dauert es noch über eine Stunde, bis wir vor Ort sind. Und was dann kommt, wird hart!«
Dietrich wusste selbst, dass er mutlos klang. »Ich fürchte weniger, dass wir keinen Erfolg haben«, setzte er hinzu. »Aber nachdem wir die Lady of the Sea zurückgeholt haben, sind die Kerle auf der anderen Seite vorgewarnt. Dieses Gesindel verschanzt sich gerne hinter Frauen und Kindern. Also werden wir auch Unschuldige töten müssen, wenn wir das Schiff zurückholen wollen. Das macht mir einen Knoten im Magen.«
Torsten nickte nachdenklich. »Mir geht es nicht anders. Aber wir haben diese Entwicklung vorausgesehen und sind entsprechend vorbereitet. Wenn alles so klappt, wie wir annehmen, wird es kaum Opfer unter den Zivilisten geben!«
»Aber auf die weiche Methode riskieren wir, dass mehr von unseren Leuten fallen, als nötig wäre.« Dietrichs Blick galt weniger seinen Männern und den Fremdenlegionären als Jamanah, die wie stets in seiner Nähe saß und so gelassen wirkte, als läge ein Besuch bei Freunden vor ihr. Nur die Kalaschnikow, die frisch geputzt und mit vollem Magazin neben ihr lag, verriet, dass auch sie auf das Kommende vorbereitet war.
Sie sagte etwas, das der französische Fremdenlegionär mit »Heute ist die Nacht der Rache!« übersetzte.
Dietrich ahnte, was in Jamanah vorging. Die junge Frau dachte an ihre Eltern und Geschwister, die von feindlichen Freischärlern ermordet worden waren. Da die Gefangenen, die auf der Lady gemacht worden waren, mit den Mordbrennern im Bunde waren und teilweise sogar zu dieser Bande gehört hatten, war Jamanah ganz begierig darauf, in den Kampf zu ziehen. Sie hatte Dietrich die Sultana Sayyida beschrieben, die Anführerin der Banditen, welche sie als Blutsäuferin bezeichnete. Erst
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