Todesflut: Thriller
Menschenmassen ab, bis ihnen zuletzt nur noch ein paar Nachzügler begegneten, die sich die Polizei aufzusammeln bemühte. Ein Polizist wollte auch sie anhalten, aber Brad fuhr einfach an ihm vorbei.
Vor dem Eingang des Grand Hawaiian Hotel kam er quietschend zum Stehen. Er sprang vom Motorrad und warf seinen Helm auf den Boden. Auch Kai ließ seinen einfach fallen und rannte an Brads Seite zum Eingang.
Sie waren noch nicht im Hotel, als ein solcher Donnerschlag die Luft zerriss, dass das Glas in den Fenstern erbebte. Er war so laut, dass die wenigen Leute stehen blieben und den Himmel absuchten. Auch Brad hielt inne, und Kai sah angstvoll auf den Ozean. Der Donner hallte länger als zehn Sekunden nach, wie die Schüsse eines Schlachtschiffs.
»Was zum Teufel war das?«, fragte Brad.
Kai hatte gelesen, wie Inselbewohner, die Tausende von Kilometern vom Krakatau entfernt lebten, die Explosion seines Ausbruchs vernommen hatten. Er wusste sofort, was sie eben gehört hatten.
»Der Einschlag des Asteroiden. Das war die Druckwelle.«
»Herr im Himmel!«
Der Knall hatte über zwei Stunden gebraucht, bis er bei ihnen zu hören war. Auf dem offenen Meer kam ein Tsunami jedoch nur wenig langsamer voran als der Schall. Die Welle würde nicht lange auf sich warten lassen, ging es dem besorgten Kai durch den Kopf.
»Komm, uns bleibt kaum noch Zeit.«
Sie rannten ins Hotel. Kai rief Rachels Namen. Die Lobby war leer. Die Fernseher zeigten entweder die Sendung des Bevölkerungsschutzes oder Sendungen von den Inseln, einschließlich Johnston Island. Dann erschien auf einmal ein anderes Bild mit den Angaben »Live« und »Lahaina, Maui«. Kai erkannte die Uferstraße wieder, weil er mehrmals dort gewesen war. Er erlebte am Bildschirm mit, wie ein gigantischer Tsunami alle Gebäude, keines war höher als fünf Stockwerke, wegriss. Er hielt den Atem an, als er Zeuge wurde, wie eine seiner Lieblingsstellen auf der Insel Maui komplett zerstört wurde.
Am hinteren Ende der Lobby waren zwanzig Leute, von denen einige im Rollstuhl saßen, auf dem Weg zu den Aufzügen. Kai erkannte Rachels rotes Haar. Er rief sie noch einmal, und sie drehte sich um. Als sie ihn erkannte, rannte sie zu ihm.
»Kai!«
Sie umarmte ihn und legte ihr Gesicht an seine Schulter. Dann ließ sie ihn los. Die Leute, die sie zum Fahrstuhl brachte, waren stehen geblieben und sahen ihnen zu.
»Was macht ihr beide denn hier?« Ihre Stimme wurde schrill, als ihr klar wurde, dass sie vermutlich nicht ohne guten Grund gekommen waren. »Was ist los? O mein Gott! Lani! Wo ist sie?«
»Hast du Teresa gesehen? Brad hat sie hierhergeschickt.«
»Nein. Wo stecken sie denn? Haben sie sich nicht in Sicherheit gebracht?«
»Wir haben Lani und Mia gesehen. Sie waren auf dem Meer, sie fuhren irgendwo vor Waikiki Kajak.«
»Was? Woher weißt du denn das?«
»Für lange Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Wir müssen sie holen, bevor der Tsunami eintrifft. Wir haben noch etwa zehn Minuten …«
In diesem Moment kam Teresa in die Lobby gerannt. Sie schien außer sich zu sein. Die Mädchen waren nicht bei ihr.
»Gott sei Dank, dass ich euch hier treffe! Habt ihr Mia oder Lani gesehen? Ich kann sie nirgendwo finden.«
»Sie sind draußen in der Bucht und fahren Kajak.«
»Was? Haben sie euch angerufen?«
»Wo in der Bucht?«, fragte Rachel.
»Das weiß ich nicht. Sind die Fahrzeuge noch draußen?«
Rachel verstand gleich, worauf ihr Mann anspielte. »Ja, sie liegen unten am Strand …«
In diesem Augenblick kam ein etwa fünfzehnjähriger Junge in die Lobby. Er sah völlig erschöpft aus. Kai hatte ihn noch nie gesehen.
»Lanis Mom!«, rief er. »Lanis Mom!«
Einen Moment lang standen alle stocksteif und mit offenem Mund da. Brad fasste sich als Erster.
»Du bist der Junge auf dem Video mit den Kajaks«, sprach er ihn an.
Beim Anblick seiner Tochter auf dem Meer war Kai so erschrocken gewesen, dass er die beiden Jungen kaum wahrgenommen hatte. Brad war jedoch schon immer aufmerksamer gewesen als er.
Teresa, Rachel und Kai kamen nun auch näher.
»Wo sind sie?«
»Sind sie nicht bei dir?«
»Kannst du uns zeigen, wo sie sind?«
Der Junge wirkte wie betäubt. Er war erschöpft und atmete schwer.
»Sie sind noch draußen«, sagte er nach Luft schnappend. Er konnte kaum sprechen. »In der Bucht. Mia paddelt zu langsam, deshalb bin ich voraus. Als ich am Ufer ankam, sah ich nur noch zwei. Ich weiß nicht, was passiert ist.«
Kai packte ihn am Arm. »Du zeigst
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