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Todesflut: Thriller

Todesflut: Thriller

Titel: Todesflut: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boyd Morrison
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her. Ihm folgten Teresa, Tom und Jake. Sie kamen langsamer voran, als Kai lieb war, weil sie zu tief in den nassen Sand einsanken. Außerdem stieg das Ufer deutlich an. Es war fast, als müssten sie es erklettern.
    Zwei Mal rutschte Lani aus und fiel hin. Kai sah warum. Sie und Mia trugen Zehensandalen.
    »Werft eure Schuhe weg!«, befahl Kai.
    Die Mädchen zogen sie widerspruchslos aus.
    In wenigen Sekunden hatten sie die Stelle erreicht, an der sich normalerweise die Surflinie befand. Eine beleibte Hawaiianerin, die einen Mu’umu’u mit Blumenmuster trug, ging mit ausgestreckten Armen langsam in Richtung Ozean.
    Kai hielt inne, vom Anblick der Frau wie hypnotisiert.
    »He!«, rief er. »Madam! Es kommt ein Tsunami!«
    Sie wandte sich ihm zu, sie war zwischen fünfzig und sechzig, ihre Haut war faltig von der Sonne. Sie schien vor Glück zu strahlen, und ihre Zähne waren atemberaubend weiß.
    »Es ist der Wille Gottes«, sagte sie ruhig und setzte ihren Weg in den sicheren Tod fort.
    »Komm, weiter!«, rief Brad. »Vergiss sie!«
    Bevor er seinem Bruder gehorchte, warf er einen Blick auf das Meer und sah mit eigenen Augen das Naturphänomen, das er seit Jahren in beengten Büros mit mathematischen Formeln zu erfassen versuchte.
    Eine schäumende weiße Masse wälzte sich ihnen mit schreckenerregender Pracht entgegen, baute sich auf und brach in sich zusammen, als sie die Untiefen um die Insel herum erreichte. Anfangs klang es, als krachten Wellen ans Ufer, mit dem Unterschied, dass das Brüllen nie nachließ, sondern immer lauter wurde, sich ständig selbst überbot. Kai wurde an ein Düsentriebwerk erinnert, das auf vollen Touren lief.
    Er wäre vielleicht wie gelähmt stehen geblieben, bis der Tsunami ihn überrollt hätte, hätte Brad ihn nicht an der Schulter gepackt.
    »Los, weiter!«, drängte er.
    Bis auf Lani hatten ihn alle überholt. Er ergriff ihre Hand, als er an ihr vorbeirannte.
    Die Mädchen waren von der Kajakfahrt erschöpft und verlangsamten die Gruppe. Mia schluchzte vor Müdigkeit, aber sie beklagte sich so wenig wie Lani.
    »Ihr haltet euch großartig!«, ermutigte Kai sie.
    Sie erreichten die Kalakaua Avenue. Der Tsunami war so laut, dass sie sich kaum verständigen konnten. Tom und Jake rannten zu dem Gebäude direkt vor ihnen, und Teresa folgte ihnen mit Mia. Es war das falsche Haus. Das Hotel mit den zwanzig Stockwerken, das Kai im Visier hatte, stand dreißig Meter weiter die Straße hinauf. Das Haus vor ihnen hatte nur zehn Stockwerke.
    »Nein! Das da!«, schrie er. Er deutete auf das höhere Hotel.
    Die Jungen hörten ihn entweder nicht oder gehorchten ihm nicht.
    Er rannte hinter ihnen her, weil er sie davon abhalten wollte hineinzugehen. Es sah zwar solide gebaut aus, war aber allenfalls für die erste Welle hoch genug. Der Tsunami türmte sich nun hoch über der Bucht von Waikiki auf und warf einen Schatten, obwohl es Mittag war. Im Südosten traf er auf den Krater des Diamond Head. Wasserfontänen stiegen an den Steilwänden des erloschenen Vulkans empor. Teure Villen wurden zu Nussschalen unter dem Ansturm der Naturgewalten.
    Der Vorsprung der Jungen war einfach zu groß. Kai erreichte sie erst vor dem Gebäude. Brad packte sie und rief: »Das ist das falsche Gebäude!« Aber es war zu spät. An einen anderen Ort würden sie es nicht mehr schaffen. Ihre Zeit war abgelaufen.
    Kai riss die Tür, auf der Seaside stand, auf. Das unmoderne Dekor und die abblätternde Farbe verrieten, wie alt das Seaside war, aber der Bau sah solide aus, und das war im Augenblick alles, was Kai interessierte.
    Sie stürmten zu einem Treppenhaus an der Ostseite des Gebäudes. Die Fluchttreppe war offensichtlich gebaut worden, bevor die neuen Bauvorschriften in Kraft traten, die verlangten, dass sie geschützt sein musste. Sie war luftig und hell, ansprechender als der Eingangsbereich, da sie vollkommen von Glas umgeben war.
    Zu seiner Rechten sah Kai, wie der Tsunami mit einem gigantischen Donnern Waikiki Beach überschwemmte. Die Welle erfasste zuerst das südwestliche Ufer und zerschmetterte alles, was sich ihr in den Weg stellte. Der Ozean stieg immer weiter an, noch nie hatte die Erde eine so heftige Flut erlebt. Für Sekundenbruchteile schienen die Palmen Widerstand zu leisten, aber das Wasser hatte zu viel Kraft und knickte sie wie Zahnstocher. Ein fünfstockiges Hotel etwas weiter den Strand hinunter stand im Weg, die Welle ergoss sich durch das Gebäude hindurch. Innerhalb von Sekunden waren die

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