Todesfinal
nur ein Mensch«, sagte Markoven. »Er kommt von seiner Arbeit heim, und wenn da keine Frau und keine Kinder warten, dann kann das sehr langweilig sein.«
»Und wenn er gar kein Serienkiller ist«, sagte Arabella. »Dann findet er nicht mal Befriedigung in seinem Beruf.«
»Richtig. Das Fernsehprogramm ist für einen Mann, der noch ein wenig Hirn im Kopf hat, keine Alternative. Bleiben als mögliche Hobbys eigentlich nur noch Alkohol oder man schaut Pornos im Internet.« Er blickte einen Moment vor sich hin. Skamper sah ihn erstaunt an.
»Glauben Sie mir, das gibt nicht die Befriedigung, die man sich wünscht«, sagte Markoven.»Da ist es doch am besten, man sucht sich ein Hobby. Und Geocaching ist für einen wie Barewski geradezu ideal. Ein Geocacher, dessen Rätsel kein anderer knacken kann. Da kann auch Barewski die Anerkennung finden, die er sich wünscht.«
»Wie ist denn Walsh eigentlich umgekommen?«, fragte Skamper.
»Er ist von einer Brücke gestürzt. Es sah alles nach Selbstmord aus. Ich war eigentlich der Einzige, der glaubte, dass hier etwas nicht stimmte. Aber es gab keine Beweise, dass es sich um einen Mordfall handelte. Es gab im Grunde im Zusammenhang mit Barewski nur einen Fall, wo klar war, dass es sich um Mord handelte.«
»Und was für ein Fall war das?«, fragte Arabella.
»Boris Vanderhorst. Damals ein nicht unbekannter Regimegegner. Dieser Fall hatte so viele Ungereimtheiten, dass man die Leiche genauer untersuchte. Vanderhorst ist bei einer Bergwanderung ums Leben gekommen. Er ist abgestürzt. Man hielt es für einen Unglücksfall, aber bei der Untersuchung hat man Gift in seinem Körper gefunden. Das Gift bewies, dass hier nachgeholfen wurde. Aber leider hat man von höherer Stelle darauf gedrungen, dass es keine genaueren Nachforschungen gab.«
»Und warum?«, fragte Arabella.
»Damals waren die Machthaber ja froh, den Regimegegner Vanderhorst los zu haben. Da hatte keiner Interesse an einer genauen Untersuchung. Es hätte ja herauskommen können, dass die Stasi ihre Finger im Spiel gehabt hat. Dabei gab es so viele Spuren und Hinweise. Es gab Aussagen, dass Vanderhorst bei der Bergwanderung nicht allein war. Mich hätte auch gewundert, wenn er wirklich allein gewesen wäre, ich kannte Vanderhorst, er ist nie allein aufgebrochen. Aber von dem geheimnisvollen Begleiter fehlt jede Spur. Auch das Gift, das in Vanderhorsts Körper gefunden wurde, hätte weitergeholfen. Es war ein sehr seltenes Gift, da hätte man ansetzen können.«
»Wenn es so viele Spuren gab, dann hat der Killer ja gar nicht so gute Arbeit geleistet«, sagte Arabella.
»Genau.«
»Aber das passt ja gar nicht zu dem, was Sie über diesen großen Killer erzählt haben.«
»Sie sind ein kluges Mädchen«, sagte der Alte. Er wandte sich an Skamper. »Sie sollten immer genau zuhören, was Ihre Chefin sagt. Sie ist so scharfsinnig wie Sherlock Holmes.«
Arabella nickte zweimal, wie zur Bestätigung dessen, was Markoven gesagt hatte.
»Ich habe die Theorie, dass Barewski diesen Mord deswegen auf eine fast stümperhafte Art ausgeführt hat, weil der menschliche Faktor ihm einen Streich gespielt hat.«
»Welcher menschliche Faktor?«, fragte Arabella.
»Ich glaube, dass Barewski derjenige war, der Vanderhorst begleitet hat. Und ich glaube, dass Barewski, obwohl er nur wenige Stunden mit Vanderhorst zusammen war, anfing, ihn zu mögen. Und dass das der Grund war, warum Barewski Fehler machte.« Der Alte hatte seine Brille abgenommen und strich sich über die Augen.
»Und Sie haben damals die Ermittlungen geleitet?«, fragte Skamper.
Markoven nickte. »Aber ich musste sie bald abgeben. Wie schon gesagt, der Staat war nicht an einer genauen Untersuchung interessiert.«
»Und das konnten sie einfach so machen?« Arabellas Stimme klang empört.
Markoven hatte ein nachsichtiges Lächeln auf den Lippen. »Die Zeiten waren andere.«
»Und Sie wissen nicht, wie Barewski aussieht, haben ihn nie gesehen?«, fragte Skamper.
Markoven schüttelte den Kopf. »Er ist ein Phantom. Meine Kollegen, ich meine die, die noch nicht tot sind, haben sowieso nie daran geglaubt, dass es ihn gibt.«
»Und woher wissen Sie dann, wie er heißt?«
»Der Name Barewski taucht in den Aufzeichnungen von Vanderhorst auf, die mir seine Frau hinterlassen hat. Niemand von Vanderhorsts Freunden und auch seine Frau nicht konnten mit dem Namen etwas anfangen. Ich kann es nicht beweisen, nennen Sie es Instinkt, aber für mich ist Barewski derjenige,
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