Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesflut: Thriller

Todesflut: Thriller

Titel: Todesflut: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
Vom Netzwerk:
nicht geladen ist, legt der Stromausfall den Sender der Boje lahm.« Er klang sehr skeptisch, musste aber einräumen, dass es immerhin möglich war. Es wäre ihm zwar lieber gewesen, wenn auch schon die Meldung um 8:30 Uhr ausgeblieben wäre, aber die hatten sie schwarz auf weiß und rechtzeitig erhalten.
    Reggie wollte etwas sagen, zögerte dann jedoch.
    »Was?«, fragte Kai.
    »Ich will es nur zur Diskussion stellen. Soll ich eine Warnung absetzen?«
    »Eine Warnung?«, kam es von Brad. »Das wird ja richtig gut.«
    »Brad, bitte.« Kai hob die Hand, um seinem Bruder zu verstehen zu geben, dass er nicht in der Stimmung war, auf seine Begeisterung einzugehen. Er musste sich unbedingt konzentrieren.
    Eine Tsunami-Warnung auszusprechen wäre eine mutige Entscheidung. Den Standardszenarien entsprach ihre Situation nämlich nicht. Kai müsste sich ganz allein auf sein Bauchgefühl verlassen.
    Eine Warnung nahm er nicht auf die leichte Schulter, besonders da er erst ein Jahr im Amt war. Sie hätte eine massive Störung für das Geschäftsleben und die Touristen auf Hawaii zur Folge, von den enormen Evakuierungskosten einmal ganz abgesehen.
    1994 hatte das Warnzentrum wegen eines Erdbebens von 8,1 in der Nähe der ostasiatischen Kurilen-Inselkette eine Warnung für den Pazifik ausgesprochen. Trotz der Messungen auf den Midwayinseln und dem Wake-Atoll, die eine Welle bis nach Hawaii ankündigten, war es damals nicht möglich gewesen, deren Größe zu berechnen. Es kam tatsächlich ein Tsunami, aber er war nicht höher als ein Meter. Die Warnung hatte den Staat Hawaii geschätzte dreißig Millionen gekostet.
    Es war auch noch nicht allzu lange her, dass das Center eine Warnung aufgrund eines 7,6-Bebens vor der Küste von Alaska ausgesprochen hatte. Dann zeigten die Pegel, dass nicht mit bedrohlichen Wellen gerechnet werden musste, und man blies die Warnung fünfundvierzig Minuten später ab. Die finanziellen Schäden waren geringfügig, aber das Vertrauen der Öffentlichkeit in das System hatte Schaden genommen. Im Fernsehen waren wiederholt Videos von erschreckten Einwohnern zu sehen, die selbst nach der Annullierung der Warnung die Stadt verließen. Man wertete den falschen Alarm als ein weiteres Anzeichen für den mangelhaften Katastrophenschutz des Bundes, obwohl das Tsunami-Zentrum genau nach Vorschrift gehandelt hatte.
    Wenn Kai eine Warnung herausgab, die nur auf seinem unguten Gefühl beruhte und sich wieder als ein Fehlalarm herausstellte, würden nicht nur alle über ihn herfallen, von der Gouverneurin bis zu seiner vorgesetzten Behörde, der National Oceanic and Atmospheric Administration, auch die Öffentlichkeit wäre so frustriert von den wiederholten Fehlalarmen, dass sie spätere Warnungen einfach ignorieren könnte. Eine Wiederholung der vollen Warnung, wie sie 1994 erfolgt war, würde im Übrigen heute noch teurer sein als damals, das heißt mindestens fünfzig Millionen kosten.
    »Bist du denn der Meinung, dass wir warnen sollten?«, fragte Kai seinen Kollegen.
    »Nein. Keineswegs. Ich wollte es nur zur Diskussion stellen. Dir zahlt man das dicke Geld, damit du deinen Kopf hinhältst.«
    Kai überlegte. Der Verlust der Messung war ein merkwürdiger Zufall, gewiss, aber immer wieder quälte ihn der Gedanke, dass ihm etwas entging. Die Fakten, über die er verfügte, rechtfertigten keine Warnung. Das Erdbeben war einfach nicht stark genug gewesen. Selbst bei einem stärkeren Beben wäre ein Tsunami unwahrscheinlich.
    »Kai? Was sollen wir tun?«
    Kai seufzte. Obwohl er sich so unbehaglich fühlte, er konnte nicht einfach eine Warnung absetzen. Noch nicht. Er brauchte mehr Informationen.
    »Wir warten noch«, sagte er. »Hoffentlich ist der Stromausfall bald vorbei, und wir können in Ruhe weiterarbeiten.«
    Reggie nickte und ging wieder ans Telefon. Kai versuchte, die hartnäckige kleine Stimme in seinem Kopf zu ignorieren, die ihm in den Ohren lag, er habe die falsche Entscheidung getroffen.
    10. Kapitel
    9:42
    Das verlängerte Wochenende am Memorial Day hatte nicht nur die Reisenden vom Festland nach Waikiki gelockt, sondern auch alle Bewohner der Insel. Der berühmte Stadtteil war brechend voll. Teresa erwischte gerade noch einen der letzten Plätze in der Tiefgarage des Grand Hawaiian.
    »Tante Rachel hat erlaubt, dass Lani sich die Ohren durchstechen lässt«, maulte Mia beim Aussteigen. »Und meine Freundin Monika hat eine Tätowierung auf dem Knöchel.«
    Teresa öffnete die Heckklappe. »Wenn du dir

Weitere Kostenlose Bücher