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Todesfinal

Todesfinal

Titel: Todesfinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schuberth
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Angeber, manchmal auch nur ein arroganter Arsch, aber Morlov mochte ihn.
    Wenn Birdy aufgehört hatte zu erzählen, saß er stumm vor seinem Bier. »Und wie geht es dir?«, fragte er dann.
    »Alles wie immer«, sagte Morlov.
    Birdy bestellte dann meist noch eine Runde für beide. Und obwohl diese Abende immer gleich abliefen, hatte Morlov das Gefühl, dass sie ihm gut taten.
    Birdy hatte die Idee mit dem Forum gehabt. Morlovs Zweifel hatte er schnell zerstreut. Es gebe Sicherheitskonzepte, die seien wasserdicht. Und wer würde bei einem Forum mit dem Namen »Futter für Zwerggarnelen« daran denken, dass er sich auf einer Website befand, auf der sich Profikiller trafen, um sich auszutauschen.
    Doch in den letzten Jahren hatte sich das Forum verändert.
    Wenn Morlov die Beiträge darin las, fühlte er sich manchmal wie ein Angehöriger einer aussterbenden Gattung. Immer mehr blutjunge Anfänger gaben jetzt den Ton an.
    Sie diskutierten darüber, welche Musik sie am liebsten hörten   – meist Gruppen, von denen Morlov nie etwas gehört hatte. Sie jammerten, wenn wieder einmal der Benzinpreis stieg, sie eröffneten Themen, in denen es um die geeignete Rentenversicherung für einen Killer ging, und sie diskutierten allen Ernstes darüber, ob die Brüste irgendwelcher Schauspielerinnen echt waren.
    Vielleicht lag es auch daran, dass die meisten seiner alten Kollegen verschwunden waren. Entweder waren sie gestorben oder hatten sich zurückgezogen.
    Von Miller Killer hatte Morlov erfahren, dass er jetzt ein Bestattungsinstitut leitete. Shanghai Murder war beim letzten Auftrag umgekommen. Kollegen, die er nie persönlich kennengelernt hatte, mit denen er jedoch einen sehr guten E-Mail-Kontakt gehabt hatte. Morlov musste wieder an die Frage denken, die ihm Panzer gestellt hatte. »Hast du einen Freund?«, hatte er gefragt. Morlov starrte auf den Monitor.
    Als Morlov sich das erste Mal im Forum unter seinem Künstlernamen »Phantom« mit einem Beitrag gemeldet hatte, gab es das Forum schon einige Jahre, und man hatte erst nicht geglaubt, dass er es wirklich war.
    Ob er tatsächlich das berühmte Phantom sei, hatte man ihn gefragt, und als alle Zweifel ausgeräumt waren, hatte es Dutzende von Antworten auf seinen Beitrag gegeben. Dass es eine Ehre sei, dass das berühmte Phantom sich hier zu Wort melde, dass man seine Arbeit bewundere. Man hatte an unvergessene Morde erinnert, hatte seine Kaltschnäuzigkeit gerühmt, hatte behauptet, dass er die Kunst des Tötens in eine neue Dimension geführt habe und dass auch berühmte Nachahmer wie Apollo13, Q oder Der Pirat nie seine Klasse erreicht hatten.
    Das war lange her. Die Jungen kannten ihn nicht. Für sie waren diese Geschichten Märchen aus einer längst untergegangenen Welt.
    Morlov scrollte weiter. Schon vor dem Gespräch mit Panzer waren ihm Zweifel gekommen, ob der fette Kerl, der sich als GEZ-Fahnder ausgegeben hatte, wirklich ein Killer gewesen war.
    Vielleicht war das ja tatsächlich nur ein harmloser Fahnder von der GEZ gewesen? Aber nein, das konnte nicht sein. Und dass er bei dem Kerl nur eine Schreckschusspistole entdeckt hatte, musste nichts bedeuten. Wahrscheinlich hatte der Killer geglaubt, er könne ihn per Handarbeit erledigen, auf die altmodische Tour.
    Morlov stöberte in den Profilen der Forumsmitglieder. Fehlanzeige. Vielleicht war der Russe ein Außenseiter. Oder er war wirklich ein GEZ-Fahnder gewesen.
    Aber dann waren da noch die Schüsse, die man oben am Felsen auf ihn abgegeben hatte. Das hatte er sich ganz sicher nicht eingebildet. Jemand hatte es auf ihn abgesehen. Doch auch nach dem Gespräch mit Panzer wusste Morlov nicht, ob der etwas damit zu tun hatte.
    Er kam nicht weiter. Morlov dachte an Birdy. Wenn jemand etwas wusste, dann er. Birdy hielt sogar mit den Jungen Kontakt, obwohl er sie genauso verachtete wie Morlov.
    Morlov schrieb Birdy eine Nachricht, dass er ihn dringend treffen müsse.
    Dann ging er in die Küche, um sich noch einen Whisky einzuschenken. Als er die Flasche aus dem Regal über der Spüle holte, klingelte es. Morlov ging zum Fenster. Von hier aus konnte man den Platz vor seiner Tür sehen. Im Halbdunkel der Nacht erkannte er Veronika Lederer. Ausgerechnet sie. Ein Besuch seiner Nachbarin, das war das, was er jetzt am wenigsten brauchte.
    Was wollte sie noch so spät? Er sah auf die Küchenuhr: 23.15   Uhr.
    Es klingelte ein zweites Mal. Die Lederer würde nicht einfach wieder gehen. Morlov kannte sie zu gut. Er ging durch

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