Todesflut: Thriller
Rotors übertönend.
Er rannte zum Helikopter. Der Pilot öffnete die Tür.
»Toll, Sie zu sehen!«
»Wie viele?«, fragte der Pilot nur.
»Vielleicht sechzig, fünfundsechzig. Ich habe sie nicht gezählt.«
»Ach du lieber Gott. Dann nichts wie los! Ich versuche, noch ein paar Maschinen zu Ihnen zu schicken. Der erste Tsunami hat leider einen Teil der Marine-Helikopter auf dem Boden erwischt. Die Funkfrequenzen sind auch überlastet. Es kann also noch ein paar Minuten dauern.«
Max warf einen Blick in die Kabine. Hinten saßen drei Leute. Es sah danach aus, als wären noch zwei Sitze frei.
»Kann noch jemand zusteigen?«
»Ja. Zwei, aber nicht mehr. Ich will die Maschine nicht überladen. Ich habe gerade miterlebt, wie einer runterkam, als er abheben wollte. Wird wohl nicht der Einzige bleiben, aber ich habe keine Lust dazu. Wenn sich mehr als zwei Leute in Bewegung setzen, hebe ich ab, bevor sie hier sind.«
»Kapiert.«
Max ging hinüber zu den Gästen.
»Okay. Der Pilot sagt, er kann nur zwei Leute mitnehmen.« Stöhnen und Flüche wurden laut. Max hob die Hände, um die Menge zu beruhigen.
»Es sind weitere Helikopter auf dem Weg zu uns. Zum Auslosen, wer mit an Bord darf, haben wir keine Zeit. Deshalb wähle ich einfach zwei Leute aus.« Er deutete auf ein Paar in den Siebzigern, das offensichtlich verheiratet war. Es stand genau vor ihm. Der einbeinige Mann stützte sich auf Krücken.
»Kommen Sie.«
Er hatte sich innerlich schon gegen Proteste gewappnet, aber die alten Soldaten waren offenbar noch immer daran gewöhnt, Befehlen zu gehorchen. Leises Raunen war zu vernehmen, aber niemand versuchte, den Helikopter zu stürmen.
Stattdessen wehrte sich der Mann, den er ausgewählt hatte.
»Solange hier noch Frauen sind, steige ich nicht ein. Für was für einen Mann halten Sie mich?«
»Sir, wir befinden uns nicht auf der Titanic, und wir haben auch keine Zeit, uns zu streiten …«
»Das ist mir egal. Ich steige nicht ein, solange die Frauen nicht in Sicherheit sind.«
»Mr. Lateen. Können Sie mir helfen?«
Bob Lateen, dessen Rollstuhl ein Stockwerk tiefer geblieben war, warf schnell einen Blick in die Runde und schüttelte dann den Kopf.
»Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass keiner der Männer in einen Helikopter steigt, bevor die Frauen nicht sicher sind. Sie verschwenden nur unser aller Zeit, wenn Sie das nicht akzeptieren. Und ich gehe als Letzter.«
Max wollte protestieren, aber er erkannte, dass Mr. Lateen nicht nachgeben würde. Die anderen alten Haudegen schienen nicht weniger stur zu sein. Für lange Diskussionen war keine Zeit, also wies er auf eine zweite Frau.
»Gut. Dann Sie. Gehen wir.«
Die Frauen verabschiedeten sich von ihren Männern. Max brachte sie zum Helikopter. Die Frauen stiegen ein und winkten weinend ihren Gatten zum Abschied zu.
»Kommen Sie schnell zurück«, bat Max.
Der Pilot nickte.
»Wir bringen die Leute zum Tripler Medical Center oder Wheeler Field, wenn in Tripler zu viel los ist. Ich komme so schnell ich kann zurück.«
Max wich zurück, als sich die Rotorblätter schneller drehten. Die Maschine hob sich elegant, wendete sauber und flog in Richtung Nordwesten.
Max und Adrian gingen ins Restaurant, um die restlichen Gäste aufs Dach zu holen. Max hoffte inständig, dass sich sein Versprechen gegenüber den Gästen tatsächlich erfüllen würde und mehr Helikopter einträfen.
Rachel hing mit einer Hand am Pfeiler und hielt Wyatt mit der anderen fest. Als sie Bill kommen sah, rief sie: »Bleiben Sie stehen! Die Brücke könnte einstürzen!«
Bill sah ein, dass sie recht hatte, und blieb händeringend auf seiner Seite stehen.
Wyatt war zu schwer. Ihn hochzuziehen, fehlte Rachel die Kraft.
»Wyatt, halte dich an meinen Beinen fest, und klettere an mir nach oben.«
»Okay.«
Er ließ ihre Hand los und hielt sich an ihren Beinen fest. Sie umklammerte den Pfeiler mit beiden Händen. Wyatt kletterte auf ihren Rücken, bis er auf der Brücke stehen konnte. Als er halbwegs sicher war, suchte Rachel Halt mit einem Bein. Behutsam kletterte sie den Pfeiler hinauf, bis auch sie Boden unter den Füßen hatte. Gemeinsam legten sie das letzte Stück des Wegs zurück. In der Lobby angekommen, ließen sie sich, ganz benommen von der Anstrengung, auf den Boden fallen.
Wyatts Familie jubelte.
»Vielleicht sollten wir einfach hierbleiben, bis alles vorüber ist«, rief der Vater von der anderen Seite herüber.
»Nein, Dad!«, bettelte Wyatt
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